Im Kulturhaus in Mals stellte Alexander Schiebel sein neues Buch vor.
Willkommen geheißen wurde Alexander Schiebel (links) von Johannes Fragner-Unterpertinger (rechts).
Willkommen geheißen wurde Alexander Schiebel (links) von Johannes Fragner-Unterpertinger (rechts).

„Gift und Wahrheit“ und jede Menge Frust

Publiziert in 21 / 2023 - Erschienen am 21. November 2023

Mals - „Gift und Wahrheit“ heißt der Titel des Buches, das der österreichische Buchautor und Filmemacher Alexander Schiebel geschrieben hat. Am 9. November stellte er das im Oekom-Verlag erschienene Buch vor rund 2 Dutzend Personen im Kulturhaus in Mals vor. 2017 hatte Schiebel das Buch „Das Wunder von Mals“ geschrieben. Ein Jahr später drehte er einen gleichnamigen Dokumentarfilm. In „Gift und Wahrheit“ erzählt Schiebel, der in seiner einstigen Wahlheimat Mals und darüber hinaus schon seit Jahren nicht nur Freunde hat, die Geschichte und Vorgeschichte des „Südtiroler Pestizidprozesses“ aus der Perspektive des Hauptangeklagten. „Außerdem beschäftige ich mich auch mit dem intensiven Apfelanbau in Südtirol“, führte der Autor aus. Als Basis dafür hätten ihm auch die „Spritzbücher“ gedient, die im Zuge des Prozesses als Beweismittel beschlagnahmt worden waren. Schiebel sieht sich als „Opfer“ der mächtigen Agrarlobby. So heißt der Untertitel des Buches nicht zufällig: „Wie Konzerne und Politik ihre Macht missbrauchen, um Umweltaktivist*innen mundtot zu machen.“ Gegen den Buchautor, den Verlag sowie gegen Karl Bär vom Umweltinstitut München, das die umstrittene Plakat-Aktion „Pestizidtirol“ gestartet hatte, war gerichtlich geklagt worden. Schiebel wurde nach dem Rückzug der Klage freigesprochen. Den Freispruch des Umweltinstitutes kommentierte Karl Bär als „Sieg der Meinungsfreiheit“. In „Gift und Wahrheit“ geht Schiebel auch auf das Phänomen SLAPP ein. Damit ist eine Form der Klage gemeint, die den Zweck hat, Kritiker einzuschüchtern und ihre öffentlich vorgebrachte Kritik zu unterbinden. Das primäre Ziel von SLAPP-Klagen ist laut Schiebel nicht der Sieg vor Gericht: „Es geht nicht darum, die eigenen Rechte durchzusetzen, sondern immer nur darum, kritische Stimmen zu behindern. Die Einschüchterung erfolgt einerseits durch die Forderung von oft unverhältnismäßig hohen Schadensersatzsummen und andererseits durch den hohen Geld- und Zeiteinsatz, der mit solchen Prozessen verbunden ist.“ – Im Rahmen der Diskussion wurde die Frage aufgeworfen, was der Kampf gegen Pestizide, wie er vor vielen Jahren in Mals begonnen hatte, am Ende gebracht hat. „Nichts ist passiert. Es geht alles gleich weiter“, hieß es unter anderem. Seitens der Obstwirtschaft habe es nie eine ernsthafte Bereitschaft für Änderungen gegeben und die Tourismusbranche habe sich nie öffentlich auf die Seite der Pestizidgegner gestellt. Ein Diskussionsteilnehmer stellte frustriert und enttäuscht fest, dass sich die Gesellschaft nach 14 Jahren „Pestizid-Theater“ angesichts der großen Krisen der vergangenen Jahre kaum noch für dieses Thema interessiert: „Den meisten ist das alles scheißegal.“

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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