Familienkongress auf russisch
Publiziert in 34 / 2014 - Erschienen am 1. Oktober 2014
Der Weltfamilienkongress in Moskau: Vize-BM Sonja Platzer aus Latsch und Gudrun Warger, Kabinettsleiterin aus Schlanders, nahmen teil.
Gudrun Warger ist seit dreieinhalb Jahren Verantwortliche für das Kabinettbüro der Gemeinde Schlanders, Sonja Platzer seit April dieses Jahres Vizebürgermeisterin und Referentin für Familie der Gemeinde Latsch. Eingeladen vom Russischen Zentrum Borodina, dessen Ziel das Fördern der Beziehungen zwischen der Autonomen Provinz Bozen und Russland ist, nahmen beide am Weltfamilienkongress in Moskau teil. Thema der diesjährigen Veranstaltung: „Große Familien, die Zukunft der Menschheit“. Die Ausrichtung: konservativ und homophob. Ein vielen Kongressteilnehmern mitgegebener Appell will weitere Befürworter generieren: für eine Gesellschaft, die Mann, Frau und viele Kinder als die einzig richtige Lebensform erachtet und in der Homosexuelle keinen Platz mehr finden. Der Weltfamilienkongress wurde 1997 als gleichnamige Organisation in den USA gegründet und gilt als eine der einflussreichsten Gruppen dieser Ideologie.
der Vinschger: Viele Südtiroler folgten der Einladung des Russischen Zentrums Borodina nicht. Sie sagten zu. Warum?
Gudrun Warger: Um Moskau zu sehen, um Menschen aus Russland und aller Welt kennenzulernen und so mein Netzwerk zu erweitern - Fortbildung pur.
Sonja Platzer: Das Über-den-
Tellerand-Blicken hatte mich als Familienreferentin interessiert: Wie sieht es aus bei anderen?
Was haben Sie von den zahlreichen Referaten aus aller Welt für sich mitgenommen?
Gudrun Warger: Das sich Wegbewegen vom Konsum- und Profitdenken, welches ich von orthodoxen Geistlichen hörte, hat mich am ehesten inspiriert.
Sonja Platzer: Zwei Tage lang wurde vor allem die Homosexualität zum Thema gemacht und mächtig Stimmung gegen sie. Die Haltung teile ich nicht: Jeder hat das Recht, zu sein. Menschen sollten sich nicht verstecken müssen. Ich hätte mir in dieser Hinsicht mehr an thematischer Vielfalt erwartet.
Ihr gemeinsam vorbereitetes Referat hielten Sie aus Zeitgründen nicht. Andrej Pruss trug Teile davon vor. Worum ging es?
Gudrun Warger: Unser Referat lautete „Einrichtung und Maßnahmen für Familien in der Kulturregion Vinschgau“. Unser Schlussgedanke: Wenn wir wollen, dass unsere ethischen Werte und unsere Traditionen nicht verloren gehen, müssen Eltern ihren Kindern Vorbilder sein und die Aufmerksamkeit weniger auf das Materielle und vermehrt auf Werte lenken.
Sonja Platzer: Es ging konkret dabei auch um das Vorstellen von Initiativen oder Angeboten der Öffentlichen Hand oder der Gemeinden wie z.B. der Familienpass.
Der Südtirol-Stand: Was wurde dort präsentiert?
Sonja Platzer: Wir verteilten Werbeschürzen der VI.P, es waren großformatige Bilder vom Vinschgau und aus ganz Südtirol zu sehen, Bücher über Latsch und Schlanders sowie Werbebroschüren über den Vinschgau.
Gudrun Warger: Unter den Fotos war vermerkt, dass vier Vinschgauer Gemeinden als Pilotgemeinden eine Gemeinwohlbilanz erstellten - was mich besonders freut. Dank des Zentrums Borodina in Meran hatten wir einen Platz, um den Vinschgau zu bewerben.
Viele neue Kontakte generiert?
Gudrun Warger: Ich versuchte, so viele Kontakte wie möglich zu knüpfen; auch über das Thema Gemeinwohl gelang das: ein griechischer Universitätsprofessor interessierte sich sehr dafür.
Sonja Platzer: Ich habe in der Gemeinde Latsch bereits über die Reise berichtet, eine konkrete Gegeneinladung an Moskauer Gesprächspartner habe ich nicht ausgesprochen. Die Südtiroler Reisegruppe jedoch werden Gudrun und ich auf die Zufallhütte im Hintermartell einladen.
Katharina Hohenstein