Damit die Soy-Alm erhalten bleibt
2021 wird neuer Wander- und Viehtriebweg gebaut
Josef Kaufmann mit Julia und den Kindern Luis und Fredi.
Die Materialseilbahn (im Bildvordergrund die Bergstation) ist die Lebensader der Soy-Alm
Josef Kaufmann beim Umdrehen der Käselaibe
Auch Weideverbesserungsarbeiten auf den Weideflächen der Soy-Alm sind geplant.
Auch Weideverbesserungsarbeiten auf den Weideflächen der Soy-Alm sind geplant.
Der Aufstieg zur Soy-Alm ist zum Teil sehr steil. Mit dem neuen Wander- und Viehtriebweg soll sich das ändern.
Ab dem nächsten Jahr sollen diese zwei Maremmen-Abruzzen-Schäferhunde als Herdenschutzhunde eingesetzt werden.
Ab dem nächsten Jahr sollen diese zwei Maremmen-Abruzzen-Schäferhunde als Herdenschutzhunde eingesetzt werden.
Derzeit im Gang sind die Arbeiten zur Erneuerung der Druckrohrleitung, über die Wasser aus dem Soy-Bach zum Zuftritt-Stausee geleitet wird.
Derzeit im Gang sind die Arbeiten zur Erneuerung der Druckrohrleitung, über die Wasser aus dem Soy-Bach zum Zuftritt-Stausee geleitet wird.
Bei der Projektvorstellung in Goldrain (v.l.): Fraktions-Vizepräsident Hermann Proserpio, Fraktionspräsident Manfred Ladurner, Projektankt Hermann Tumler und Gemeindereferent Robert Zagler

„Sonst wird es schwierig“

Almpächter soll künftig mit Quad auf die Alm gelangen. Steilstücke des Weges werden ausgeglichen.

Publiziert in 28 / 2020 - Erschienen am 25. August 2020

Goldrain/Martell - Die östlichen Talhänge des Martelltals werden von drei Seitentälern durchschnitten. Eines davon ist das Soy-Tal mit der Soy-Alm. Die auf 2.072 Höhenmetern gelegene Alm gehört der Fraktion Goldrain. Mit Fahrzeugen ist die Alm bislang nicht erreichbar. Mehrere Pläne aus den 1980er Jahren für den Bau eines Forst- bzw. Traktorweges haben sich zerschlagen. Auch aus dem Ansinnen, Hand in Hand mit der Erneuerung der Druckrohrleitung, über die Wasser aus dem Soy-Bach zum Zufritt-Stausee geleitet wird, einen Weg zu bauen, wurde nichts. Die Alperia hat mit der Erneuerung der Leitung bereits begonnen. Nach vielen Vorarbeiten, Aussprachen und Begehungen im Vorjahr konnte Manfred Ladurner, der Präsident der Eigenverwaltung bürgerlicher Nutzungsrechte Goldrain, am 13. August bei einer Bürgerversammlung in der Feuerwehrhalle Goldrain das Projekt „Errichtung eines neuen Wander- und Viehtriebweges“ vorstellen. 

Es geht um den Erhalt der Alm

De facto handelt es sich um den „Plan B“, nachdem von allen zuständigen Stellen unterstrichen worden war, dass der Bau eines Traktorweges im Nationalpark und in einem Natura-2000-Gebiet nicht denkbar sei. Das hatte nicht nur die Landesrätin Maria Hochgruber Kunzer unterstrichen, sondern auch Vertreter des Nationalparks und weiterer Behörden. Bei einer „fruchtbringenden Aussprache“ mit allen Beteiligten (Nationalpark, Forstbehörde, Landesämter und Gemeinde Martell) habe man sich darauf einigen können, auf einen Traktorweg zu verzichten, dafür aber einen neuen Wander- und Viehtriebweg zu errichten. Als schlagendes Argument hatte die Fraktionsverwaltung ins Feld geführt, dass es um nicht weniger gehe, als um den Erhalt und Weiterbestand der Soy-Alm. Das Almgebäude hatte die Fraktion Ende der 1980er Jahre neu gebaut. 

Materialseilbahn bleibt unverzichtbar

1995 wurde die Materialseilbahn errichtet, 2000 wurde der Stall erneuert und 2004 wurde ein kleines E-Werk gebaut. Die Seilbahn leistet zwar gute Dienste und bleibt für den Weiterbestand des Almbetriebes unverzichtbar, „aber die Möglichkeit, zumindest mit einem Quod auf die Alm zu gelangen, muss dem Pächter geboten werden“, führte der Fraktionspräsident aus. Um mit einem kleinen Kraftfahrzeug dieser Art auf die Alm fahren zu können, beauftragte die Fraktion den Techniker Hermann Tumler aus Schnals (Technisches Büro für Land- und Forstwirtschaft) mit der Erstellung einer Studie bzw. der Projektierung der teilweise neuen Trasse.

Bestehenden Weg möglichst einbinden

Wie Tumler bei der Vorstellung der Details ausführte, hat bereits Ende August 2019 eine gemeinsame Besichtigung und Trassenbegehung mit allen Beteiligten stattgefunden. Die wichtigste Vorgabe des neuen, rund 2,6 Kilometer langen Wander- und Viehtriebweges ist es, den bestehenden Weg so gut wie möglich in die Trassenführung einzubinden. An bestimmten Stellen, wo es derzeit eine Steigung von 40 Prozent und mehr gibt, ist eine Neutrassierung vorgesehen. „Wir werden am Ende einen relativ leicht begehbaren Wanderweg mit einer durchschnittlichen Steigung von nur mehr rund 16 Prozent haben“, sagte Tumler. Befahren werden kann der schmale Weg laut Manfred Ladurner ausschließlich vom Pächter mit einem Quad: „Der Quod wird von der Fraktion gekauft und wird dem Pächter zur Verfügung gestellt.“ Die Genehmigung für den Bau des Weges hat die Gemeinde Martell bereits im November 2019 ausgestellt. Nun wird die Fraktion die Arbeiten ausschreiben, damit sie im Sommer 2021 beginnen können. Die Gesamtkosten bezifferte der Fraktionspräsident mit 356.475 Euro. 78% dieser Ausgaben können mit Geldmittel aus dem Entwicklungsprogramm Leader gedeckt werden, den Rest schultert die Fraktion Goldrain. Bei der Bürgerversammlung stieß das Vorhaben auf breite Zustimmung. Der frühere Fraktionspräsident Gerold Mitterer gab sich allerdings überzeugt, dass ein Traktorweg besser wäre, speziell für den Viehtransport.

„Große Erleichterung“

Josef Kaufmann aus Dorf Tirol, der die Soy-Alm seit heuer zusammen mit seiner Frau Julia bewirtschaftet und Hirt, Senn und Koch in einem ist, bestätigte dem der Vinschger, dass ein Quad eine große Erleichterung für die Arbeit auf der Alm wäre: „Wenn es zum Beispiel einen Tierarzt braucht oder wenn andere dringende Dinge zu erledigen sind, kann ein Fahrzeug sehr hilfreich sein.“ Die Seilbahn bleibt als „Lebensader“ natürlich bestehen. Sie wird zum Transport von Material genutzt und auch zum Tranpsort der Milchkühe, für die der steile Anstieg auf die Alm nur schwer zu bewältigen wäre. Derzeit wird auf der Soy-Alm die Milch von 15 Kühen zu Käse und Butter verarbeitet. Außerdem genießen 4 Kälber, 8 Schweine, über 70 Ziegen, rund 40 Schafe und ein gutes Dutzend Hennen den Sommer auf der Alm. Erstmals zu Gast sind auf der Soy-Alm heuer übrigens 40 Haflinger- und 5 Noriker-Junghengste aus ganz Südtirol. Hinzu kommen mehrere Stuten, Ponys und Esel. Sozusagen in Ausbildung befinden sich zwei 8 Monate alte Herdenschutzhunde, die in einer eingezäunten Fläche auf Ziegen aufpassen. Es handelt sich um Maremmen-Abruzzen-Schäferhunde. Josef Kaufmann beabsichtigt, die Schutzhunde ab der nächsten Almsaison als Schutz vor Wölfen einzusetzen. Bisher sei die Soy-Alm vom Wolf verschont geblieben. Als de facto unmöglich bezeichnet er das Einzäunen der Weideflächen. Zu bedenken gibt er auch, dass Herdenschutzhunde zwar imstande sind, die Herden vor Einzelwölfen zu schützen, „aber wenn ein ganzes Wolfsrudel angreift, sind auch die Schutzhunde machtlos.“ Wie auf vielen andern Almen gibt es auch auf der Soy-Alm Weideflächen, die zunehmend verwachsen und verwuchern. Der Hauptgrund dafür ist die nicht ausreichende Beweidung. Wie der Fraktionspräsident in Goldrain ankündigte, sind Weideverbesserungsmaßnahmen geplant. Als erster Schritt sollen im Frühjahr 2021 auf einer ausgesuchten Fläche die Alpenrosen mit Buckelmähern gemäht werden, damit wieder vermehrt Weidegras wachsen kann. Was sich die Fraktionsverwaltung noch wünscht, ist eine etwas stärkere Identifizierung der Dorfbevölkerung mit der Alm. So könnte etwa das jährliche Almfest ruhig von etwas mehr Goldrainerinnen und Goldrainern besucht werden. Es ist anzunehmen, dass sich diese Situation Hand in Hand mit dem neuen Wander- und Viehtriebweg ändern wird und dass künftig mehr Menschen auf die Alm wandern werden, um sich dort gut bewirten zu lassen.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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