Zwischen diesseits und jenseits
Gäste aus dem jenseitigen Ötztal besuchten Freunde im diesseitigen Schnalstal.
Karthaus - Die Ethnologin Annemarie Doblander Hofer aus Ötztal-Bahnhof und der Historiker Manfred Schwarz aus St. Leonhard in Passeier haben im Rahmen eines EU-Projektes auf 60 Seiten Geschichten über das Ötz- und Schnalstal gesammelt und damit Geschichte geschrieben. Ihre online-Schlagwort-Recherche in der Südtiroler Landesbibliothek Tessmann bezieht sich auf die Zeit zwischen der Thronbesteigung Kaiser Franz Josefs I. um 1848 und dem Festlegen der Staatsgrenze mitten durch die Ötztal-Schnalstaler Gletscherwelt 1918. Die „staatsgewaltige“ Teilung trennte nie wirklich. Über „vierfüßige Grenzgänger“, also über Tausende von Schafen und Ziegen blieben die „Transhumanz“, die Wanderweidewirtschaft, und die Verbindungen zwischen dem „Diesseits und Jenseits“ erhalten. Durch die Bemühungen des 1989 gegründeten Internationalen Vereins „Pro Vita Alpina“ und des „Kulturvereins Schnals“ kam die Transhumanz in den Rang eines Unesco-Kulturerbes. Hofer und Schwarz überschrieben ihr erfrischendes Werk mit „Hören sie wieder einmal ein Wort aus unserem Thale“, entdeckt im Südtiroler Volksblatt vom 12. August 1865. Es war ein Hilferuf aus Unserfrau in Schnals, den Verbindungsweg vom Ötztal übers Hochjoch durch einen zweiten „Gemeinde-Polizeimann“ unter Kontrolle und „die Gegend (von Gesindel) rein zu halten“. Vorgestellt wurde die Broschüre, indem Pro Vita Alpina-Geschäftsführerin Florentine Prantl eine Auswahl an „köstlichen Anekdoten“ der gemischten Ötztaler-Schnalser Zuhörerschaft vorlas und Benjamin Santer, Vorsitzender des Kulturvereins, jeweils das passende Bild einblendete. So geschehen im ehemaligen Priorat des Karthäuser-Ordens und heutigen Restaurant Grüner am Dorfplatz von Karthaus. Die Autoren hatten sich durch 13 verschiedene Zeitungen gearbeitet - von A wie „Andreas Hofer Wochenblatt“, erschienen in Innsbruck, bis V für „Tiroler Volksbote“, zuerst erschienen in Brixen, dann in Innsbruck. In der ersten Leseprobe ging es um die „Eröffnung des Schnalser Weges“ 1875 aus der Meraner Zeitung und die letzte hatte die Glockenabnahme in Katharinaberg aus dem Tiroler Volksboten 1918 zum Thema. Die Delegation aus dem Ötztal war zuvor von Benjamin Santer durch die ehemalige Klosteranlage geführt und mit den wichtigsten Eckdaten von der Klostergründung 1326 über die Aufhebung 1782 bis zum Dorfbrand 1924 beliefert worden.
