Im Bild (v.l.): Johanna Niederkofler, die Künstlerinnen Jessi Pitt und Daniela Brugger, Glaziologe Georg Kaser und Bürgermeister Karl Josef Rainer.
Duo „Two of us“ (Sybille Kofler und Hubert Weiss).
Die Fotos von Daniela Brugger dokumentieren die triste Stimmung nach dem Gletscherrückgang.
Duo „Two of us“ (Sybille Kofler und Hubert Weiss).

Gletscherschwund weckt Emotionen

Publiziert in 8 / 2025 - Erschienen am 22. April 2025

Unser Frau - 2025 ist das internationale Jahr des Gletscherschutzes, ausgerufen von den Vereinten Nationen. An dieses Jahr wurde bei der Eröffnung der Sonderausstellung im archeoParc im Schnalstal wiederholt erinnert. Dem Gletscherschwund wird mit der Sonderschau „Glacier and Me“ auf Leinwand und Fotopapier näher gerückt, dokumentiert mit Acryl, Bleistift, Kohle und mit Fäden. Die beiden Künstlerinnen Jessie Pitt aus Melbourne, die seit 10 Jahren in Längenfeld lebt, und die Schnalser Fotografin Daniela Brugger haben sich auf ihre individuelle Art dem Thema angenähert. Pitt hat auf ihren zahlreichen Wanderungen in den Ötztaler Bergen die Veränderungen am Gletscher fotografiert und dann zu Hause versucht, den derzeitigen Zustand mit Bleistift, Kohle und Acryl auf Leinwand nachzuzeichnen. Zum Teil arbeitete sie monatelang an ihren Bildern, stets Schicht über Schicht aufbauend, sich dem Schwund nähernd, sagt sie. Entstanden sind großflächige Bilder, die insbesondere aus der Ferne betrachtet ihre ganze Wirkung entfalten. Die übers das Schnalstal hinaus bekannte Fotografin Daniela Brugger hat die verschiedenen Gletscher des Tals bzw. das, was noch übrig ist, mit Fotos dokumentiert, „auch um die triste Stimmung einzufangen“, so Brugger. In ihrer Bilderserie 0-32 m hat sie versucht, mit auf den Fotos eingenähten Fäden den drastischen Rückgang optisch noch einmal zu verdeutlichen. Der Gletscherschwund, so die einhellige Meinung aller Anwesenden, ist ein emotionales Thema. Spätestens als Bürgermeister Karl Josef Rainer von seinen Kindheitserinnerungen gemeinsam mit Georg Kaser am Similaunferner und dem Similaunrennen oder dem Rückgang des Hochjochfernes am Schnalstaler Gletscher erzählte, wurde dies in eindrucksvoller Weise deutlich.  Der Glaziologe und international anerkannte Experte Georg Kaser erläuterte den Werdegang und die Hintergründe, die zum UN-Themenjahr geführt hatten: „2022 hat Tadschikistan, jenes Land mit dem längsten Gletscher der Welt, dem Fedtschenko-Gletscher im Karakorum-Gebirge, einen Antrag für ein internationales Jahr für den Gletscherschutz gestellt“. Den Gletschern werde auch deshalb international so viel Aufmerksamkeit zuteil, „weil sie das tragische Aushängeschild für die deutlich sichtbaren Veränderungen in unserer Umwelt durch den Klimawandel sind.“ Den Ausführungen von Kaser, die von einer Tagung zum Gletscherrückgang im Duschanbe, den Versuchen der Einflussnahme der Erdölunternehmen und einem wahnwitzigen Projekt, die Ostsee mit einem Damm zu retten, reichten, folgten alle Anwesenden gespannt. Bei einem erlesenen Glas Weißwein des Weinguts Unterortlhof, das von den Pächtern Raphael und Christine Burki geführt wird, konnte Vinschger und Australischer Weißwein - Burkis führen auch ein Weingut in Australien - verkostet werden, wie Johanna Niederkofler, Leiterin des archeoParcs, erklärte. Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung vom Duo „Two of us“ (Sybille Kofler und Hubert Weiss aus Naturns).

Andrea Kuntner
Andrea Kuntner

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