Die Kluft

Publiziert in 7 / 2025 - Erschienen am 8. April 2025

Die Körpergröße ist es nicht, die den sprichwörtlichen kleinen Mann oder die kleine Frau ausmacht. Im Umkehrschluss können klein gewachsene Menschen „groß“ sein, weil sie große Häuser besitzen, Grundflächen usw. Oder sie sind sonst „groß“, weil sie auf Machtsesseln sitzen, die Erben „großer“ Eltern sind oder in „große“ Familien eingeheiratet haben. Materieller Wohlstand ist natürlich nichts Negatives. Viele haben sich den Wohlstand hart erarbeitet. Ist der Wohlstand eines Landes hoch, geht damit in der Regel auch ein breites Angebot von Diensten für alle einher. Für eine Schließung der Kluft zwischen „arm“ und „reich“ reicht das allerdings nicht. Auch nicht in Südtirol. Laut einer 2024 durchgeführten AFI-Erhebung schätzen 8 von 10 Arbeitnehmenden die Kluft zwischen „arm“ und „reich“ als groß (56 %) bzw. sehr groß (24 %) ein. Als Hauptursachen wurden die fehlgeleitete Lohnpolitik sowie die lokale und staatliche Wirtschaftspolitik genannt. In Sachen soziale Gerechtigkeit ist in Südtirol noch einiges zu tun. Es gibt nach wie vor Familien, die Geld leihen müssen, um einem Kind eine Zahnspange zu besorgen, Frauen, die sich vor einem festlichen Anlass keine Friseurin leisten können, Männer, die bei Hochzeiten und Beerdigungen immer dieselben Kleider tragen, oder ältere Menschen, die nach lebenslanger Arbeit darunter leiden, dass ihre Kinder mitzahlen müssen, damit sie ihren Lebensabend in einem Wohnheim verbringen können.

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Josef Laner
Josef Laner

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