Bei der Gründungsversammlung wurde auch der Vorstand gewählt; im Bild (von links): Schriftführer-Stellvertreter Walter Weiss aus Naturns, Obmann-Stellvertreter Karl Pfitscher aus Schlanders, Ehren-Obmann Alt- Landeshauptmann Alois Partl, Schriftführerin Maria Ludescher (Tirol), Obmann Friedl Ludescher (Tirol), Kassier Heinz Stecher (Tirol), Kassier-Stellvertreter Hermann Plank (Tirol); nicht auf dem Bild Ehren-Obmann Landeshautpmann Luis Durnwalder und die beiden Rechnungsprüfer Christoph Koch aus Naturns und Helmuth Rainer aus Katharinaberg im Schnalstal.

Verein „Tirol-Brasil“ aus der Taufe gehoben

Publiziert in 20 / 2005 - Erschienen am 20. Oktober 2005
Es war im fernen Jahr 1857, als Tiroler aus Gesamttirol, vor allem aber aus dem Stubai- und Pitztal, wegen Hungersnot und Heiratsverbot nach Brasilien auswanderten. Nach monatelanger Fahrt landeten sie im Bundesstaat Espirito Santo und gründeten in einer gebirgigen Landschaft die Siedlung „Colonia Tirol“. Heute leben die Nachfahren der Auswanderer vorwiegend von der Landwirtschaft oder verdienen sich als Taglöhner den kargen Lebensunterhalt. Viele hiesige Tiroler haben dieses eigentümliche Dorf, in dem noch Deutsch gesprochen wird, besucht und fast jedem ging es gleich: Der Wunsch zu helfen war da. Einige von denen haben sich nun zusammengetan und am 28. September in Innsbruck unter der Schirmherrschaft des Alt-Landeshauptmannes von Tirol, Alois Partl, und des Südtiroler Landeshauptmannes Luis Durnwalder sowie des einstimmig gewählten Obmannes, Hofrat Friedl Ludescher aus Innsbruck, und des einstimmig gewählten Obmann-Stellvertreters Karl Pfitscher, Schützenmajor und Hauptmann aus Schlanders, den Verein „Tirol-Brasil“gegründet. Der Verein, der eine enge personelle Kooperation zwischen Nord- und Südtirol darstellt (in erster Linie der Schützenkompanie Schlanders unter dem Kommando von Hauptmann Karl Pfitscher), ist auch Bindeglied zwischen den brasilianischen Tirolern, dem Land Tirol und dem Land Südtirol und dessen Landesregierungen bzw. dessen Abteilungen für Außenbeziehungen (Amt für Kabinettsangelegenheiten). Besondere dringende Fälle in der „Colonia Tirol“ sind die Befestigung der Straße, die bei starkem Regen nicht befahrbar ist, sowie der Abschluss des Ausbaus der Volksschule auf vier Klassen, von denen zwei noch immer im Rohbau stehen und nicht nutzbar sind. Dank der Mittel des Landes Tirol können diese Projekte in Angriff genommen werden, aber auch das Land Südtirol wird bei den anstehenden Projekten mithelfen. Zur Hand greifen werden bei den genannten Projekten Ingenieur Gerhard Renzler und Baumeister Ingenieur Hermann Plank, die beide aus dem Bundesland Tirol kommen. Im Gegenzug wird die Bezirkshauptstadt Santa Leopoldina im Bundesstaat Espirito Santo einen Deutschlehrer stellen. Die Fortführung der deutschen Sprache kann durch den idealistischen Einsatz von Doris Kloimstein, einer gebürtigen Innsbrucker Literatin, und ihre Unterweisungen an einen „einheimischen“ Deutschlehrer sichergestellt werden. Ein Anliegen ist auch die Beschaffung von saisonalen Arbeitsplätzen in der alten Heimat. Von diesen Ersparnissen kann eine bescheidene Existenz geschaffen werden, die im Normalfall niemals möglich wäre. Auch der Einsatz eines Zivildieners wäre im Bundesland Tirol wünschenswert, die Suche nach einem Maturanten mit Zivildienstbescheid, der bereit ist, für ein Jahr in Dorf Tirol tätig zu sein, war bisher nicht von Erfolg gekrönt. Vielleicht wäre auch in Südtirol jemand bereits, für ein Jahr nach Dorf Tirol zu gehen, um zu helfen. In der „Colonia Tirol“ wurde nun eine Arbeitsgruppe (grupo comunitário da Colonia Tirol e California) von zwölf Personen eingesetzt, die bereits an die Arbeit gegangen ist. Fünf dringende Projekte wurden ins Auge gefasst: Strasse nach Santa Leopoldina; Schule von Tirol, Arzt und Zahnarzt, Gemeinschaftszentrum bei der Kirche von Tirol sowie Ausbau der Kirche von California. Die Schützenkompanie Schlanders hat für den Jänner 2006 wieder eine Reise zu den Landsleuten in der Colonia Tirol organisiert und wird dann vor Ort Projekte anschauen, um zu sehen, wo es Hilfe braucht. Im Rahmen der Gründungsversammlung wurde auch eine Schweigeminute für den ehemaligen Friedensrichter, Laienpriester, Genossenschaftschef, Deutschlehrer und sogenannten Bürgermeister Camilo Thomas eingelegt, der 62-jährig plötzlich verstorben ist. „Sein großer letzter Wunsch, die Errichtung eines Heimatmuseums in Dorf Tirol, soll uns Auftrag sein. Camilo war uns ein Vorbild für sein Dorf Tirol, er wird uns allen fehlen“, sagte Karl Pfitscher. Anwesend bei der Gründungsversammlung waren auch Vertreter aus der „Colonia Tirol“ (Volmar Siller, Valdimiro Siller und Alex Lepaus Thomas). Wer will Mitglied werden? Der neu gegründete Verein „Tirol-Brasil“ braucht nicht nur die Hilfe seitens der öffentlichen Hand, sondern auch private Unterstützung, um Sofortprojekte durchführen zu können. Wer Mitglied werden will, kann sich beim Obmann-Stellvertreter Karl Pfitscher in Schlanders melden (Tel.: 335 5448000). Es wurde in Innsbruck und auch in Schlanders ein Vereinskonto eingerichtet. Das Konto in Südtirol lautet: Raiffeisenkasse Schlanders, Karl Pfitscher für Tirol-Brasil, Konto Nr. 540 1 oder IBAN: IT 33N 08244 58920 000300005401 SWIFT-BIC: RZSBIT21034. Für jede kleine Spende wird gedankt.

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