Zwei Fotos, die Martin Fliri Dane im Hunza-Tal gemacht hat.
Zwei Fotos, die Martin Fliri Dane im Hunza-Tal gemacht hat.
Auf Genauigkeit legte Martin Fliri Dane (rechts) stets größten Wert.
Auf Genauigkeit legte Martin Fliri Dane (rechts) stets größten Wert.
Historische Fotografien von Gian Battista Gross sind in der Chasa Jaura zu sehen.
Bei der Eröffnung der Ausstellung „Tantertemp“.

So rar wie die echten Vinschger Marillen

In der Chasa Jaura sind Fotos des Freigeistes Martin Fliri Dane zu sehen. Seltene Aufnahmen aus dem Hunza-Tal in Pakistan.

Publiziert in 13 / 2024 - Erschienen am 16. Juli 2024

Valchava - Echte Vinschger Marillen sind auch deshalb kostbar, weil es sie nicht in großen Mengen gibt. Rar gestreut sind auch Freigeister, Vordenker, Grenzgänger und Lebenskünstler, wie es Martin Fliri Dane aus Taufers im Münstertal einer war. Die Klammer mit den Marillen hält auch deshalb, weil es ausgerechnet die Marillen waren, denen Martin Fliri Dane im Hunza-Tal in Nordpakistan über Jahre hinweg nachspürte. In manchen Gärten im Vinschgau und darüber hinaus stehen heute noch Hunza-Marillenbäume, gewachsen aus Kernen, die Martin Fliri Dane aus Pakistan mitgebracht hatte. Der originale Tauferer, um den der Vinschgau seit dem 16. Mai 2019 ärmer ist, lebt aber nicht nur in den Marillenbäumen aus Pakistan weiter – von denen es übrigens heißt, dass sie mitunter erst nach 7 oder noch mehr Jahren das erste Mal Früchte tragen –, sondern auch in den Köpfen vieler Menschen. Eine Auswahl von bisher nicht veröffentlichten Fotos der Pakistan-Reisen von Martin Fliri Dane, der unter anderem auch leidenschaftlicher Fotograf war, ist seit dem 6. Juli im Museum Chasa Jaura in Valchava im Val Müstair zu sehen.

Zwischen den Zeiten

Eingebettet sind die Fotografien in die Ausstellung „Tantertemp“. Wie der Künstler Pascal Lampert, der die Ausstellung in Zusammenarbeit mit Biosfera Val Müstair sowie mit Corina Bott, Gian Bott und Linda Feichtinger kuratiert hat, bei der Eröffnung ausführte, ist „Tantertemp“ als „Dialog zwischen Zeiten und Welten“ zu verstehen, als Ausstellung, die in Wort und Bild festhält, was sich im Tal verändert hat und wie. Sehen und hören kann man die „DNA“ des Tals in 26 kurzen Interviews, in denen ältere Jauras und Jauers von vergangenen Zeit erzählen, von Geschichten und Erinnerungen über Handwerk, Brauchtum und das Leben im Val Müstair.

„Oral Histsory“

Festgehalten wurden die Erinnerungen mit der Methode des „Oral History“, die darauf abzielt, mit offenen Fragen die Erzählerinnen und Erzähler individuelle Eindrücke ihres Lebens schildern zu lassen. Dabei spielen auch die Mimik und Gestik der Personen eine wichtige Rolle. In der Chasa Jaura werden Ausschnitte aus den Videoaufnahmen gezeigt, sowie verschiedene Gegenstände, welche die Erzählungen verbildlichen. Bereichert bzw. begleitet werden die Interviews von historischen Fotografien von Gian Battista Gross aus Tschierv (1883-1961) und den Fotos von Martin Fliri Dane. Seine Bilder aus dem Hunza-Tal spiegeln Momente aus den Erzählungen des Val Müstair und dem Vinschgau wider und schaffen so eine Verbindung durch Zeit und Raum. Fliri Dane ist in der Zeit von 1993 und 1998 sechs Mal in das Hunza-Tal gereist. Seine Fotos belegen, dass sein Augenmerk in erster Linie den Menschen im Hunza-Tal galt. Von bestimmten „Gemeinsamkeiten“ mit dem Vinschgau war der Tauferer stets überzeugt, Stichwort Marillen oder Waale. Die Ausstellung „Tantertemp“ bleibt bis zum 12. Oktober zugänglich (www.chasajaura.ch).

Lesung aus Reisetagbüchern

Am Donnertag, 25. Juli um 19.30 Uhr liest Katharina Hohenstein in der Chasa Jaura im Rahmen der Ausstellung aus zwei Reisetagebüchern von Martin Fliri Dane vor. Auch andere Texte des „Marillen-Papstes“ werden zu hören sein.

Josef Laner
Josef Laner

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