Am Podium: Heike Mayr (SBB), Anita Tscholl (Martinsheim Mals), Stefan De March (LBE), Moderatorin Evi Keifl, Thomas Oberhofer (VIP) und Ivonne Daurú.
Im Kasino fand die Podiumsdiskussion vor einem interessierten Publikum statt.
Ghali Egger von BASIS Vinschgau Venosta führte durch die Veranstaltung.
Heidi Altstätter (rechts) und Ivonne Daurú im Kräutergarten der BASIS
Das Publikum genoss die chillige Atmosphäre im BASIS-Garten und die von Chefkoch Roland Hanny und seinem Team vorbereiteten Köstlichkeiten.
Chefkoch Roland Hanny stellte die Aperitif-Häppchen vor.

Lokal produzieren für unsere Mensen

Regionale, saisonale und biologische Produkte für Großküchen als Baustein für die Klimaschutzstrategie von Gemeinden.

Publiziert in 13 / 2024 - Erschienen am 16. Juli 2024

Schlanders - Mensen bringen verschiedene Menschen und Generationen an einen Tisch, und der traditionelle Mittagstisch zuhause wird immer mehr von Essen aus der Großküche ersetzt. Deshalb ist es wichtig, dass diese Großküchen hochwertige, gesunde und wenn möglich regionale und biologisch angebaute Lebensmittel verwenden. In der dritten Auflage der Veranstaltung „A gmahnte Wies“, organisiert von BASIS Vinschgau Venosta in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Köcherverband (SKV) und unterstützt durch die VIP und die UNI BZ stellte Moderatorin Ghali Egger zu Beginn die Frage, wie man den Prozess der Vergabe und des Einkaufs für die Verpflegung in Mensen so gestalten kann, dass so viele regionale Anbieter wie möglich zum Zuge kommen.

Steigendes Bewusstsein für lokale Lebensmittel

Das Interesse für die Verwendung regionaler, saisonaler und biologisch angebauter Produkte in Großküchen bestehe auch in der Bezirksgemeinschaft, so die Präsidentin Roselinde Gunsch bei der Eröffnung der Veranstaltung, denn es könnte ein wesentlicher Baustein für die Klimaschutzstrategie einer Gemeinde sein. Billige Gemeinschaftsverpflegung erzeuge keine regionale Wertschöpfung und sei nicht gesund, bestätigte Peter Defranceschi (Direktor von ICLEI Brüssel und Koordinator des globalen Ernährungsprogramms CityFood), und es sei ein Mindeststandard einer Schule, jedem Kind eine gesunde, hochwertige Mahlzeit zu bieten. Als vorbildlich nannte er die Schulmensen von Schlanders und Vöran, aber es könnten alle 116 Gemeinden Südtirols lokal einkaufen, so Defranceschi. Alberto Ritucci, der Verantwortliche für Schulverpflegung und Ernährungsbildung der Stadt Turin nannte seine Stadt als gutes Beispiel für eine flächendeckende gesunde und hochwertige Ernährung von täglich 40 000 Kindern in den Schulmensen. „Die Bauern haben sich auf einen sicheren Absatz eingestellt, aber der Preis muss stimmen, damit sie ihre Mitarbeiter bezahlen und gesunde Lebensmittel produzieren können“, so Ritucci.  

Mit Köchin und Ernährungscoach im Gespräch

Heidi Altstätter ist diplomierte Diätköchin und seit 20 Jahren Köchin in der Schulmensa der Marktgemeinde Schlanders. Sie kocht für Pflichtschulkinder, Beamte und ab und zu für die Kita. Sie bedauert, dass viele Kinder traditionelle Gerichte nicht mehr kennen; sie muss Intoleranzen berücksichtigen und für verschiedene Kulturen kochen. Ihr fehlt Personal in der Küche, der Einkauf von regionalen, saisonalen und biologischen Produkten ist möglich, aber es kommen zu wenig Angebote von Seiten der Landwirtschaft. Ivonne Daurù ist Ernährungscoach in den Bereichen Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung und betreut Köchinnen und Köche von Schulen, Kindergärten, Seniorenheimen usw. Sie erstellt Ernährungspläne für eine gesunde Ernährung und betreut unterschiedliche Projekte hin zu mehr Nachhaltigkeit in den Großküchen.

Nicht über den Preis reden, sondern über den Wert

2,5 Millionen Essen wurden im Schuljahr 2018/19 allein für Schulkinder in Mensen gekocht, hinzu kommen unzählige Firmenmensen, Seniorenmensen usw. Es gebe also ein Riesenpotential, um in der Verpflegung aus den Großküchen eine klimagerechte Entwicklung anzustreben, so Evi Keifl, die Moderatorin der Diskussionsrunde am Abend. Ein Drittel der gesamten Energie werde in Europa für die Produktion und den Konsum von Lebensmitteln gebraucht. Ernährungsbildung, kurze Transportwege, Abfallvermeidung, Stärkung der lokalen Landwirtschaft und des einheimischen Lebensmittelgewerbes sowie die Vielfalt der Landwirtschaft müssen unsere Zukunftsziele sein, so die Moderatorin. In der Diskussion mit Anita Tscholl, Präsidentin des Seniorenwohnheims Martinsheim in Mals, der Ernährungscoach Yvonne Daurù, Stefan De March vom Landesbeirat der Eltern, Thomas Oberhofer, Obmann der VIP und Heike Mayr, Mitarbeiterin im Südtiroler Bauernbund stellte Evi Keifl die Fragen, wie die Versorgung mit lokalen Produkten in Mensen forciert werden könnte, welche Hürden zu bewältigen sind und welche Rolle dabei das liebe Geld spielt. Anita Tscholl bestätigte gleich zu Beginn, dass sich die Lebensmittel in letzter Zeit aufs Doppelte verteuert haben, man müsse sehr wohl auch über das Geld reden. Sie sehe eine große Verantwortung den Menschen, aber auch der Umwelt und den Tieren gegenüber. Deshalb lege man im Martinsheim großen Wert darauf, Lebensmittel aus biologischem Anbau zu verwenden. Schwierig sei es, Bio-Rindfleisch aus der Umgebung zu bekommen. Ivonne Daurù plädierte für eine ressourcenschonende, bewusste Ernährung auch unter Berücksichtigung der traditionellen Esskultur in unserem Land. „Kinder lernen gesundes Essen auch über die Mensa kennen, und gesundes Essen muss nicht immer als teuer gelten“. Elternvertreter De March lobte das wertvolle Angebot der Schulmensen, betonte jedoch, dass der Mittagstisch für die Kinder auch leistbar bleiben müsse. Über das komplizierte Vergaberecht und den staatlichen Vergabekodex berichtete Heike Mayr vom Südtiroler Bauernbund. Sie bot ihre Hilfestellung für Landwirtinnen und Landwirte bei Fragen zum Vergabeportal usw. an und schlug zeitliche Bieterschaften vor.

Bestehende Verteiler nutzen

VIP Obmann Thomas Oberhofer sieht gute Chancen für einen Schulterschluss zwischen lokalen Lebensmittelproduzenten und lokalen Mensen, es dürfe aber nicht an der Logistik scheitern. Die einzige Lösung sehe er in der Kooperation mit bestehenden Verteilern. Auch Heike Mayr bestätigte, dass bei langen Ketten viel Wertschöpfung verloren gehe. „Es braucht operative Unterstützung wie die Vertragslandwirtschaft“, sagte der Agronom David Frank, der im Publikum saß. Er nannte die Preispolitik eine große Herausforderung für die kleinen Produzenten, aber wenn sich der Produzent der Abnahme seiner Ware sicher sei, könne er günstiger und zielgerichteter produzieren.

Bauernmarkt, Aperitif und Ausstellung

An Marktständen boten lokale Produzentinnen und Produzenten ihre Produkte an, im Hintergrund gab es Musik von Fabienne Runggaldier und Kinderprogramm vom Elki Schlanders sowie eine Ausstellung der Fakultät für Design und Künste. Zehn Studenten der UNI BZ hatten zum Thema „Apfel - Vom Obst zur Kulturlandschaft“ eine Serie von Ausstellungsstücken geschaffen und einige davon in der BASIS vorgestellt. Zu einem Aperitif mit köstlichen Häppchen aus den lokalen Produkten der anwesenden Marktstände lud der Südtiroler Köcheverband, den sich die zahlreichen Gäste der Veranstaltung nicht entgehen ließen. Koordiniert wurde der Aperitif, wie auch im letzten Jahr, von Chefkoch Roland Hanny.

Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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