Der KASINO-Saal bot das passende Ambiente.
Dominik Plangger und Claudia Fenzl wussten zu begeistern.
In der Pause hieß es für Dominik Plangger Alben signieren.
Der in Mailand geborene Musiker Mauro Ferrarese supportete das Musiker-Ehepaar.

Wenn der Liedermacher heimkommt 

Dominik Plangger und Claudia Fenzl zu Gast in der BASIS. Songs, die berühren und zum Nachdenken anregen.

Publiziert in 7 / 2025 - Erschienen am 8. April 2025

Schlanders - „Geats enk guat?“, fragte Dominik Plangger das Publikum im vollen KASINO-Saal in der BASIS in Schlanders unlängst bei seiner „Heimkehr“ in den Vinschgau. Er freute sich, dass so viele den Weg hierher gefunden hatten. „So oft spielen wir ja leider nicht mehr daheim“, unterstrich der 1980 geborene „Junge aus Stilfser Brücke“, der mit seiner Wiener Ehefrau Claudia Fenzl und der siebenjährigen Tochter Mavis in Neusiedl am See im Burgenland lebt. Das musikalische Ehepaar, das schon viele gemeinsame Kilometer durch Europa zurückgelegt hat, kam diesmal mit dem neuen Album „Limes“ im Gepäck in den Vinschgau. Plangger präsentierte aber natürlich auch mehrere seiner Klassiker. Gefühlvoll, eindringlich, ja oft melancholisch, wussten die Lieder auf Deutsch, Italienisch und im Vinschger Dialekt, begleitet von seiner Frau an der Geige und im Harmoniegesang, zu überzeugen. Plangger, der sich seinen „Traum von der Musik“ erfüllt hat und schon lange seinen Lebensunterhalt damit bestreitet, erklärte mit viel Witz und Charme, aber auch Ernst, seine selbst komponierten Lieder und Texte. 

Wo Dominiks Urgroßvater starb

Geschichtlich und gleichzeitig emotional wurde es etwa beim Song Via Rasella. „Der morgige Sonntag ist ein besonderer Tag. Die Ereignisse in der Via Rasella jähren sich. Hier ist damals mein Urgroßvater gestorben“, erklärte Plangger. Zur Erinnerung: Am 23. März 1944 starben über 30 Wehrmachtssoldaten des Regiments „Bozen“ in der Via Rasella in Rom bei einem Anschlag der italienischen Widerstandsbewegung („Resistenza“), darunter der Stilfser Michael Josef Moser - der Vater von Dominik Planggers Oma Erna. Am Tag danach wurden 335 italienische Zivilisten, darunter 75 jüdische Geiseln, in den Ardeatinischen Höhlen im Süden Roms erschossen. Den Befehl dazu hatten die verantwortlichen Offiziere der Wehrmacht gegeben. Das Lied, das sich mit den Ereignissen in der Via Rasella und dem darauffolgenden Massaker in den Höhlen beschäftigt, wurde auf Planggers neuem Album veröffentlicht. Sein Antrieb sei es gewesen, die Geschichte aufzuarbeiten. Als Dominiks Großmutter Erna im Herbst des Jahres 2023 starb, recherchierte der Liedermacher. Er stieß dabei auch auf einen italienischen Dokumentarfilm und erfuhr, dass der bekannte italienische Komponist Ennio Morricone zu dieser Zeit als Straßenmusiker unterwegs war. Auch er soll sich damals in der Via Rasella aufgehalten haben. „Es ist nicht auszuschließen, dass mein Urgroßvater ihm über den Weg lief“, so Dominik Plangger. Morricone wurde jedoch über das bevorstehende Attentat gewarnt und konnte sich retten. Später komponierte er auch eine Filmmusik zu den Ereignissen. „Da ich selbst lange als Straßenmusiker unterwegs war, entschied ich mich, das damalige Geschehen im Lied aufzuarbeiten“, erklärte Plangger. So heißt es am Ende des Liedes: „In den Trümmern der Via Rasella liegt ein Mann, dem Tode nah, den Ennio Morricone sterben sah. Es war der Vater meiner Großmutter“. 

„namenlose“: Damals wie heute 

Auch auf den Song „namenlose“ ging der Liedermacher näher ein. Der Vinschger Musiker war ergriffen, als er vor Jahren das erste Mal den Song „Deportee (Plane Wreck at Los Gatos)“ von Woody Guthrie (die Melodie stammt von Martin Hoffman) gehört hatte. Dabei handelt es sich um ein Protestlied aus dem Jahr 1948, das auf einem realen Flugzeugabsturz basiert. Am 28. Januar 1948 war ein Charterflugzeug in der Nähe von Los Gatos Canyon, Kalifornien, abgestürzt, 32 Menschen an Bord starben. Unter den Opfern waren vier Besatzungsmitglieder und 28 mexikanische Wanderarbeiter/innen, die aus den USA nach Mexiko abgeschoben wurden. Guthrie war empört darüber, dass die US-Medien nur die Namen der Besatzung nannten, während die Migranten lediglich als „Deportees“ (Abgeschobene) bezeichnet wurden. Dies inspirierte ihn dazu, den Song zu schreiben, in dem er die Entmenschlichung der Arbeiter/innen kritisiert. Er gibt ihnen darin symbolisch Namen wie „Juan“, „Rosalita“ und „Jesús“ und macht auf die Ungerechtigkeit des Einwanderungssystems aufmerksam. „Deportee“ ist bis heute ein bedeutendes Protestlied gegen unmenschliche Einwanderungspolitik und soziale Ungerechtigkeit. „Das Lied ist aktueller denn je, massenhaft werden Menschen aus den USA nach Mexiko abgeschoben“, so Plangger. Claudia Fenzl und er haben das Lied übersetzt, vom Verlag des 1967 verstorbenen Künstlers jedoch bei einer Mail-Anfrage für die Genehmigung eine Absage erhalten. „Daraufhin wandten wir uns direkt an seine Tochter Nora Guthrie“, erklärte der Vinschger Liedermacher. Es klappte, die Tochter, die den Nachlass des Musikers verwaltet, erteilte die Genehmigung und so fand Planggers Version des Protestliedes den Weg in sein Repertoire. Ein weiteres Lied, „Deine Generation“, hat Plangger für seine Tochter Mavis geschrieben. „Wir sind momentan eine Generation, die den Karren an die Wand zu fahren scheint. Hoffen wir, dass die Jungen das Ruder rumreißen. Aber wir dürfen die Verantwortung nicht abschieben“, mahnte der Liedermacher. 

„Limes“: Über Grenzen 

Am Rande des Konzerts hatten die zahlreichen Zuschauer/innen die Möglichkeit, Dominik Planggers neues Album „Limes“ zu erwerben. „Limes“ bedeutet auf Latein so viel wie Grenzgänge. „Ich habe es aus verschiedenen Gründen so getauft“, erklärte der Musiker im Gespräch mit dem der Vinschger. Einerseits aufgrund der Grenzgänge im Leben, „die wir alle haben“. Zweitens wegen des Krieges in der Ukraine, „wo Putin mit schrecklicher Brutalität die Grenzen verschiebt“. Weiters: „Die Grenzen in unseren Köpfen“. Und schließlich: „Ich lebe jetzt in der Region Carnuntum an der Grenze zur Slowakei und Ungarn in der Limesstraße“, erklärte Plangger. Das Konzert in der BASIS sei ein großer Erfolg gewesen, freute er sich abschließend. „Es war wie immer im Vinschgau sehr schön für uns, wir haben uns sehr wohl gefühlt. Die BASIS ist ein toller Ort, um Konzerte zu spielen“, so der Liedermacher. Für das Warm-up hatte Mauro Ferrarese gesorgt. Am 3. Mai ist Dominik Plangger erneut im Vinschgau zu Gast und zwar in Taufers im Münstertal. 

Michael Andres
Michael Andres

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