„Iatz“ Handschlagqualität beweisen
Klare Worte beim Bezirkstag der Schützenbataillone Martin Teimer und Josef Stecher in Tschars
Tschars - Nach deutlichen Worten des Naturnser Dekans Christoph Wiesler wurde am Denkmal der Gefallenen ein Ehrenkranz niedergelegt. Die Kompanie Morter unter Hauptmann Alex Tanner feuerte eine Ehrensalve ab. Umrahmt wurde die Ehrerbietung von einer Abordnung der Musikkapelle Tschars. Die Aufstellung in den engen Gassen verlangte klare Befehl und erfolgte in kompakter Ordnung zum Rhythmus der neu gegründeten Abteilung „Vinschger Trommler“. Zur Eröffnung des Bezirkstages zitierte Major Hansjörg Eberhöfer aus der Landeshymne: „Zu Mantua in Banden der treue Hofer war“. Die Erinnerung an die würdevolle Andreas Hofer-Gedenkfeier in Mantua, gestaltet von fast 600 Schützen und vielen Marketenderinnen aus dem Vinschgau, und der Hinweis auf die unerschütterliche Treue des Sandwirts wurden für 18 Kompanien zum Leitfaden der Versammlung. Ehrengäste waren Bürgermeister Gustav Tappeiner und der Bezirksmajor im Südtiroler Unterland, Peter Frank. Nach dem Kassabericht gönnte man sich das Lied „Es leb‘ der Schütze froh und frei“ mit dem Einschub: „Freiheit für Südtirol, Freiheit für ganz Tirol, Südtirol bleibt deutsch“.
Es droht Identitätsverlust
Peter Raffeiner, Kommandant des Untervinschger Bataillons Martin Teimer, sprach das Problem „Waffentragen der Schützen aus (Nord)Tirol und Bayern in Italien“ an und spielte auf einen „landesüblichen Empfang in Rom an, als er fragte: „Sind wir nur ein fremdbestimmter Trachtenverein, der aufmarschiert, wenn es andere wollen?“ Das Volksfest zum „Iatz-Tag“ in Meran nannte er eine „atemberaubende Willensbekundung in der ehemaligen Hauptstadt Tirols“. Raffeiner fand scharfe Worte für die Gedenkaktion der Alpini und italienisch gesinnter Gemeindepolitiker an der „Geschichtslüge“ Beinhaus in Burgeis. Dass den Südtirolern die österreichische Staatsbürgerschaft verwehrt wurde, sei auch mit Südtiroler Hilfe geschehen. Raffeiner erwähnte auch die Ehrungen von Bat.-Kdt. Andreas Thoma (Bat. Josef Stecher) und der Bezirksmarketenderin Kunigunde Wielander mit dem Katharina Lanz-Verdienstorden in Silber. Auf besondere Ausrückungen, Beerdigungen und Wallfahrten ging Kdt. Thoma ein. Solidarität und Hilfsbereitschaft seien die Werte der Schützen und „der Klebstoff der Gesellschaft“. Er forderte Achtsamkeit gegenüber dem „schleichenden Identitätsverlust“. Kunigunde Wielander lobte den Auftritt von 41 Marketenderinnen beim Alpenregionstreffen und Esther Tappeiner als Zuständige für die Jungschützen berichtete von einer bedeutenden Spende an das Südtiroler Kinderdorf. Einen Leistungsbericht, der sich sehen lassen konnte, mit 626 Teilnehmern beim Bundesschießen, wies Schießsportreferent Markus Kofler auf. Als „unerschrockene und immer lautere Gruppe“ stellte Hansjörg Eberhöfer die neu formierte Abteilung der Trommler vor. Referent Erich Bernhart stellte dem Schützen-Motto „Gemeinsam sind wir stark“ das Trommler-Motto „Gemeinsam sind wir laut“ an die Seite.
Was braucht ein Anführer
Hansjörg Eberhöfer kam auf die gelungene Gedenkfeier in Mantua zu sprechen. Er habe sich oft gefragt, was für ein Mensch Andreas Hofer wohl gewesen sein muss. Überliefert und belegt sei, dass Hofer ein tiefgläubiger Katholik mit einem besonderen Sinn für Gerechtigkeit war. Er war ein freier Tiroler voller Mut und Tapferkeit. Sein Wahlspruch lautete: Alles für die Heimat! „Hofer war ein Macher, ein richtiger Anführer“ so Eberhöfer. „Auch wenn die Anforderungen an einen Anführer heute andere sind, was braucht ein guter Anführer? Er braucht Handschlagqualität“. Ein Mensch mit Handschlagqualität bedeute, standhaft zu sein. Man vertraue ihm und könne seinen Worten Glauben schenken. Eberhöfer fragte sich: „Wie schaut es heute mit unseren Anführern aus? Sind das alle Tiroler? Haben sie Handschlagqualität? Jeder möge sich die Antworten selbst geben. Wie geht es uns heute, können wir mit der Ist-Situation zufrieden sein? Schauen wir uns um im Sanitätswesen, in der Schule oder ganz aktuell im Vereinswesen. Es kann uns dabei nicht gut gehen. Ich habe nur eine Erklärung: Es sind alle Egoisten geworden, denen es nur darum geht, den eigenen Sack voll zu kriegen. Niemand denkt mehr an die Freiheit und Unabhängigkeit für unser Land.“ Es waren 7 nachdenklich stimmende Redeminuten des Bezirksmajors. Dem nicht genug. Es folgte das Impulsreferat des Gastredners Peter Frank, der mit eindringlichen Worten ebenfalls auf untragbare Zustände hinwies. „Ich will euch einen ‚Schupf‘ geben und euch auffordern, mit anderen darüber zu reden“. Es gehe nicht um ein Schützenthema, es gehe um die Heimat, in der Rom bestimme, aber das größere Problem in Bozen sitze. Er machte auf die im Saal verteilten Faltblätter mit dem Titel „Unser Ehrenamt – „iatz“ – schützen“ aufmerksam. Es folgte ein Grußwort von Bürgermeister Gustav Tappeiner, der seine „Wertschätzung für den Einsatz um Heimat, Sprache und Brauchtum“ ausdrückte. Verschiedene Mitteilungen zur Plakat-Aktion „100 Jahre namenlos“, zum nächsten Bezirkstag in Glurns, zur Abwesenheit der Bezirksleitung bei einer Beerdigung und das Lied „Auf zum Schwur, Tiroler Land“ beendeten den Bezirkstag 2023.
