„Wer tanzt, säuft nicht“
Publiziert in 6 / 2015 - Erschienen am 18. Februar 2015
Alex Ploner, Präsident der Eventdienstleister im hds, über die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, über die Qualität von Festen und mehr.
der Vinschger: Die Genehmigung und Kontrolle vieler öffentlicher Veranstaltungen wurden 2013 auf die Gemeinden abgewälzt. Wird es in Zukunft weniger Veranstaltungen geben?
Alex Ploner: Eine Veranstaltung ist ein sehr komplexes Gebilde. Vor allem spielen Motivation, Kreativität und Einsatzbereitschaft aller Beteiligten eine wesentliche Rolle. Eine immer zentralere Frage ist, wer bereit ist Verantwortung zu übernehmen und unter welchen Bedingungen. Von der Beantwortung dieser Frage, aber auch von der Bereitschaft aller Beteiligten sich weiter in die Veranstaltungen der Vereine und Organisationen einzubringen wird es abhängen, wie sich die Veranstaltungslandschaft Südtirols in den nächsten Jahren verändern wird. Ich denke es wird in Zukunft wieder größere gemeinsame Feste geben, z.B. Dorffeste und Stadtfeste, aber auch dorfübergreifende Themenfeste, und weniger kleine Feste. Auch im Veranstaltungssektor sehe ich das Entwicklungspotential eher in der Qualität, als bei der Quantität. Der Gast und Festbesucher sucht immer stärker die Qualität, die Regionalität sowie das Ehrliche und Authentische.
Wie sollen sich die Gemeinden und Veranstalter, bei denen es sich zumeist um Vereine handelt, verhalten?
Es wird Zeit für eine höchst überfällig Diskussion und Auseinandersetzung. Die Festkultur ist ein zentraler Bestandteil einer Gesellschaft, des Zusammenlebens. Feste gehören zum Leben unbedingt dazu. Veranstalter, Gemeinden, Verantwortungsträger und Wirtschaft sollten gemeinsam die Rahmenbedingungen abstecken, unter denen sich Feste sicher und mit Begeisterung organisieren und durchführen lassen. Der Vielfalt sollte wieder mehr Raum gegeben werden. Wichtig dabei ist, dass sich alle Beteiligten ihrer Verantwortung bewusst werden, sich und ihr Handeln auch kritisch hinterfragen, aber das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Das Ziel sollte sein, Menschen mit einem Fest zu begeistern, zusammen zu führen, zu unterhalten und mit einem Lächeln, sowie einem Glücksgefühl nach Hause zu schicken. Wenn dies gelingt, wird am Ende auch die Kasse stimmen.
Sie setzen sich als Präsident der Eventdienstleister im hds vor allem für mehr Qualität von Festen und Veranstaltungen ein. Auch im Vinschgau wurden Sie bereits mehrfach zu Rate gezogen. Was macht ein „gutes“ Fest aus?
Die Qualität lässt sich für mich vor allem in den kleinen Dingen finden. Ein Zelt bestellen und aufstellen kann jeder, aber es so zu dekorieren und zu gestalten, dass sich die Gäste darin wohlfühlen, darin liegt die Herausforderung. Das „Hiandl“ ist inzwischen auf fast allen Festen sehr gut, aber es auf einem Porzellanteller serviert zu bekommen hebt das Essen auf ein anderes Niveau. Wenn ich auf dem Fest auch noch um Mitternacht ein sauberes Klo vorfinde, dann gehört für mich das ebenfalls zu einem „guten“ Fest. So wie ich meine Gäste bei mir Zuhause empfange, beherberge, bewirte und unterhalte, so will ich es auch bei meinen Veranstaltungen tun. Ich mag es, wenn Veranstalter auch Gastgeber sind und dies mit Freude zeigen.
Liegt es nicht auch ein bisschen an unserer Mentalität, dass es uns oft erst nach einigen Gläsern gelingt, zu lachen? In Diskotheken und auch bei Festen sind nach einer bestimmten Uhrzeit nur noch sehr wenige nüchterne Besucher anzutreffen.
Der Südtiroler ist im Vergleich zum Deutschen oder Italiener eher zurückhaltend und schwerer zu begeistern, das stimmt. Dies hängt aus meiner Erfahrung auch mit dem Umgang von Musik, Gesang, Tanz und den Menschen generell zusammen. Der Deutsche kann sich schneller und intensiver mit einem Thema bzw. einer Veranstaltung identifizieren, z.B. Karneval oder Biathlon, und den Italiener verbindet die Musik und die Kulinarik viel stärker, vieles passiert beim Italiener auf Veranstaltungen immer mit einer starken Emotionalität und Lautstärke. Dass aber immer Alkohol im Spiel sein muss, um den Südtiroler zu lockern, lass ich so nicht gelten. Gute Musikgruppen, die auch das Handwerk der Moderation und Motivation verstehen, beweisen immer wieder, dass Stimmung nicht zwangsläufig im Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum steht. Die Herausforderung für Veranstalter liegt hier darin, den Besucher auf mehreren Ebenen zu unterhalten und den Genuss in den Mittelpunkt zu rücken. Mein Credo in diesem Zusammenhang lautet „Wer tanzt, säuft nicht“. Das Geld sollte wieder am Eingang verdient werden, nicht nur beim Ausschank.
Interview: Sepp Laner
Josef Laner