Verkanntes Genie
200 Jahre Peter Mitterhofer
Der Festakt fand auf dem Kirchplatz vor dem Museum statt.
Der Jungmusikant Christoph Österreicher hat den „Jubiläumsmarsch Peter Mitterhofer“ komponiert, den die Musikkapelle Partschins uraufführte.
Der Jungmusikant Christoph Österreicher hat den „Jubiläumsmarsch Peter Mitterhofer“ komponiert, den die Musikkapelle Partschins uraufführte.
Diese Büste erinnert schon seit Jahren an Peter Mitterhofer.
Mitglieder der Volksbühne Partschins stellten szenisch dar, wie Peter Mitterhofer enttäuscht und verbittert von Wien nach Partschins zurückkehrte. Auf der Titelseite ist ein Replikat des ersten „„Schreibapparates“ von Peter Mitterhofer zu sehen. Es handelt sich um das „Wiener Modell 1864“. Das Replikat befindet sich im Schreibmaschinen-Museum, das Original wird seit 1913 im Technischen Museum Wien aufbewahrt.
Bei der Übergabe der Gedenktafel „50 Jahre Gemeinde-Partnerschaft Kleinkarlbach“ (v.l.): Vizebürgermeister Walter Laimer, der ehemalige Bürgermeister und Ehrenbürger Robert Tappeiner, Bürgermeister Luis Forcher, sein Amtskollege von Kleinkarlbach, Daniel Krauß, die Gemeindereferenten Hartmann Nischler und Ulrich Schweitzer sowie die Gemeindereferentin Jasmin Ramoser.

Erfinder & Visionär

Partschins feiert den 200. Geburtstag seines größten Sohns

Publiziert in 17 / 2022 - Erschienen am 27. September 2022

Partschins - Traktoren mit vollen oder leeren Apfelkisten, Reise- und Berufsverkehr, Feriengäste, Bauarbeiten im Dorf: am Nachmittag des 20. September wurde dieser normale Alltag ganz bewusst für einige Stunden aus der Dorfmitte von Partschins „ausgesperrt“, um auf dem Kirchplatz an jenen Mann zu erinnern, der genau 200 Jahre zuvor im einstigen Sagschneiderhaus auf der Töll geboren worden war: Peter Mitterhofer, der Erfinder der Schreibmaschine und der größte Sohn der Gemeinde Partschins. Der Festakt, zu dem Bürgermeister Luis Forcher viele Ehrengäste begrüßen konnte, bildete den Höhepunkt der Veranstaltungen und Feierlichkeiten anlässlich der 200. Wiederkehr des Geburtstages von Peter Mitterhofer. Der Bürgermeister erinnerte daran, dass der vielseitig begabte Bastler, Zimmermann und Musikankt zweimal zu Fuß nach Wien gegangen war, um seine Schreibmaschinen-Modelle am kaiserlichen Hof vorzustellen. Dort aber wurde der Wert der genialen Erfindung nicht erkannt. Auf diese Tatsache verwies auch der Gemeindereferent Ulrich Schweitzer, der für das Schreibmaschinen-Museum in Partschins zuständig ist und der den Schriftsteller Mark Twain zitierte: „Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat.“

Der Erfinder und der Mensch

Über das Leben und vielseitige Schaffen des jahrzehntlang verkannten Genies Peter Mitterhofer wurde bereits viel geforscht, geschrieben und recherchiert. Ulrich Schweitzer erinnerte u.a. die erste Mitterhofer-Biografie von Rudolf Granichstaedten-Czerva, die 1924 erschienen ist, sowie an das umfassende, 1993 veröffentlichte Werk des Partschinser Ehrenbürgers und Museums-Gründers Ewald Lassnig, der am 25. März 2020 gestorben ist. Der ausgesprochene Mitterhofer-Kenner hatte alle Forschungsergebnisse beschrieben und zusammengefasst. Den Schwerpunkt seiner Ausführungen richtete Ulrich Schweitzer aber weniger auf die technischen Details der Erfindungen von Mitterhofer, sondern mehr auf den „Teisen Peater“ als Mensch, wie er in Partschins genannt wurde. Bereits in der Volksschule fiel Peter, das erste von 8 Kindern der Eheleute Peter Mitterhofer und Anna Gschwenter, durch seine Geschicklichkeit und Musikalität auf. Vom Vater erlernte er das Tischlerei- und Zimmermannshandwerk. Während einer mehrjährigen Wanderschaft lernte er viele Länder in Europa kennen. Im kleinen Dorf Partschins wurde es ihm nach der Rückkehr bald zu eng und so begab er sich erneut auf die Walz durch halb Europa. 1862 heiratete er die verwaiste Zimmermannstochter Marie Steidl und zog zu ihr in das „Steidlhaus“, das heutige Peter-Mitterhofer-Haus. Das Paar lebte dort in armseligen Verhältnissen.

„Gottloser Hallodri“

Vom Ortspfarrer als „gottloser Hallodri“ gegeißelt und im Dorf oft als „närrischer Spinner“ belächelt, widmete sich Mitterhofer neben seinem Handwerk auch Basteleien und trat in den Gasthäusern mit seinen selbstgebauten Instrumenten als Sänger und Musikant auf. Oft ins Staunen versetzte er die Leute auch mit seiner Bauchrednerkunst. Zu den Instrumenten, die er erfand, gehörte das „hölzerne Glachter“, ein Tasteninstrument, das Ähnlichkeiten mit dem Xylophon hat, und das ihn wohl auch zum Bau seines „Schreibapparates“ inspiriert haben dürfte. 1864 wanderte er zum ersten Mal mit seinem hölzernen „Schreibapparat“ nach Wien, um am kaiserlichen Hof einen Beitrag für die Verbesserung des Modells zu erbitten. Der „Apparat“ wurde zwar bewundert, doch eine allgemeine Verwendungsmöglichkeit stellte man in Frage. So kehrte Peter Mitterhofer mit einer Spende von 200 Gulden enttäuscht zurück. Ohne Erfolg blieb einige Jahre später auch ein zweiter „Bittgang“ mit einem verbesserten Modell. Dieses Mal wurde er mit 150 Gulden nach Hause geschickt. Trotz großer Enttäuschung und Verbitterung gab Mitterhofer nicht auf. Er arbeitete weiterhin an seiner Erfindung, indem er die Holzlettern durch Metalllettern austauschte, bewegliche Walzen einbaute und so eine fabrikationsreife und patentierfähige Maschine entwickelte. Nicht ausgeblendet hat Ulrich Schweitzer noch weitere dunkle Kapitel aus dem Leben von Peter Mitterhofer. So stand er lange Zeit seiner kränklichen Frau bei, die 7 Jahre lang an das Bett gefesselt war. Zur Erleichterung der Hausarbeit baute er eine „Waschmaschine“. Peter Mitterhofer starb völlig verarmt am 27. August 1893. Seine Frau war ein Jahr vorher gestorben. Rudolf Granichstaedten-Czerva ließ 1924 einen Grabstein für Mitterhofer am Friedhof von Partschins errichten. Darauf ist zu lesen: „Die Anderen, die von ihm lernten, konnten die Früchte seines Talentes ernten.“ 
Um an die außerordentliche Persönlichkeit von Peter Mitterhofer zu erinnern, hatte die Gemeindeverwaltung schon zu Jahresbeginn in Zusammenarbeit mit einem eigenen Komitee, dem Bildungsausschuss, dem Tourismusverein und mit örtlichen Vereinen ein ganzjähriges Veranstaltungs- bzw. Tätigkeitsprogramm auf den Weg gebracht, das zum Großteil bereits stattgefunden hat: Ausstellung der interessantesten Modelle aus dem Schreibmaschinen-Museum in Betrieben, Hotels und Gasthäusern in der Gemeinde; barrierefreier Zugang zum Museum in Zusammenarbeit mit „Independent L – Sozialgenossenschaft“; internationales Sammlertreffen mit Tauschbörse; Ausstellung der historischen Schwarz-Weißbilder der Jubiläumsfeier 1952 aus dem Perckhammer-Nachlass-Archiv; Forschungs- und Recherchearbeiten; Theateraufführungen seitens der Volksbühne Partschins zum Jubiläum „200 Jahre Peter Mitterhofer“ in Gasthäusern von Partschins, Rabland und Töll (Inszenierung der Rückkehr Mitterhofers aus Wien voller Enttäuschung und Selbstzweifel); Murales (Kunstwerk) auf der Töll; Fassaden-Gestaltung am Schreibmaschinen-Museum, entworfen vom Partschinser Künstler, Bildhauer, Schnitzer und Kunstmalers Karl Hofer.
Der Bürgermeister, Ulrich Schweitzer sowie der Kulturreferent Hartmann Nischler dankten allen, die bei den Veranstaltungen und Projekten mitgewirkt haben. Die Landesräte Philipp Achammer und Arnold Schuler warteten mit Grußworten auf. „Peter Mitterhofer hat an seine Idee geglaubt, obwohl seine geniale Erfindung verkannt wurde“, sagte Achammer, „Startup-Förderungen, wie wir sie heute kennen, gab es damals nicht.“

50 Jahre Partnerschaft

Nachgeholt wurde am 20. September auch das 50-jährige Jubiläum der Partnerschaft zwischen den Gemeinden Partschins und Kleinkarlbach in der Pfalz. Die Feier wäre 2020 fällig gewesen, musste aber pandemiebedingt verschoben werden. Die Partnerschaft war 1970 vom damaligen Partschinser Bürgermeister Robert Tappeiner und seinem damaligen Amtskollegen von Kleinkarlbach, Fritz Geißler (2021 gestorben), besiegelt worden. Hartmann Nischler blickte auf die Höhepunkte der Partnerschaft zurück. Die Freunde aus Kleinkarlbach waren mit Bürgermeister Daniel Krauß an der Spitze angereist. Im Rahmen des Festaktes wurde eine Gedenktafel in Erinnerung an die langjährige Partnerschaft übergeben.

Eigener Jubiläumsmarsch

Viel Applaus gab es für den „Jubiläumsmarsch Peter Mitterhofer“, den der Jungmusikant Christoph Österreicher komponiert hatte und den die Musikkapelle Partschins uraufführte. Die Volksbühne Partschins überraschte mit einer szenischen Darstellung und mit dem Kurzfilm „Peter Mitterhofer“. Neben Einlagen der Musikkapelle Partschins gab es auch Unterhaltung mit den Rablander Schuhplattlern. Nicht gefehlt haben auch kulinarische Köstlichkeiten und eine Geburtstagstorte. Mehrfach gedankt wurde im Rahmen des Festaktes auch dem Museumsstifter Kurt Ryba, der Museumsleiterin Maria Mayr und ihrem Team sowie alle Freiwilligen. „Peter Mitterhofer hat uns nicht nur kulturhistorisch, sondern auch touristisch ein wertvolles Erbe hinterlassen“, sagte Ulrich Schweitzer. Das Schreibmaschinen-Museum mit seinen über 2.000 Exemplaren sei ein Alleinstellungsmerkmal der Tourismusgemeinde Partschins und steigere den Bekanntheitsgrad weit über Südtirol hinaus.

Josef Laner
Josef Laner

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