Karthaus als Gesamtkunstwerk
Am Tag der Heiligen Anna feiert Karthaus im Schnalstal das Patrozinium der Gesindekirche.
Karthaus - Nach staatlichen Vorgaben muss das Fest von Anna und Joachim, der Eltern Mariens, auf den vorhergehenden oder nachfolgenden Sonntag verlegt werden. Diesmal wurde das Klosterdorf am 30. Juli, also 4 Tage nach „Anna & Joachim“, zu einem einzigen Festplatz. Worauf das zum Teil einzigartige Brauchtum beruht, das die Bewohner von Karthaus an diesem Tag leben, ist nur zum Teil geklärt, wird aber umso lebendiger empfunden. Ausgehend von der Anna-Kirche ziehen Frauen und Männer mit Fahnen und Heiligenstatuen um die Klostermauern. Den hohen Festtag eingeleitet haben die 6 „Schrocker“ im Kirchturm. Das gibt es nur in Karthaus: 5 „g‘standne“ Männer schlagen den Klöppel gegen die innere Glockenwand. Paul Schwienbacher sorgt für die exakte Ausführung; er ist der „Schrocker-Dirigent“. Die Klöppel der 3 kleineren Glocken werden mit der Hand gefasst; die Klöppel der 2 größeren mit einer Schnur gezogen. Es wird zwischen einer geraden und ungeraden Zahl an Schlägen gewechselt und je nach Anzahl antworten die Böller-Mander an der Lourdes-Kapelle mit einem oder mehreren Böllern. Während der ohrenbetäubenden Zwiesprache brachten sich die Trägerinnen und Träger der Fahnen und Statuen in Position. Koordiniert wurde alles vom Pfarrgemeinderat unter Präsident Alois Santer. Von den Franziskanern in Bozen war Pater Albert angereist. Er war für das Allerheiligste unterm „Himmel“ verantwortlich. Sobald sich die Schrocker in Musikanten und Feuerwehrmännern verwandelt hatten, setzte sich die Musikkapelle Karthaus-Unser Frau mit Kapellmeister Andreas Rechenmacher in Bewegung. Ein Böllerschuss war das Startsignal. Im wahrsten Sinne des Wortes atemlos erreichten die Fahnen- und Statuen-Träger den 1. „Altar“ am höchsten Punkt bei der Feuerwehrhalle. Der 2. Altar fand am Gasthof „Goldene Rose“ statt. Nach einer musikalischen Kostprobe – es war ja das „Musi-Fest“ - erinnerten die 4 „Böllerer“ krachend an den Besuch der Heiligen Messe.
