Zwischen Ortler und Garda-See

Publiziert in 1 / 2006 - Erschienen am 11. Januar 2006

Schlanders - Sepp Jörg, der aus Göflan stammende Lajener, hat im Jahr 2001 Südtirol durchquert, 2002 das historische Alt-Tirol erwandert und ist 2003 auf den Spuren von Andreas Hofer von Innsbruck bis Mantua marschiert. Die Begehung der Ortlerfront, die er im August 2005 zusammen mit Manfred Haringer aus Göflan durchführen wollte, hätte die Krönung dieser Unternehmungen werden sollen. Dass das „Mammutprojekt“ nur etappenweise gelang, ist den Widrigkeiten des Wetters und der Ausaperung der Gletscher zuzuschreiben. Für die Kämpfer an der Ortlerfront waren aber Eis und Schnee, Blitzschlag und Lawinen nur der gewöhnliche Alltag. Sie hatten in ihren Stellungen zwischen 3.500 und 3.900 Metern auszuharren, zu kämpfen und wenn notwendig bis zum bitteren Ende die Landesgrenzen zu verteidigen. Mit eindrucksvollen Bildern von seinem waghalsigen Unternehmen hatte kürzlich Sepp Jörg im New Life-Zentrum von Schlanders etwa 60 Besucher auf die Schicksale der Gebirgssoldaten im 1. Weltkrieg hingewiesen. Symbolisch hatten sie sich am Start auf dem Stilfser Joch die Hüte der Feinde übergestülpt, Haringer die Mütze der Kaiserschützen, Jörg den gefiederten Hut der Alpini. Ein von Eis und Schnee überzogenes Gipfelkreuz aus Pappmaché, Ausrüstungsgegenstände aus den Kriegsjahren und das Lied „Auf den Bergen, wo der Himmel die Erde küsst…“ stimmten die Besucher auf den Rückblick ein. Manfred Haringer, der Experte für die Ortler-Kriegsgeschichte schlechthin, ergänzte die Aufnahmen Jörgs und füllte die Begehung mit Anekdoten aus dem Soldatenleben. Beate Pinggera, Urenkelin des legendären Bergführers und Begleiters von Julius Payer Hans Pinggera, war aus Sulden angereist und befand sich gewissermaßen als Zeitzeugin im Saal.