Kraftwerkskette voll im Bau
Zusätzliche Energie aus dem Schlandrauntal
Bei der Besichtigung der „Drehscheibe“, wo unter anderem ein neues Krafthaus (KW 1) und ein Verteiler-Bauwerk entstehen.
Das Trinkwasserkraftwerk „Doktor Waldele“ soll bereits im August in Betrieb gehen.
Das Trinkwasserkraftwerk „Doktor Waldele“ soll bereits im August in Betrieb gehen.
Das bestehende Kraftwerk „Priel“: KW 0 bzw. bzw. KW II (Erweiterung).
In diesem Bauwerk werden Trinkwasser, Beregnungswasser und Restwasser auf drei Leitungen verteilt.
Im Bild (v.l.): Gottfried Niedermair, Nadin Gemassmer, Christine Kaaserer, Walter Gostner, Dieter Pinggera und Alexander Telser.

Energie aus Schlandraun

Neue Kraftwerke sollen die Stromproduktion in der Gemeinde Schlanders in etwa verdreifachen.

Publiziert in 13 / 2024 - Erschienen am 16. Juli 2024

Schlanders - Das Schlandrauntal in Schlanders ist seit dem Spätherbst 2023 mehr oder weniger eine einzige Baustelle. Bagger, Baumaschinen, Druckrohre, Bauwerke, Leitungsrohre für Trink- und Beregnungswasser, Stromkabel und natürlich viele Arbeiter prägen das Bild entlang der rund 13 Kilometer langen Straße von Platzohl bis zu den „Schupferquellen“. Es ist ein in mehrfacher Hinsicht komplexes und kompliziertes Projekt, das mehrere Firmen derzeit im Schlandrauntal im Auftrag der „Schlandraun Konsortial GmbH“ ausführen. Diese Gesellschaft, die zu 95 Prozent der Gemeinde gehört und zu 5 Prozent dem VEK (Vinschgauer Energie Konsortium), ist eigens für die Errichtung der Kraftwerkskette gegründet worden. Im Anschluss an die Sitzung des Verwaltungsrates der Gesellschaft am 8. Juli fand eine Besichtigung der verschiedenen Baustellen im Schlandrauntal statt, bei welcher der Wasserbauingenieur Walter Gostner vom Unternehmen „Ingenieure Patscheider & Partner GmbH“ (Projektierung und Bauleitung) über bereits durchgeführte, derzeit laufende und noch geplante Bauschritte informierte.  

„13 Jahre für Genehmigungsverfahren, 1 Jahr für Umsetzung“

Über 13 Jahre lang hatte die Gemeindeverwaltung mit den unterschiedlichen Interessensgruppen, Konzessionsinhabern sowie auch mit den zuständigen Landesämtern und weiteren Beteiligten zum Teil harte und zähe Gespräche und Verhandlungen geführt, bis es am Ende gelang, sämtliche Interessen unter einen Hut zu bringen, alle nötigen Genehmigungen zu erhalten und mit dem Vorhaben zu starten. Den Bürgermeister Dieter Pinggera begleitet das Vorhaben de facto seit dem Beginn seines Amtsantrittes im Jahr 2010. Zumal er seit dem 1. Mai als neuer Direktor des Bürgerheims tätig ist, trat er seine Funktion als Präsident der „Schlandraun Konsortial GmbH“ an die Gemeindereferentin Christine Kaaserer ab, welche die GmbH zusammen mit den Verwaltungsratsmitgliedern Manuel Trojer, Gottfried Niedermair (Bonifizierungskonsortium Vinschgau) Nadin Gemassmer und Alexander Telser (VEK) führt. Zur langen Vorgeschichte des Vorhabens meinte Walter Gostner: „Für die Abwicklung der Genehmigungsverfahren brauchte es rund 13 Jahre, umsetzen können wir es in einem Jahr.“

6 neue Kraftwerke

Zusätzlich zum bestehenden Trinkwasserkraftwerk „Priel“ (KW O bzw. KW II/Erweiterung) am Eingang ins Schlandrauntal sieht das Gesamtprojekt die Errichtung von 6 neuen Kraftwerken vor: 2 Wasserkraftwerke, 2 neue Trinkwasserkraftwerke sowie 2 Beregnungswasser-Kraftwerke. Neben dem Bau der Krafthäuser wurden bzw. werden auch Druck-, Trinkwasser- und Beregnungswasserleitungen zum Teil neu verlegt bzw. erneuert. Damit einher gehen zudem Arbeiten an den Quellfassungen (Schupferquellen sowie Schimpfesquellen) und viele weitere Arbeiten. Ein beträchtlicher Teil der Leitungen wurde bzw. wird direkt unter der Straße verlegt. Etwas zu schaffen machten den Firmen während der vergangenen Wochen die teils starken Regenfälle. Es kam an einigen Stellen zu Rutschungen und Schäden, die aber rasch behoben werden konnten.

Die „Drehscheibe“

Besonders gestaunt haben die Verwaltungsratsmitglieder – es waren mit Ausnahme von Manuel Trojer, der sich aus Arbeitsgründen entschuldigt hatte, alle mit dabei – am Verteiler-Bauwerk, das ungefähr in der Mitte des Tals errichtet wird. Walter Gostner: „Das ist sozusagen die Drehscheibe des Gesamtprojektes“. Unterhalb der neuen Fassung des Zahlwaals entsteht dort nicht nur ein neues Krafthaus (KW I), sondern ein eigenes Bauwerk, in dem Trinkwasser, Beregnungswasser und Restwasser auf drei Leitungen verteilt werden. Das Trinkwasser wird über eine völlig neue Leitung – die zum Teil bereits gebaut wurde – zum neuen Trinkwasserkraftwerk „Doktor Waldele“ geleitet, das noch innerhalb August als erstes der neuen Kraftwerke in Betrieb gehen soll. Das Beregnungswasser wird über eine neue Leitung zum neu geplanten Beregnungskraftwerk Zahlwaal geführt. Das neue Kraftwerk bei der „Drehscheibe“ (KW I) soll im September in Betrieb gesetzt werden. Froh sind Walter Gostner und die Verwaltungsratsmitglieder, dass die Ausschreibung für die maschinentechnische Ausstattung der Krafthäuser bereits im Vorjahr erfolgreich über die Bühne gebracht werden konnte. Bereits begonnen hat die Verlegung der neuen Druckrohrleitung im steilen und unwegsamen Gelände oberhalb des Werks „Priel“. Das letzte Glied der „Kraftwerkskette“ ist das Krafthaus (KW III), das in der Nähe des Hubschrauberlandeplatzes bei der Sportzone errichtet wird.

Rund 17 Millionen Euro

Zusammen mit den Mehrkosten, zu denen es infolge der Preissteigerungen gekommen ist, und zusätzlichen Ausgaben für die Behebung von Unwetterschäden dürfte die Umsetzung des Gesamtprojektes rund 17 Millionen Euro kosten. Für die Finanzierung des Großteils der Kosten hat die Gemeinde ein Darlehen aufgenommen. Von der Sinnhaftigkeit des Vorhabens sind Dieter Pinggera, der bisherige Präsident der „Schlandraun Konsortial GmbH“, seine Nachfolgerin Christine Kaaserer sowie die Verwaltungsratsmitglieder nach wie vor voll überzeugt. Dank der neuen Kraftwerkskette könne die Stromproduktion der Gemeinde in etwa verdreifacht werden. Außerdem werde auf saubere, erneuerbare Energie gesetzt und nicht zuletzt könnten mit einem Streich noch weitere Fliegen geschlagen werden: Erneuerung von Trinkwasser- und Beregnungsleitungen, Verlegung von Glasfaserkabeln, Einsparung von Wasser, Erneuerung von Stromleitungen sowie weitere positive Synergieeffekte, auch im Zusammenhang mit der Beregnungswasser-Verteilung im Raum Kortsch, Schlanders und Vetzan. „Bezogen auf den Energiebedarf der Haushalte sowie der Klein- und Mittelbetriebe wird die Gemeinde Schlanders aufgrund der angepeilten Verdreifachung der Stromproduktion sozusagen energieautark“, so Dieter Pinggera.

„Ganzheitliches Konzept“

Walter Gostner wertet die Kraftwerkskette als ein „ganzheitliches Konzept zur wasserwirtschaftlichen Nutzung des Schlandraunbaches“, mit dem die Nutzung und die Verteilung der bestehenden Wasserressourcen verbessert werden. De facto werde ein bestehendes Kraftwerk durch drei neue ersetzt: „Dadurch ist eine viel effizientere Ausnutzung des hydroelektrischen Potenzials als bisher möglich.“ Zwei neue Trinkwasserkraftwerke und ein Beregnungskraftwerk kommen neu dazu, „sodass das Wasser des Schlandraunbaches optimal genutzt und auch verteilt werden kann.“
Nach der Inbetriebnahme aller 6 neuen Kraftwerke werde die Gemeinde Schlanders als Inhaberin der Werke rund 17 Millionen kWh erneuerbare Energie produzieren „und einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten.“

Josef Laner
Josef Laner

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