Der Moderator Gottes
Das Dekanat Mals hat Glück gehabt. Ihr Dekan gehört zu den 15 Priestern, die unter 35 Jahre alt sind. Stefan Hainz, ein sportlicher Dekan, der gerne Ski fährt und in den Bergen unterwegs ist, wird in Mals Dekan von 20 Pfarreien bleiben und Pfarrer der Seelsorgeeinheit Mals mit Planeil, Tartsch, Laatsch, Schleis und Matsch werden. Er hat bereits drei Diakone in seinem Wirkungsbereich im Einsatz und ist der Meinung, dass es eine große Umstellung geben wird.

Pastorales Pilotprojekt Laas

Publiziert in 3 / 2010 - Erschienen am 27. Januar 2010
Der Kirche geht das Personal aus, eine seit langem bekannte Tatsache, auf die man in der Diözese Bozen-Brixen erst jetzt reagiert. Das Negativ-Beispiel Norddeutschland vor Augen, wo Großpfarreien mit 40.000 Gläubigen und mehr entstanden sind, versucht das Seelsorgeamt mit Eugen Runggaldier an der Spitze eine Art Quadratur des Kreises: über den eigenen Kirchturm hinausschauen und ihn trotzdem im Auge behalten. Dafür ist das Unternehmen Seelsorgeeinheiten gestartet worden, das vorsieht, die 281 Pfarreien des Landes in 70 Seelsorgeeinheiten zusammen zu fassen. Die Gemeinde Laas ist aus verschiedenen Gründen zum pastoralen Experimentierfeld erklärt worden. Günther Schöpf Der geographische Vinschgau ist in die Dekanate römisch Nummer XVI, Nummer XXI und Nummer XII eingeteilt. Rudolf Hilpold, 65, ist im Dekanat 16 zuständig für die Pfarreien Naturns, Tabland, Tschars, Marein/Kastelbell, Unser Frau in Schnals, Karthaus, Katharinaberg, ­Partschins, Rabland und Plaus. Josef Mair, 70, betreut im Dekanat 21 die Pfarreien ­Schlanders, Kortsch, Latsch, Goldrain, Tarsch, ­Martell, Morter, Laas, Tanas, Eyrs, Tschengls. Im Nordwesten sitzt der 34jährige Dekan Stefan Hainz aus Gais dem Dekanat 12 vor, einem der flächenmäßig großen Dekanate des Landes, mit den Pfarreien Mals, Planeil, Tartsch, Laatsch, Schleis, Matsch, Schluderns, Glurns, Taufers in Münstertal, Prad-Agums, Lichtenberg, Stilfs, Trafoi, Sulden, Reschen, St. Valentin a. d. Haide, Graun im Vinschgau und Langtaufers. Burgeis und Schlinig liegen auch im Dekanat Mals, ­nehmen aber eine Sonderrolle ein und unterstehen den Patres von Marienberg. Die 41 Pfarreien der drei Vinschger Dekanate werden in Zukunft zu 11 Seelsorgeeinheiten zusammengefasst. Ihnen steht der Pfarrer vor, der selbst den Pfarreienrat an seiner Seite hat. Alle Pfarreien sollen bestehen bleiben und alle Pfarrgemeinderäte weiter arbeiten. Damit bleibt der Kirchturm im Dorf weiterhin ein Identität stiftendes Element. 70 solcher Seelsorgeeinheiten sollen landesweit entstehen; die meisten sind in Planung, einige in Umsetzungsphase und nur drei werden in den nächsten Monaten das bischöfliche Dekret erhalten. Damit reagiert die Diözese unter Bischof Karl Golser auf den dramatischen Rückgang an Seelsorgern. Derzeit sind 222 der insgesamt 325 Diözesanpriester älter als 65 Jahre und nur 15 jünger als 35 Jahre. Laas war mehrere Schritte voraus Kurtatsch, Toblach und Laas gelten bereits seit 1. Jänner 2010 offiziell als Seelsorgeeinheiten. In Laas wird am Sonntag, 28. Februar im Rahmen eines Gottesdienstes das bischöfliche Dekret feierlich überreicht. Während in Toblach und Kurtatsch seit längerem Arbeitsgruppen am Werk waren und sind, haben die Pfarreien Laas, Tschengls, Eyrs und Tanas unter der Federführung von Pfarrer Artur Werth eine Vorreiterrolle eingenommen, man kann sagen, die Entwicklung hin zur Seelsorgeeinheit regelrecht vorweg genommen. Der Umstand, dass die vier Pfarreien zufällig auf dem Territorium einer einzigen politischen Gemeinde liegen, hat den Prozess natürlich sehr erleichtert. Entscheidend war aber eine entschlossene und zielstrebige Vorgangsweise des Pfarrers. Der aus dem Überetsch stammende Artur Werth hat zusammen mit Hermann Schönthaler, dem Vorsitzenden des ersten Südtiroler Pfarreienrates, frühzeitig auf Information, Schulung und Weiterbildung gesetzt. „Noch sind wir in einer glücklichen Situation. Wir drei Geistliche können in allen vier Pfarreien Eucharistiefeiern abhalten. Aber ich bin 70, Pfarrer Oberhöller in Tschengls ist 76, Pfarrer Innerhofer in Eyrs ist 82. Was ist, wenn einer ausfällt?“, fragte Pfarrer Werth. Los gegangen sei alles bei einer Wallfahrt der Pfarrgemeinderäte nach Absam, erzählte er. Die Rede war von einem Pfarreien-Verband und auch vom gemeinsamen Pfarrgemeinderat, bis der Begriff Seelsorgeeinheit auftauchte und die Diözese den Begriff Pfarreienrat prägte. „Ich bin demnach so etwas wie ein Moderator, dem dieser Rat dann zur Seite steht. „Natürlich muss sich alles erst einspielen“, erklärte Pfarrer Werth, der sich sehr gut auf das Gespräch vorbereitet hatte. „Es kommt nicht nur auf den Priester viel Arbeit zu, vor allem den Laien werden Verwaltungsarbeit und Verantwortung übertragen. Die Pfarrgemeinderäte arbeiten ja weiter, müssen aber selbstständiger werden. Die 13 Mitglieder des Pfarreienrates haben sich schon zu acht Sitzungen getroffen und auch schon Prioritäten gesetzt. An erster Stelle stehen Schulung und Begleitung der freiwilligen Mitarbeiter.“ „Es ist keine endgültige Lösung“ Auf den Einwand, dass sein Dekan in Schlanders die Seelsorgeeinheiten eher kritisch sähe, meinte Pfarrer Werth: „Ich weiß selbst, dass es keine Lösung des Problems Priestermangel bleiben kann; aber was haben wir sonst? Welche Alternative gibt es?“ Die Erfahrungen mit Priestern aus anderen Ländern sei auch nicht nur positiv gewesen, meinte der Laaser Pfarrer, und die Rolle der Laien, wie es sich der Herr Dekan vorstelle und wie sie die Urchristen gelebt hätten, sei nicht so von heute auf morgen zu ändern. „Wir müssen zugeben, dass vieles zu sehr auf den Priester zentriert war. Der Pfarrer war für Bereiche zuständig, die auch andere hätten abdecken können. Wir lesen noch immer so viel Messen, wie sie zu Zeiten gelesen worden sind, als noch zwei Drittel der Gläubigen regelmäßig in die Kirche gingen; heute geht vielleicht ein Viertel zu den Gottesdiensten.“
Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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