Auflauf für ein Triptychon in St. Sisinius
Pater Ewald Volgger, Jörg Hofer, der den Blick frei machte, und Wolfgang Platter (v.r.)
Wolfgang und Irmgard Platter zitierten aus der biblischen Schöpfungserzählung.
Bernadette Furch sang gehend den Lobpreis Allelluja von Giacinto Scelsi (+ 1988).
Jörg Hofer aus Laas, der Maler, und Franz Pichler aus Meran, der Bildhauer.

St. Sisinius und die Genesis

Jörg Hofers Triptychon „Genesis“ leuchtet wieder.

Publiziert in 15 / 2024 - Erschienen am 27. August 2024

Laas - Wer denkt an Kunst, wenn man an einem glühenden Augustsamstag kurz vor 11 Uhr aus einem gekühlten Auto steigt? Allenfalls denkt man an eine kühle, romanische Kirche. Ein kurzer Abschnitt des Weges zur St. Sisinius-Kirche verlief im Schatten. Das verwitterte Hinweisschild zwang zum Weitergehen, aber die romanische Kirche war nicht mehr so kühl wie erhofft. Sie war aber schattenspendend. Die meisten Kirchenbänke waren schon besetzt. Die Blicke waren auf das Bild im Altarraum fixiert. Vage, sehr vage in Erinnerung hatte ich Jörg Hofers Genesis schon noch, aber in den letzten 40 Jahren nie mehr daran gedacht. Nicht einmal in den Gesprächen oder Treffen mit dem Künstler ging es um das Triptychon. Vor 50 Jahren interessierte mich die wuchtige Chorturmkirche mehr als ein Gemälde. Inzwischen glauben viele, die Genesis sei Hofers Hauptwerk. Dem Künstler traut man zu, dass er einige Hebel in Gang setzen kann, schon allein aus seiner Vernetzung heraus. Diesmal hatte er einen digitalen und analogen Medienrummel in Gang gesetzt, um möglichst viele, kulturinteressierte Menschen aus dem Vinschgau und weit darüber hinaus anzuregen, die romanische Kirche zu besuchen. Der Künstler Jörg Hofer ist Teil des „Laaser Kulturkosmos“ und das macht jede Vernetzung so wirkungsvoll. Das Initiativ-Komitee „Triptychon für Sisinius“, bestehend aus dem Künstler, dem ehemaligen Laaser Bürgermeister und jetzigen Pfarrgemeinderatspräsidenten Wolfgang Platter und aus dessen damaligen Vizebürgermeister Othmar Thaler, hatte ganze Arbeit geleistet. Dabei konnte es auf wohlwollende Unterstützung von Bürgermeisterin Verena Tröger mit ihrem Ausschuss und des Präsidenten der Eigenverwaltung bürgerlicher Nutzungsrechte, Oswald Angerer und seines Ausschusses, bauen. Positiv dem Unterfangen gegenüber standen auch die Verantwortlichen des Landesdenkmalamtes mit Konservatorin Karin Dalla Torre und des Amtes für Kultur mit Direktorin Angelika Gasser. Platter informierte über den Erwerb des Kunstwerks und nannte neben den privaten Sponsoren Martin Pedross, Elmar Grasser und Maria Niederstätter das Landesamt für Kultur und die Stiftung Südtiroler Sparkasse. Hofers Freund, Herbert Grassl, aus Laas stammender Musikprofessor und Komponist, wiederum hatte sich nicht nur im eigenen Bekanntenkreis umgesehen, hatte nicht nur Bernadette Furch als Sängerin, sondern auch den Solo-Cellisten Peter Sigl aus Burghausen (Bayern) und den Perkussionisten Philipp Lamprecht aus Naturns verpflichtet. Ihnen hatte Grassl überraschend diskrete und persönliche Musikstücke anvertraut. Ein weiterer Freund Hofers, der Büchner-Preis-Träger Oswald Egger, war nicht anwesend, sondern ließ sich von der Rai-Journalistin Renate Gamper mit einem Text vertreten. Als Familiare des Deutschen Ordens hatte Wolfgang Platter den Linzer Theologen und Universitätsprofessor Ewald Volgger für die Segnung des Altarbildes mit den „expressiven Darstellungen“ kosmischer Kräfte, des Urpaares und der Erde gewonnen. Die biblische Schöpfungserzählung ließ Pater Ewald von Wolfgang und Irmgard Platter vortragen. In seiner Hinführung ging der Deutschordenspriester auf die Wirkung des Triptychons im Licht ein: „Was immer Kunst darstellt, es ist letztlich das Licht, das uns Halt gibt.“ In seinem Segensgebet bat der Geistliche: „Gott des Lebens, wir bitten dich in dieser Stunde, sei gegenwärtig an diesem Ort, wenn Menschen innehalten und zur Ruhe kommen.“ Mit den Worten „Sei bei uns, Gott, schenk den Atem – schenk das Licht für ein Leben, das gelingt“, beendete Pater Volgger die Feier in St. Sisinius.

Günther Schöpf
Günther Schöpf

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