Ab 1. Juli tritt das Rauchverbot vollständig in Kraft
Publiziert in 12 / 2005 - Erschienen am 23. Juni 2005
Nachdem auf italienischem Staatsgebiet das Gesetz zum Schutz der Nichtraucher bereits am 1. Januar in Kraft getreten ist, wird auch in Südtirol nach einem halbjährigen Aufschub die Norm verpflichtend. Das Gesetz schreibt vor, dass in jedem öffentlich zugänglichen Gebäude das Rauchen untersagt ist. Nur in speziell adaptierten Räumen wird das Rauchen in Zukunft möglich sein.
Der Obmann des HGV-Bezirkes Burggrafenamt/Vinschgau, Manfred Pinzger, stellt fest, dass die Situation für die Gastwirte, vor allem in kleineren Barbetrieben gewohnheitsbedürftig sein wird. Man habe zwar mit der Übergangsperiode die Möglichkeit geschaffen, das Lokal zu adaptieren, jedoch sei der Aufwand von bis zu 30.000 Euro kaum zu bewältigen. Es sei unwahrscheinlich, dass sich die Investition in einigen Fällen jemals amortisieren könnte. Im Allgemeinen seien die Gastwirte in letzter Zeit mit sehr vielen Verboten konfrontiert worden, folglich werde es immer schwieriger, den Bedürfnissen der Gäste zu entsprechen.
Positiv wertet Manfred Pinzger die Regelung für Lokale, in denen Speisen aufgetischt werden. Er hat in seinem Betrieb, dem „Vinschgerhof” in Vetzan, schon vor längerer Zeit Nichtraucherabteile geschaffen, um den Interessen des Nichtrauchers und des Rauchers, der rauchfrei sein Essen genießen möchte, zu entsprechen. Für die Hotellerie bringe das Gesetz zum Schutz der Nichtraucher eine Wettbewerbsverzerrung mit sich. Urlauber, die Raucher sind, wählen bereits ihren Urlaubsort dort, wo man den Urlaub noch „genießen“ könne. Dazu gehöre für manche eben auch das Rauchen. Manfred Pinzger hält eine EU-Richtlinie, welche vom Staat den Bedürfnissen angepasst wird, eher für opportun. Manfred Pinzger, der Nichtraucher ist, kann mit der Einschränkung des Rauchens in den Lokalen gut leben. Die wirtschaftlichen Auswirkungen in Zeiten der Rezession seien jedoch auf keinen Fall zu unterschätzen.
Erika Tumler, die das „Cafè am Platzl” (Kulturhaus Schlanders) leitet, ist aus persönlicher Sicht froh, dass das Rauchen durch das neue Gesetz eingeschränkt wird. Sie ist Nichtraucherin und hebt hervor, dass es für den Berufsstand unangenehm ist, an einem verqualmten Ort zu arbeiten. Da ihr Cafè aber hauptsächlich von Rauchern besucht werde, erwarte sie doch Einbußen.
Auch Herbert Thanei, der das Gasthaus „Sonneck” in Allitz betreibt, ist für den Schutz der Nichtraucher, findet jedoch, dass dieses Gesetz eine Frechheit und Diskriminierung den rauchenden Gästen gegenüber ist. Am Donnerstag, 30. Juni, veranstaltet er deshalb „S´Racherfestl mit den Nikotin Tschankis Live“, denn nachher sei Schluss mit lustig. Aus Protest gegenüber der Bevormundung der Legislative schließt Herbert Thanei ab 1. Juli bis zum 15. Juli. Auf die Frage, ob er wirtschaftliche Einbußen erwarte, sagte Thanei wörtlich: „Wenn die 40.000 militanten Nichtraucher, welche die Unterschriftenaktion getragen haben, fleißig ins Gasthaus gehen, sobald in diesen nicht mehr geraucht werden kann, müssten sich die Einbußen in Grenzen halten.“ Herbert Thanei berichtet, dass bereits eine Hochzeitgesellschaft abgesagt habe, weil das Paar seinen schönsten Tag des Lebens nicht ohne zu rauchen verbringen möchte. Das Paar wird in Österreich heiraten. Die Hunde dürften ins Lokal und der Raucher müsse vor der Türe bleiben. Zudem habe er seit sieben Jahren eine kaum genützte Nichtraucherstube, den Bedarf einer Nichtraucherzone solle also der Betreiber selbst einschätzen können.
Hubert Frischmann, der Betreiber der Diskothek „Hölle“ in Schlanders unterstreicht, dass es wahrscheinlich bei allen Lokalen, die in den Abend- bzw. Nachtstunden geöffnet haben, vermehrt zu Ruhestörungen kommen kann, da die Gäste, in Folge des Rauchverbotes, den Abend vermehrt vor den Lokalen verbringen werden. Deshalb erwartet sich Hubert Frischmann Einbußen bis zu 15 Prozent. Die „Hölle“ selbst eigne sich derzeit nicht zur Adaptierung.
Werner Wallnöfer