Hunde-DNA: stern TV zu Gast
Die RTL-Sendung war zur Recherche im Vinschgau.
MORTER - Das Reportagemagazin stern TV gehört zu den Klassikern in der deutschen Fernsehlandschaft und wird seit 1990 regelmäßig auf RTL ausgestrahlt. Stets auf der Suche nach interessanten und bewegenden Themen verschlug es ein Reporterteam kürzlich in den Vinschgau. Andreas Becker, Redakteur aus München, war an die Goldrainerin Natalie Thaler, Hundetrainerin und Gründerin der Hundeschule DogSpot, herangetreten. Am 21. Februar traf er sich mit ihr und weiteren Hundehalterinnen und Hundehaltern auf dem Trainingsplatz in Morter für die Dreharbeiten eines rund vierminütigen Beitrags, der am Mittwoch, 28. Februar, ab 22.35 Uhr auf Sendung geht.
„Südtirol wagt etwas Neues“
„Das Thema war in vielen internationalen Medien präsent, in deutschen und in englischen. Die Thematik betrifft einfach viele Länder, insbesondere urbane Regionen“, so Becker. Auch in Deutschland gebe es immer wieder Diskussionen, wie man der Problematik mit dem Hundekot entgegentreten könne. Die Anonymität verleite viele Menschen dazu, den Kot nicht zu entfernen. „Es ist etwas Neues, die Südtiroler setzen etwas um, was auch in anderen Regionen oft diskutiert wurde. Immer wieder ist es ein Thema, wie man der Hundekot-Problematik in Städten entgegnen kann und was man tun kann. Die Südtiroler sind vorangeschritten, offenbar ist es aber nicht final durchdacht. Wir beobachten das“, so der stern-TV Reporter über das Südtiroler Vorhaben.
Zur Erinnerung: Alle in Südtirol gemeldeten Hunde sollen in eine neue DNA-Datenbank eingetragen werden. Seit 1. Jänner 2024 drohen Hundebesitzern Geldbußen, wenn die DNA ihres Vierbeiners nicht registriert wird. Eigentlich hätten bis Ende des vergangenen Jahres alle in Südtirol gemeldeten Hunde in die Datenbank eingetragen werden müssen. Nach wie vor gibt es aber eine Vielzahl an Hunden, die nicht registriert sind. Zu Beginn soll es daher keine Strafen hageln. Das DNA-Register soll Hundebesitzer davon abschrecken, Hundekot liegen zu lassen. Bei Kontrollen und Nachweis der „Täterschaft“ seien empfindliche Strafen geplant. Es soll aber auch bei Rissen von Weidetieren, bei Verkehrsunfällen, Schäden und dergleichen oder aber bei Angriffen auf Menschen und andere Hunde, helfen, den Besitzer des – eventuell streunenden – Hundes zu ermitteln.
„Zu viele Lücken“
Natalie Thaler ist eine erklärte Gegnerin des Vorhabens und brachte dies auch gegenüber stern TV zum Ausdruck: „Das Gesetz hat zu viele Lücken. Ich denke eher, dass sich Südtirol damit lächerlich macht. Natürlich gibt es immer zwei Seiten der Medaille. Es gibt schwarze Schafe, die muss man ausfindig machen“. Ursprünglich sei auch in erster Linie nur vom Hundekot die Rede gewesen. Die Haftungsfrage sei erst später wirklich dazugekommen und relevant geworden, um die Hunde-DNA „vehementer zu rechtfertigen“, mutmaßt Thaler. Ein großes Problem sei so oder so, dass man die Touristen nicht filtern könne und diese außen vorgelassen werden. „Von ihnen liegt nämlich keine DNA auf“, erinnert die Goldrainerin. „Und weiters, was ist zu tun, wenn mir jemand etwas Böses will und von meinem Müllkübel die Säckchen nimmt und die rumwirft? Das ist dann auch eine rechtliche Frage“.
Sarah Maria Beikircher aus dem Pustertal war extra nach Morter gekommen, um mit dem Kamerateam zu sprechen: „Ich finde die Situation bedenklich. Es ist nicht ausreichend durchdacht. Es ist nicht der richtige Weg, etwas zu ändern. Mein Ansatz wäre mehr Müllkübel und Hundesäcke zur Verfügung zu stellen und generell härtere Strafen für Personen, die ihren Müll liegen lassen. Sicherlich gibt es auch schwarze Schafe unter den Hundehaltern, aber es ist nicht das richtige Vorhaben, weil so sind alle Hundehalter betroffen“. Auch die in Naturns wohnhafte Sabrina Ferro aus Deutschland übte Kritik: „Ich halte das für einen Blödsinn, 90 Prozent der Hundehalter nehmen ihren Müll mit. Zudem werden Touristen hier außen vorgelassen“. Reinhard Bauer, ein Hundehalter aus Meran, befürwortet hingegen die Einführung des Gesetzes. Man dürfte die Debatte nicht auf den Hundekot reduzieren, sondern eben auch auf die Haftungsfrage: „Wir verfügen damit erstmals über ein Gesamtkonzept, welches die Haftungsfrage regelt. Das ist von zentraler Bedeutung, auch für die Hundehalter selbst. Weil Hunde können Schäden verursachen, sie können Autounfälle verursachen, sie können andere Hunde attackieren und auch Menschen angreifen.“ Über den DNA-Abgleich, könne ein Opfer nun Haftungsansprüche geltend machen. Aber auch die Exkremente der Hunde seien ein großes Problem. „In Meran findet man zum Beispiel viel Hundekot auf den Gehsteigen, das sorgt für Unmut und einen Generalverdacht. Wir müssen uns fragen, wie wollen wir mit dieser Situation umgehen. Möchten wir die Einführung einer Hundegebühr wie in anderen Ländern oder wenden wir das Verursacherprinzip an, sprich derjenige der den Schaden verursacht, hat die Kosten zu tragen. Ich bin für Letzteres“, so Reinhard Bauer.