Der Oberst
Publiziert in 37 / 2012 - Erschienen am 17. Oktober 2012
Wer war Oberst Moritz Erwin Freiherr von Lempruch? Warum ist er Ehrenbürger von Prad, Stilfs, Taufers und Glurns?
Prad - Antworten auf diese und weitere Fragen rund um den K.u.K.-Offizier, der in Prad und Umgebung während der Zeit der Kämpfe an der Ortlerfront von allen „der Oberst“ genannt wurde, liefert eine Biographie, die am 6. Oktober im Nationalparkhaus „aquaprad“ vorgestellt wurde. Verfasst hat dieses 170 Seiten umfassende, reich bebilderte „biographische Mosaik“ über Ing. Moritz Erwin Freiherr von Lempruch der aus Wien stammende Dipl.-Ing. Heinz König. Zur gut besuchten Buchvorstellung konnte die Kulturreferentin Tanja Ortler nicht nur den Autor begrüßen, sondern auch Matthias von Lempruch, einen Enkel von Oberst von Lempruch, der eigens aus Schweden angereist war. Auch Vertreter der Gemeinde Straß im Straßertale in Niederösterreich - auch dort ist von Lempruch Ehrenbürger - waren nach Prad gekommen. Die Anregung, über den Oberst eine Biographie zu verfassen, hatte König vor 2 Jahren von Tanja Ortler erhalten. „Mit diesem Buch wird eine Lücke in der Geschichte von Prad und der umliegenden Gemeinden geschlossen,“ freute sich Bürgermeister Hubert Pinggera. Von Lempruch, geboren 1871 im heutigen Novo Mesto in Slowenien, gestorben 1946 in Straß, verbrachte 2 Jahre und 8 Monate an der Front im Bereich Prad-Stilfserjoch-Ortler. Darüber schrieb er später das Buch „Der König der Deutschen Alpen und seine Helden (Ortlerkämpfe 1915/1918)“. Zusätzlich zum militärischen Wirken beleuchtet die Biographie auch die künstlerischen Fähigkeiten von Oberst von Lempruch sowie seine menschlichen Seiten. „Der Oberst war eine große Persönlichkeit, nicht nur an der Ortlerfront, sonder auch sonst,“ sagte der Dorfchronist Ludwig Veith. Von Lempruch habe viel Gutes für Prad und seine Menschen getan. Der Oberst sei vielen Pradern als leutseliger und hilfsbereiter Mann in Erinnerung geblieben. Gewohnt hat von Lempruch in Gargitz. Ottilie Zoderer vom Patzleidhof am Agumser Berg war dort als Wirtschafterin tätig. Mit ihr hatte von Lempruch eine Beziehung. 1917 wurde Karl-Heinrich Zoderer geboren, im Taufbuch steht der Vermerk: Filius illegitimus.
Finanziell unterstützt hat die Herausgabe der Biographie die Region. Regionalassessorin Martha Stocker würdigte die Recherchen des Buchautors und sein Werk. Gerald Holzer führte im Namen des „Ortler-Sammlervereins 1. Weltkrieg“ in eine Ausstellung ein, die anlässlich der Buchvorstellung vorbereitet worden war. Auch Gemälde des Oberst von Lempruch und private Fotos, breit gestellt vor allem von der Familie Zoderer, waren zu sehen. Zum Ehrenbürger von Prad, Stilfs, Taufers und Glurns wurde der Oberst nicht nur wegen seiner Verdienste in Sachen Grenzverteidigung ernannt, sondern auch wegen seiner „äußerst menschenfreundlichen Maßnahmen.“
Sepp Laner
Josef Laner