Erweitert wird sicher, die Frage ist nur wie
Zusätzliche Betten und Schwimmbad für das Hotel „Nocturnes“. Besorgte Bürger äußern Unbehagen über Entwicklung des Dorfbildes: wie weit darf die Bautätigkeit in Naturns gehen?
Naturns - Ursprünglich war geplant, dass das 4-Sterne-Hotel „Nocturnes“ im Zentrum von Naturns um eine Dependance und ein Schwimmbad auf der Talseite des Kirchweges (an der „Lexenwiese“) und gegenüber dem letzten Teilstück der Herrengasse, das nicht befahrbar ist, erweitert werden soll. Nun bahnt sich eine Abänderung des Projektes an. Wie BM Andreas Heidegger dem der Vinschger bestätigte, habe man den anerkannten Experten Ulrich Weger beigezogen und ihn um eine Stellungnahme zum Vorhaben ersucht. Auch einen Ortsaugenschein mit der zuständigen Arbeitsgruppe und dem Gemeindeausschuss hat es zusammen mit Weger gegeben. Dabei sei man zur Einsicht gelangt, dass der von Weger unterbreitete, neue Vorschlag der Hotel-Erweiterung vernünftig und im Sinne einer guten Siedlungsentwicklung sei.
„Direkt an Bestand anschließen“
Laut dem Architekten sollte die Erweiterung des Hotels direkt an den Bestand anschließen und nicht auf die Westseite der Herrengasse gelegt werden, wodurch das Hotel geteilt würde. Würde die bisher ins Auge gefasste Bebauung umgesetzt, würde die Blickachse zur Kirche und in Richtung Westen verstellt. Bei der Verlegung des Weges in Richtung Westen könnten hingegen einerseits die Westseite des Weges und im Besonderen die Blickachse zur Kirche unverbaut bleiben, und andererseits könnte auf der Ostseite Raum für die Hotel-Erweiterung geschaffen werden. Das ursprüngliche Projekt wurde bzw. wird laut dem Bürgermeister im Sinne der Projektbewertung von Weger überarbeitet und wird in der Folge auch dem Gemeinderat zur Genehmigung vorgelegt werden. „Außerdem wird es ein Treffen mit den Anrainern und direkt Betroffenen geben“. Keine Zweifel gebe es an der Erweiterung an und für sich: „Das Hotel ‚Nocturnes’ verfügt über kein Schwimmbad. Außerdem will es sich in Richtung Wanderhotel entwickeln.“ Der derzeitige Bettenbestand von 32 soll um 42 Betten erweitert werden, was mehr als eine Verdoppelung bedeutet. Laut Heidegger beabsichtige die Gemeinde, in Zukunft einen alten, nicht mehr bestehenden Weg in Richtung Kirchbach und Kompatsch als Fahrrad- und Schulweg neu anzulegen. Eine Gruppe von besorgten Bürgerinnen und Bürgern, darunter auch Anrainer der Herrengasse, traf sich auf Anregung von Greti Egger mit dem der Vinschger zu einem Gespräch. Sie äußerten Bedenken und ein „allgemeines Unbehagen“ gegenüber der nicht enden wollenden unternehmerischen Bautätigkeit in Naturns. Die in jüngerer Zeit erfolgte Erweiterung des Hotels „Lindenhof“ habe schon zu hitzigen Diskussionen geführt, das „Nocturnes“ liegt direkt gegenüber. Auch das benachbarte Hotel „Diamant“ plane anscheinend einen Umbau. Die Bürgergruppe fragt sich, wohin sich der Dorfkern entwickeln solle und ob das Dorfbild dem Tourismus einfach untergeordnet werde? Im Falle des „Nocturnes“ wurde zu bedenken gegeben, dass die Gemeinde Naturns noch immer keinen definitiven Gefahrenzonenplan habe.
Gefahrenzonenplan steht noch immer aus
Für die Bürgergruppe sei es ein offenes Geheimnis, dass die „Lexenwiese“ in einer Gefahrenzone liege und vermute daher, dass das Fehlen des Gefahrenzonenplans die Bautätigkeit in dieser Zone zurzeit noch ermögliche. Es stehe zudem fest, dass ein Naturnser Bauunternehmen einen Teil dieser „letzten Wiese im Dorfzentrum“ bereits angekauft habe und im Falle einer Verbauung die später notwendigen Schutzmaßnahmen höchstwahrscheinlich von der Allgemeinheit getragen werden müssten. Unklar sei auch, wer im Falle einer Verlegung der Herrengasse, welche übrigens ein alter Zugang zum Kirchweg ist, für die Kostenübernahme aufkomme. Die Bürgergruppe habe den Eindruck, dass die Gemeindeverwaltung die Öffentlichkeit erst dann informiere, wenn „alles schon geplant und beschlossen ist“. Eine direkte Mitsprache bliebe so auf der Strecke.
Wann ist genug?
Insbesondere in Sachen Tourismus müsse man fragen: Wann ist genug? Auch auf eine Reihe negativer Auswirkungen für die Allgemeinheit wurde verwiesen, allen voran auf das hohe Verkehrsaufkommen, den Ankauf von Wohnungen für Hotelmitarbeiter und damit auch steigende Wohnungspreise, sowie auf den enormen Trinkwasserverbrauch. Naturns hat sich als klimafreundiche Gemeinde erklärt: „Wie ist diese rapide Entwicklung damit vereinbar?“, fragt sich die Bürgergruppe.