Mensch sein mitten im Krieg
„Die Eiskögelen“ – eine Filmpremiere des „Ortler Sammlervereins 1. Weltkrieg“ im Nationalparkhaus „aquaprad“
Prad - Auf’s Knappste zusammengefasst: Der Ortler Sammlerverein unter der neuen Präsidentin Melanie Platzer überraschte mit dem Film „Die Eiskögelen“. Es ging um ein aussagekräftiges Relikt, das zusammen mit den schmelzenden Gletschern für immer verschwinden wird. Daneben gab es ungewöhnliche Beispiele besonderer Menschlichkeit, die filmisch dargestellt und gefühlvoll verarbeitet werden mussten. Die Aufarbeitung der Kriegsereignisse an der Hochgebirgsfront erfolgte zum ersten Mal über die Beziehungen zwischen den verfeindeten Nachbarn. Die Alpini auf dem Großen (3.530 m) und die Standschützen auf dem Kleinen Eiskogel (3.403 m) tauschten untereinander italienisches Weißbrot gegen österreichischen Tabak. Die Italiener hatten Geröll und Sand in Überfülle zur Verfügung und halfen schon mal mit Sandsäcken aus. Sogar gemeinsam fotografieren ließ man sich. Es war eine Herausforderung für Kamera- und Schneide-Team Eberhard Reinstadler und Gebhard Brunner und für die Texterin Melanie Platzer, soviel Solidarität unter Feinden über Dokumente, Archivaufnahmen und informierende Texte überhaupt darstellen zu können. Dazu stießen die Gletscherarchäologen auf überraschend gut erhaltende Fundstücke. Der Film lebte von der Spannung zwischen Hubschraubereinsätzen in einer spektakulären Bergwelt, den historischen Aufnahmen, den klar formulierten Texten und der Musik von Olaf Frantzki. Die Sprecher Franz Angerer und Christof Anstein, letzterer als Stimme des Generalmajors Freiherrn von Lempruch, mussten authentisch klingen. Es waren die übermenschlichen Leistungen der Tauferer Standschützen, die die Baracke auf dem kleinen Eiskogel gebaut und bei Dunkelheit für den Nachschub gesorgt hatten. Christian Mazagg, Benjamin Mazagg, Gerald Holzer, Arnold Kuntner, Benjamin Tragust, Josef Telser und Julian Theiner waren die Darsteller dieser „menschlichen Facette“ des Krieges im Hochgebirge, die sich nach 1918 mit der Freundschaft zwischen den ehemaligen Bergführern Giuseppe Tuana aus Grosotto im Veltlin und Hansi Pinggera aus Sulden fortsetzte.