Das „Hotel Paradiso“ in Martell wird im Buch zum „Paradise Mountain Resort“.
Ein großer Vinschgau-Freund: Buchautor Harald Lüders.

Ein Psycho-Thriller aus Hintermartell 

Virtuelle Realitäten, psychische Leiden, Manipulation und Erpressung: Und dies alles in einer Kurklinik im hinteren Martelltal. 

Publiziert in 2 / 2019 - Erschienen am 22. Januar 2019

GOLDRAIN/FRANKFURT - Das verlassene „Hotel Paradiso“ im hinteren Martelltal hat was mystisches, geheimnisvolles an sich. „Ich stand sprachlos vor dem Gebäude, das wie ein fremdes Raumschiff in der herrlichen Landschaft steht. Es ist einerseits ein Fremdkörper, zeigt überdeutlich den Machtanspruch der Erbauer und des Architekten, ist aber andererseits ein Gebäude, das jetzt im Verfall einen merkwürdigen Zauber entfaltet“, so beschreibt es etwa Harald Lüders. Der Autor aus Deutschland, der jahrzehntelang als Journalist für das ZDF gearbeitet hat und dort unter anderem als Redaktionsleiter für die Reportage-Abteilung fungierte, hat kürzlich sein neuestes Werk „Traumtunnel“, einen schaurig spannenden Psycho-Politthriller veröffentlicht. Im sogenannten Paradise Mountain Resort, einem Fünf-Sterne-Sanatorium, kurieren die Reichen dieser Welt ihre Psycholeiden. Ein Professor namens Carlos Mentoff experimentiert dort unter anderem mit virtueller Realität. Ein Frankfurter Journalist recherchiert nach und taucht ein in eine Welt zwischen Traum, Wirklichkeit, Datenmanipulation und Erpressung. Was dies alles mit dem hinteren Martelltal und dem verlassenen „Hotel Paradiso“ zu tun hat? „Mitten in der herrlichen Natur der Südtiroler Alpen liegt das Paradise Mountain Resort…“ ist in der Buchbeschreibung zu lesen und schon nach einigen Passagen merkt der ortskundige Leser: Das Hotel, das Martelltal und die Umgebung bilden sozusagen die Kulisse für den Thriller und waren gleichzeitig Inspiration für den Autor. „Ich war und bin fasziniert von dem Gebäude. Als ich mit den Arbeiten am Buch begann, und einen Ort für ein modernes Psycho- Resort suchte, kam mir sofort das Hotel Paradies in den Sinn“, erinnert sich Harald Lüders. 

Urlaub in Goldrain 

Der aus Frankfurt am Main stammende Autor kommt schon seit vielen Jahren zum Urlaub in den Vinschgau. „Meine Frau war es, der ich dies zu verdanken habe“, erzählt Lüders. Bereits im Jugendalter habe seine Frau viele ihrer Urlaube in Goldrain verbracht und bei einer der zahllosen Wanderungen mit ihrem Vater das verlassene Hotel entdeckt. „Ich selber war vor etwa 15 Jahren erstmals im Vinschgau. Irgendwann sind wir in diesem Urlaub das Martelltal hochgefahren und wollten zur Zufallhütte aufsteigen. Auf dem Weg dahin zeigte mir meine Frau die Ruine des Hotels“, so Lüders. Seit Jahren ist der Autor treuer Stammgast im Goldrainer Hotel Bamboo. „Wir kennen drei Generationen der Familien Tappeiner und Stricker, aus Gastgebern sind längst Freunde geworden“, schwärmt der 67-Jährige von der Gastfreundschaft. In den vergangenen Jahren widmete er sich im Urlaub vor allem auch den Recherchen für sein neuestes Buch. „Ich habe mir Lastenseilbahnen erklären lassen, habe alte Prospekte vom Hotel Paradies studiert, habe mir Wege gemerkt, habe Orte für Action-Szenen ausgesucht und habe viele Fotos gemacht, die dann für mich zu Hause am Computer sehr wertvoll waren“, erzählt er.  

Der Zauber des Martelltals 

Am Buch selbst hat Harald Lüders über ein Jahr gearbeitet. Neben den Recherchen vor Ort galt es, sich unter anderem in die Thematik der Datenmanipulation, virtueller Realitäten und dergleichen einzulesen - und den aufregenden Thriller schließlich zu Buch zu bringen. Während die Protagonisten des Buches Deutsche, Amerikaner oder Brasilianer sind, spielt vor allem die Marteller Landschaft im „Traumtunnel“ eine überaus wichtige Rolle. „Ihr Zauber, ihre Ruhe bilden den Kontrast zu den hochmodernen, aber heute bereits möglichen ‚Therapien’, die in ‚meinem Paradies’ angewandt werden. Die Landschaft des Martelltals steht für den Wunsch nach Ruhe, nach Frieden, nach innerer Einkehr. Das genau an einem Ort, der all das im Überfluss bietet, die Hilfesuchenden dann mit Hilfe modernster Technik manipuliert und erpresst werden, macht den perfiden Reiz des Buches aus“, so der Autor. 

NSU-Morde und Flüchtlingskrise 

„Traumtunnel“ ist dabei bereits das zweite Werk des Autors. 2018 erschien ebenfalls im Westend-Verlag der viel beachtete Roman „Dunkelmacht“, ein intelligent inszenierter Thriller zur Flüchtlingskrise und den NSU-Morden. „Ein wenig träumt wohl ein jeder Journalist vom Bücher schreiben, das liegt in der Natur der Sache“, erinnert er sich an seine Beweggründe. Lüders hat einen großen Teil seiner redaktionellen Tätigkeit beim Fernsehen im Bereich des sogenannten investigativen Journalismus verbracht und gehörte unter anderem im ZDF zur Gründungsredaktion der Sendung „Frontal“. „In den letzten Jahren meiner aktiven Journalisten- Zeit wurde im Kollegenkreis viel über die Morde des sogenannten NSU diskutiert. Kaum einer meiner investigativen Kollegen glaubt die offizielle Version, die über die Taten und das Ende des Mord-Duos verbreitet wird. Fast alle Kollegen, auch ich, sind der Meinung, dass deutsche Geheimdienste viel tiefer in die Taten verstrickt sind, als heute bekannt“, erhebt er schwere Vorwürfe. Klare Beweise dafür gebe es jedoch keine. „Als dann im Jahr 2015 ganz Deutschland über die Flüchtlingskrise diskutierte, als die Meinungen im Land immer unversöhnlicher aufeinanderprallten, da reifte in mir die Idee, diese beiden großen Themen -  NSU und Flüchtlingskrise- miteinander zu verbinden, und daraus einen Krimi, einen politischen Thriller zu machen. Was ein Journalist beweisen muss, kann ein Autor erfinden. Die Story muss natürlich plausibel sein, sie muss nachvollziehbar sein, aber man hat unendlich mehr Freiheiten als im Journalismus. Es war genau diese Freiheit, die mich reizte, die mich zum Schreiben gebracht hat“, betont Lüders. 

Sehnsucht nach Südtirol 

Nach Goldrain komme er immer wieder gerne. Abschalten, entspannen, Wanderungen und relaxen stehen dann auf dem Programm, wenn nicht gerade die Recherchen für einen Thriller anfallen. Überhaupt habe Südtirol einen großen Platz in seinem Herzen. „Wenn ich ein Jahr nicht in den Südtiroler Bergen war, dann überkommt mich doch die Sehnsucht. Dann fehlt mir die klare Luft, das Rauschen der Waale, der Duft der Tannen, der wunderbar weite Blick“, schwärmt er und freut sich schon jetzt auf seinen nächsten Vinschgau-Urlaub. 

Michael Andres
Michael Andres

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