Im Bildvordergrund (von links): Gabi Worch (Agenturleiterin von „Buy Art!“ in Ottobrunn/München), die Künstlerin Julia Wegat, Hermann Buhls Frau Eugenie, Buhls Enkelin Amelie sowie Buhls Töchter Silvia und Kriemhild.

„Namen und Geist von Hermann Buhl wach halten“

Publiziert in 25 / 2007 - Erschienen am 4. Juli 2007
Sulden – „Hermann Buhl war eine Schlüsselfigur des Weltbergsteigens. Wäre er am 27. Juni 1957 nicht mit einer Wechte in der Nordwand der Chogolisa im Karakorum abgestürzt, wäre er ein Profibergsteiger geworden wie Edmund Hillary oder andere.“ Mit diesen Worten würdigte Reinhold Messner am 27. Juni, also genau am 50. Todestag des großen Bergsteigers, im MMM Ortles in Sulden die Leistungen und die Persönlichkeit von Hermann Buhl. Zur Gedenkfeier hatten die Bergrettung Sulden und Reinhold Messner auch die Verwandten von Hermann Buhl eingeladen. Neben Buhls Frau Eugenie Högerle aus Ramsau/Berchtesgaden sind auch seine Töchter Kriemhild und Silvia gekommen sowie Kriemhilds Tochter Amelie. Buhls dritte Tochter Ingrid ist schon in jungen Jahren gestorben. Hermann Buhl ist 1924 in Innsbruck geboren und aufgewachsen. Höhepunkt seiner bergsteigerischen Leistung war die Erstbesteigung des Nanga Parbat (8125 m) im Jahr 1953. Vier Jahre später unternahm er zusammen mit Marcus Schmuck, Fritz Wintersteller und Kurt Diemberger eine Expedition in den Karakorum. Hauptziel war der Broad Peak (8047 m). „Die kleine, aber ungewöhnlich leistungsfähige Mannschaft operierte ohne Hochträger und Sauerstoffgeräte“, führte Reinhold Messner am Nachmittag vor der Presse und am Abend bei einem Multimediashow-Vortrag in der Tennishalle in Sulden aus. Die kühne Idee, ohne Hochträger zum Gipfel zu gelangen, ist laut Messner eindeutig Hermann Buhl zuzuschreiben. Buhl habe die schöpferische Leistung erbracht, „es anders zu machen, indem er einen leichten Expeditionsstil wählte und das ist maßgebend.“ Am 9. Juni 1957 erreichten alle vier Österreicher den Gipfel des Broad Peak. Nach der Rückkehr zum Basislager versuchten Kurt Diemberger und Hermann Buhl einen Besteigungsversuch der Chogolisa (7654 m). Ein Schneesturm zwang sie zur Umkehr. Beim Abstieg stürzte Hermann Buhl mit einer Wechte ab. Er war 32 Jahre alt. Sein Tod beendete die viel versprechende Karriere eines Profibergsteigers und riss einen jungen Vater aus der Familie. Buhl war laut Messner nicht nur der größte Bergsteiger seiner Zeit, sondern ist einer der größten und bedeutendsten Alpinisten und Bergsteiger des 20. Jahrhunderts überhaupt. Um den Namen und Geist von Hermann Buhl wach zu halten, hat Reinhold Messner in seinem Eismuseum MMM Ortles zudem die Sonderausstellung „Requiem für Hermann Buhl“ einrichten lassen. Zu sehen ist ein Malereiprojekt von Julia Wegat. Messner hatte die Künstlerin aus München beauftragt, 7 Arbeiten über das Leben und die Erfolge, aber auch das Sterben von Hermann Buhl zu malen. Bei der Schaffung der Bergbildserie hat Julia Wegat auch Versatzstücke, Originalfotos und Reliquien aus Hermann Buhls Hinterlassenschaft verwendet bzw. in ihre Bilder integriert, wie etwa ein Seidentuch, ein Kopfkissen oder eine Socke, die Buhl getragen hat. Das Portrait von Buhl malte Wegat auf einem Handtuch. Die Künstlerin ist übrigens eine Schülerin von Gottfried Helnwein. Die Gedächtnisausstellung kann für die Dauer eines Jahres im MMM Ortles besichtigt werden. Weiters gehört der Film „Requiem für Hermann Buhl“ zur Sonderausstellung. Die Musik zum Film, der auch in DVD-Form vorliegt, stammt von Rino Capitanata aus Tramin. Regie führte Marisa Montibell. Zur Gedenkfeier sind unter anderem auch Kurt Diemberger und Herbert Knapp gekommen, die sich im Vorjahr im Zusammenhang mit der Erstbesteigung der Schaumrolle an der Königsspitze in die Haare geraten waren. Der Vortrag mit Reinhold Messner in der Tennishalle, den die Stiftung Südtiroler Sparkasse und die Seilbahnen Sulden GmbH mitunterstützt haben, war ein voller Erfolg. Über 600 Besucher sind nach Sulden gekommen, um Messners Ausführungen über die Leistungen und den Menschen Hermann Buhl zu hören.
Josef Laner
Josef Laner

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.

Close