Zwischen Kurstadt und Reschenpass
Publiziert in 25 / 2004 - Erschienen am 30. Juni 2004
Eingebettet inmitten von Obstgärten, umgarnt vom faszinierenden Kontrast von Sonnen- und Nördersberg, darunter terrassenförmige Weinberge am Fuße der Sonnenseite und zentral die einmalige verkehrsberuhigte Fußgängerzone: das alles ist Schlanders, der Hauptort des Vinschgaus - auf halbem Wege zwischen dem Reschenpass und der Kurstadt Meran gelegen. Die 1906 durch kaiserlichen Erlass erhobene Marktgemeinde umfasst die maleri- schen Orte Kortsch, Göflan und Vetzan, die sich in der nahen und teils hügeligen Umgebung befinden. Großartig und kontrastreich sind hier Natur- und Kulturlandschaft.
[F] Starke Kontraste [/F]
Doch nicht nur Gegensätze in der Landschaft findet man hier, es gibt auch Gegensätze in der bäuerlichen Struktur zwischen Berg und Tal. Zu beiden Seiten - auf Sonnen- und Nördersberg - erstreckt sich das Reich der Bergbauernhöfe, die sich wie grüne Inseln an den Hängen festzuklammern scheinen. Rührselige Bauernhände bewirtschaften die steilen Hänge, mühselige Arbeit steht an der Tagesordnung, auf technische Hilfsmittel muss vorwiegend verzichtet werden.
In der Talsohle herrscht der Obst- vor allem der Apfelanbau vor, der zum Großteil mit Einsatz von Maschinen betrieben werden kann. Auch Schlanders mit seinen Fraktionen gehört zum Apfelgarten Südtirols, wie der Vinschgau auch genannt wird. Einmalig im Frühling ist die Blütezeit. Die vorbildlichen Obstanlagen in der Umgebung verwandeln sich dann in ein Meer aus Blüten. Rar sind die Weinberge am Fuße des Sonnenberges, unentbehrlich die Kastanienhaine oberhalb von Kortsch.
Im Zentrum von Schlanders ist die Fußgängerzone etwas ganz Besonderes, welche das städtische Flair der Bozner oder Meraner Lauben erleben lässt. Ohne Verkehr kann man im idyllischen Dorfkern genüsslich bummeln, schlendern, einkaufen oder sich kulinarisch verwöhnen lassen.
[F] Kirchturm und mehr [/F]
Der Turm der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt ist mit seinen 97 Metern Höhe das Wahrzeichen des Hauptortes. Er ist der höchste Turm von Tirol. Doch bietet Schlanders mehr an kunsthistorischen Schätzen. Beispielsweise die Schlandersburg mit den bewundernswerten Arkadengängen am Fuße des Sonnenberges, die heute Platz für die Bibliothek und verschiedene Landesämter bietet, Schloss Schlandersberg, das am Hang des Sonnenberges eine wunderbare Aussicht über den mittleren Vinschgau gewährt oder die Spitalkirche mit ihren wunderbaren Fresken aus dem 15. und 16. Jahrhundert so wie in Kortsch das St. Ägidiuskirchlein, das vor rund 700 Jahren am so genannten Schatzknott erbaut wurde.
Die Schlanderser oder besser die Vinschgauer sind stolz auf ihr Tal, und ganz besonders auf ihr Brauchtum, das starke religiöse Gefühle einschließt und tief in der Dorfgemeinschaft verwurzelt ist, das gepflegt wird und etwas Besonders darstellt.
Angelika Ploner