Mammutprojekt ist angelaufen
20 Bagger, 5 Walzen, 30 Muldenkipper und bis zu 60 Arbeiter.
Graun - Die ersten Arbeiten für die Aufschüttung eines riesigen Damms am Ufer des Reschen-stausees im Bereich der Galerien zwischen Graun und St. Valentin auf der Haide sind angelaufen. Wie berichtet (der Vinschger Nr. 5/2023) werden im heurigen und nächsten Frühjahr von jeweils April bis Mai auf einer Fläche von ca. 75 Hektar des Seebodens rund 2,5 Millionen Kubikmeter Material ausgehoben und in einer Entfernung von etwa 60 Metern zur heutigen Straße zu einem ca. 1,5 Kilometer langen Damm aufgeschüttet.
2,5 Millionen Kubikmeter
Die Details des Aufschüttungsprojektes sowie der geplanten Verlegung der Staatsstraße und des Radweges im Zeitraum Sommer 2024 bis Herbst 2025 wurden am 15. März bei einer Bürgerversammlung im bis auf den letzten Platz besetzten Vereinshaus in Graun vorgestellt. Neben dem Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider konnte Bürgermeister Franz Pieth auch den Amtsdirektor Johannes Strimmer (Straßenbau West), die Alperia-Führungsspitze sowie den Amtsdirektor Fabio De Polo (Agentur für Bevölkerungsschutz) begrüßen, der mit der Bauleitung des Mammutprojektes betraut ist. Das Projekt (Dammschüttung sowie Verlegung von Straße und Radweg auf den Damm) fußt auf einer Vereinbarung zwischen der Gemeinde Graun, der Agentur für Bevölkerungsschutz, der Alperia Vipower AG und dem Land.
21 Millionen Euro
Die Gesamtkosten für beide Baulose bezifferte Johannes Strimmer mit ca. 21 Millionen Euro. Ziel ist es, die Straße gegen Steinschlag, Lawinen und Muren abzusichern. Die bestehenden schadhaften Galerien werden im Zuge des zweiten Bauloses zusammen mit der alten Straße abgetragen. Mehrfach unterstrichen haben Daniel Alfreider, Franz Prieth und Andreas Bordonetti (Alperia) die gute Zusammenarbeit aller Projektpartner. Um die Aufschüttungsarbeiten durchführen zu können, wurde der Wasserspiegel des Stausees auf ca. 1.472 Meter über dem Meer abgesenkt. Der See ist praktisch leer. Auch im nächsten Frühjahr wird er leer sein.
„Sicherheitsstandard weiter steigern“
Die Alperia nutzt diese Zeiträume für eine Verdoppelung der Schleusen des zweiten Entlastungsablasses, wobei auch ein neuer Fachwerkturm aus Metall gebaut wird. Laut Bordonetti sei die Alperia nicht verpflichtet, diese Maßnahme zu setzen, „aber wir wollen mit dem Projekt den bereits jetzt schon sehr hohen Sicherheitsstandard zusätzlich steigern.“ Die Sicherheit und die Nachhaltigkeit seien die obersten Gebote von Alperia.
Staubbelastungen befürchtet
Ausgeführt wird das Aufschüttungs- und Straßenverlegungsprojekt von einer Bietergemeinschaft, zu der sich 6 Firmen aus Südtirol, darunter 3 Unternehmen aus dem Vinschgau, zusammengeschlossen haben. Wie Klaus Mair bei der Bürgerversammlung informierte, werden für die Aufschüttungsarbeiten 20 Bagger, 5 Walzen und 30 Muldenkipper erwartet sowie bis zu 60 Arbeiter. Mehrfach zur Sprache gebracht wurde bei der Diskussion, in erster Linie von Kurt Ziernhöld, das Thema der zu erwartenden Staubbelastungen. Daniel Alfreider sicherte zu, „dass wir alles unternehmen werden, um die Belastungen in Grenzen zu halten.“
Maßnahmen für Schutz der Fische
Was die Fische betrifft, so stellte Johannes Strimmer eine Reihe von Schutz- bzw. Ausgleichsmaßnahmen vor: naturnahe Ufergestaltung, Verlängerung der Fischrampe Rojenbach, Fischtreppen an Sperren am Rojenbach, Ausgleich vorhandener Vertiefungen und Beibehaltung offener Gerinne. Dass die anstehenden Arbeiten dem Fischbestand zusetzen werden, dürfte auf der Hand liegen. Martin Stecher, der Präsident des Fischervereins Oberland und Bewirtschafter der Fischereirechte Reschensee, wartete mit dem Vorschlag auf, einen zweiten kleinen Damm in Richtung Spin zu bauen, damit immer etwas Wasser zurückgehalten werden kann, wenn der Pegel in Zukunft erneut derart tief abgesenkt werden sollte. Dies käme den Fischen zu Gute und auch den Seglern. Derart tiefe Pegelstände wie im Vorjahr (Stollensanierung in St. Valentin) sowie heuer und 2024 dürfte es in der weiteren Zukunft laut Bordonetti nicht mehr geben: „Wir hoffen, dass der Pegel immer hoch bleibt.“ Garantieren könne man das nicht, „denn niemand weiß, was die Zukunft bringt.“ Keine Zusage abringen ließ sich Bordonetti auch für eine Erneuerung des Druckstollens im Abschnitt vom Stausee bis zur Rohrbrücke („Ponte Canale“) in St. Valentin, wie sie der Bürgermeister angeregt hatte. Laut Bordonetti sei der Triebstollen in diesem Abschnitt nicht geradlinig genug, um ihn mit glasfaserverstärkten Kunststoffrohren auszustatten, wie dies in St. Valentin möglich war. Ein neues Sicherheits-Messsystem sei bereits eingebaut worden.
