Büste von Franz Tappeiner in Marmor, gemeißelt vom Marmorfachschüler Martin Hesse (Sachsen).

Auf den Spuren…

Publiziert in 31 / 2016 - Erschienen am 7. September 2016
…des berühmten Laaser Ehrenbürgers Franz Tappeiner Laas - Viele Nachfahren des berühmten Kurarztes, Botanikers und Anthropologen Franz Tappeiner versammelten sich kürzlich in Laas, um sich, 200 Jahre nach seiner Geburt, auf Spurensuche zu begeben. An verschiedenen Stationen lieferten Gertraud Laimer Tappeiner, Georg Hörwarter, Wilfried Stimpfl und Johann Graßer umfassende Informationen über Leben und Wirken der großen Persönlichkeit. Die Gemeindereferentin Verena Tröger fungierte als Moderatorin. Das Geburtsjahr von Franz ­Tappeiner, 1816, gilt als ein „Jahr ohne Sommer“, es herrschte weltweite Hungersnot mit Kälte, Schnee und Regen, Europa wurde neu geordnet, der Wiener Kongress umgesetzt, das Kloster Marienberg wieder errichtet. Franz Tappeiner wuchs auf dem Heimathof Loretz auf, besuchte die Dorfschule in Laas und sollte als ältester Sohn den Hof übernehmen. Der „gscheide Bub“ Seiner Mutter hatte es der ­„gscheide Bub“ aber zu verdanken, dass er mit elf Jahren in das Benediktinergymnasium nach Meran kam, studieren durfte und durch seine spätere verdienstvolle Tätigkeit sehr vermögend war, während sein Bruder Josef an seiner Stelle den ­Loretzhof­ übernahm. Franz ­Tappeiner schrieb in einer Aufzeichnung vom 1. Mai 1899: „Während mein Bruder Josef auf dem Loretzhofe hauste, brach der Niedergang der Bauernhöfe ein, sodaß die zahlreiche Familie in arger Noth war, da trat ich als Helfer ein und restaurierte und vergrößerte nicht blos den alten Loretzhof sondern gründete noch fünf Loretzhöfe für die anderen fünf Neffen.“ Die errichteten Loretzhöfe wurden alle mit römisch I – VI beziffert, eigene Hausgesetze dazu erlassen. Die Höfe mussten ungeschmälert erhalten und als Ganzes weiter vererbt werden. Töchter waren als Hoferben ausgeschlossen, damit der Name Tappeiner mit dem Hof verbunden blieb. „Luft, Wasser und vegetarische Kost“ Ab Ende 1846 wirkte Tappeiner als Kurarzt. Als Anhänger des Hippokrates pflegte er nach dessen Grundsätzen zu handeln: „Luft, Wasser und vegetarische Kost“ war sein Credo. Er forschte auf dem Gebiet der Pathologie und Ansteckung der Tuberkulose, im Cholerajahr 1855 klärte er die verängstigte Bevölkerung auf und empfahl Pillen mit Opiumgehalt sowie eine „eingebrennte“ Fleisch- oder Wassersuppe. Von seinem vielfältigen Wirken in Meran zeugt der Bau der nach ihm benannten Kurpromenade am ­Küchelberg zum Nachhaltigsten. Laut Georg Hörwarter sollte diese „geniale Einrichtung“ zum Weltkulturerbe erhoben werden. Die Grundschule und das Krankenhaus in Meran sind nach Franz Tappeiner benannt. „Kein Typ von Ovationen“ Über die zahlreichen hochverdienten Ehrungen schrieb ­Tappeiner:„Am 18. September 1893 nahm ich, da kein Typ von ­Ovationen, nicht teil an der feierlichen Eröffnung meiner Ehrenbüste auf der nach mir ernannten Promenade. Fünf Jahre später erhielt ich aus den Händen des kaiserlichen Gesandten aus Wien neben der Ernennung zum Ehrenbürger von Meran und Laas auch den Adelsbrief des Kaisers und Títel Edler von Tappein; dazu noch den Ritterorden der Eisernen Krone III. Klasse. Das war sicher des Guten zuviel!“ Großartige Persönlichkeit Im Alter von 86 Jahren starb Dr. Franz Tappeiner im Jahre 1902 auf seinem Schloss Reichenbach in in Obermais. Nicht nur die Nachfahren und die Bevölkerung von Laas und Meran sondern auch Menschen weit über die Landesgrenzen hinaus können stolz sein auf eine großartige Persönlichkeit, auf einen brillanten Mediziner, Wissenschaftler und vor allem auch auf einen großen Wohltäter. Beim Veranstaltungsnachmittag in Laas erhielten viele neue Einsichten und Kenntnisse über den berühmten Vorfahren, es war auch ein Verwandtentreffen, das bei einem Buffet und gemütlichem Beisammensein beim Loretzhof II endete. Hermann Schönthaler Infos Franz Tappeiner Franz Tappeiner wird am 6. Jänner 1816 auf dem Loretzhof als 2. von 14 Kindern des Josef Tappeiner, Bauer auf dem Loretzhof, und der Katharina Lechthaler vom Schlipfhof in Kortsch geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Meran studiert er zunächst Botanik („Nur von Brot und Milch lebend, sammelte ich mit meiner Botanikbüchse 3624 Arten von Kräutern und Pflanzen; dieses Herbarium schenkte ich später dem Ferdinandeum in Innsbruck“).Nach dem Studium der Medizin in Padua und Prag ist er als Haus- und Augenarzt im Vinschgau und als Geburtshelfer bis Bozen unterwegs. ­Außerdem eröffnet er eine Hausapotheke in Schlanders und eine Praxis in Laas. 1846 lässt er sich in Meran als Kurarzt nieder. Am 3. Februar 1847 Heirat mit Matilde Tschiderer von Gleifheim, „ein Wesen von ungemein milder Art, umsichtig und wie ich fand, edel und schön“, die ihm zwei Kinder, Hermann und Hedwig, schenkt, aber bereits 1878 stirbt. Tappeiner bewirbt sich erfolglos für die Abgeordnetenkammer der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt. Nach diesem misslungenen Intermezzo in die Politik - der berühmte Priester und Schriftsteller Beda Weber gewinnt das Mandat - widmet er sich unter dem Motto „natura sanat, medicus curat“ wieder den Patienten.1892 stiftet er den Bau der nach ihm benannten Kurpromenade. Zahlreiche Ehrungen werden ihm zuteil u. a. die Ehrenbürgerschaft von Meran und Laas. Am 19. August 1902 stirbt der brillante Arzt, Wissenschaftler, Anthropologe und Wohltäter im Alter von 86 Jahren auf seinem Schloss Reichenbach in Obermais. Seine Gebeine ruhen im Ehrengrab der Stadt Meran.
Hermann Schönthaler

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.

Close