Jahresrückblick 2003
Luis Durnwalder

Jahresrückblick

Publiziert in 24 / 2003 - Erschienen am 18. Dezember 2003
[F] Gelacht. [/F] Am kräftigsten Lachen durfte nach den Landtagswahlen im Oktober der Chef selbst. Landeshauptmann Luis Durnwalder hat für seinen Führungsstil eine noch größere Zustimmung erhalten als vor fünf Jahren. Diesmal brachte er auch eine Vielzahl von Italienern dazu das Edelweiß anzukreuzen und die Nummer eins aufzuschreiben. Am Ende waren es über 110.000 Vorzugsstimmen - alle Achtung. Ein harter Brocken, an dem sich selbst ein Michl Ebner trotz seiner Medienarmada bei den Europawahlen im kommenden Jahr ohne direkte Konkurrenz die Zähne ausbeißen dürfte. Aus Vinschger Sicht konnte Ri-chard Theiner als einziger - von den Kandidaten - lachen. Zwischen den beiden anderen SVP-Mitbewerbern aus dem Tale positionierte sich Theiner als SVP-Be- zirksobmann bestens. Und dadurch dass „sein“ Bezirk bei der Unterstützung zwischen „Zweiergespann“ Theiner und Robert Koch-Waldner oder „Dreierseilschaft“ Theiner, Koch-Waldner und Manfred Pinzger einen Eiertanz aufführte, reichte es für die beiden anderen SVP-Kandidaten nicht. Sie hatten, wenn auch äußerst knapp, nichts mehr zu lachen. Dafür konnte man das Lachen der Schadenfreude ihrer Gegner im ganzen Tal hören. Für eine bessere Vertretung des Vinschgaus auf Landesebene hat es dann doch noch gereicht. Theiner ist seit dem Ausschalten von Alfons Benedikter vor 15 Jahren wieder der erste Vinschger, der den Sprung in die Landesregierung geschafft hat. [F] Gefunden. [/F] Zwei haben sich gefunden. Reinhold Messner (oben) und Werner Tscholl (unten). Beide sind Schlossbesitzer. Erster ist Herr auf Juval und der zweite ist Herr auf Reichenberg bei Taufers im Münstertal. Gemeinsam haben sie heuer eine weitere Burg, den Ebner´schen „Dolomiten“ zum Trotz, übernommen: Schloss Sigmundskron. Star-Architekt Tscholl hat eine radikale Sanierung mit radikalen Kosten („nur“ 5,3 Millionen Euro) geplant und sich dadurch den Namen der „Münzarme“ verdient. Derzeit laufen die Umbauarbeiten. Messner will das Schloss ab 2005 als „Messner Mountain Museum“ in Beschlag nehmen. Den Beinamen der „Münzreiche“ wird sich Messner erst verdienen müssen. [F] Getunnelt. [/F] Dem Naturnser BM Walter Weiss (oben rechts) müssen vor lauter Bandlschneiden die Finger schmerzen. Gleich vier Tunnels sind in diesem Jahr in der Weiss´schen Gemeinde eröffnet worden. Neben den großen Umfahrungstunnels um Naturns und um Staben sind nun auch die beiden Schnalser Tunnels eröffnet. Der Verkehr ist in den Berg verlegt. In Staben ist allerdings ein „Kollateralschaden“ aufgetreten und hat einen Großteil der Stabener auf die Barrikaden getrieben: mit dem Verkehr ist auch der öffentliche Bus ausgeblieben. Ein Beschluss der Landesregierung auf Drängen von Landeshauptmann Luis Durnwalder war notwendig, die Busse in Staben einkehren zu lassen. Ein Wendeplatz musste her, denn die Ausfahrt Ost ist zu. Eine Initiative für „eine bustaugliche Einfahrt Staben Ost“ hat sich derweil gebildet. Sogar der über Staben thronende Reinhold Messner (unten Mitte) hat sich auf die Seite der Stabner geschlagen. Vor lauter Tunnelblick hat sich Weiss in Staben möglicherweise eine wehrhafte Bürgerliste um Ulrich Lösch (unten links) und Erich Tapfer (unten rechts) herangezüchtet. [F] Gestorben. [/F] Einen großen Verlust hatte das Tal im Oktober zu verzeichnen. Der Gründungsvater der Talgemeinschaft Vinschgau, Kopf für die Errichtung des Bezirkskrankenhauses in Schlanders, langjährige Landtagsabgeordnete und Regionalassessor Erich Müller starb 86-jährig in seinem Heimatort. [F] Gerufen. [/F] In den Grauner Wald hat man so lange hinein gerufen, bis Bürgermeister Albrecht Plangger (oben) ein abgewandeltes Echo erschallen ließ. Den „Abi“ hätten viele Vinschger liebend gern als Belohnung nach Bozen gewählt. Doch der Stromkaiser verzichtete dankend darauf und dürfte dafür seinen Graunern über Jahre noch erhalten bleiben. Wenn auch knapp, so doch, haben ihn die Laaser gerufen. Nach dem Rücktritt seines Vorgängers Platter musste im Marmordorf ein neuer Bürgermeister gewählt werden. Andreas Tappeiner (unten) setzte sich in den Nach-Platter-Wirren gegen Bürgerlisten-Mann Oswald Angerer und den Konkurrenten aus der eigenen Partei Helmut Horrer durch. [F] Getrickst. [/F] Im abgelaufenen Jahr hatten die Carabinieri im Tal ihren Skandal. Der Ordnungshüter Karl-Heinz Kling aus Schlanders wurde im Obervinschgau dabei ertappt, wie er aus Dollar-Blüten waschechte Euro-Scheine machen wollte. Über Tage geisterten die „Vinschger-Blüten“ auf den Titelblättern der lokalen Tageszeitungen durchs Land. [F] Ausgemistet. [/F] Zuerst den Stall ausmisten und dann so schnell wie möglich Wohnungen schaffen. Nicht eine oder zwei - nein auf 20.000 Kubik sollte fast ein neues Dorf entstehen, so die Vorstellungen vom Immobilienmakler Bernhard Wellenzohn (links). Findig wollte er eine Lücke im berühmt-berüchtigten Stadlgesetz nutzen und aus dem Schludernser Gemeinschaftsstall Wohnraum schaffen. Im Dorf lief man Sturm. Gemeinderat und Bürgermeister Kristian Klotz (rechts) begehrten auf. Vorsprachen bei Landeshauptmann Luis Durnwalder sollten das Schlimmste verhindern. Zur Zeit befassen sich die Gerichte mit der Materie. Dabei gab es noch innerhalb der SVP einen kleinen Betriebsunfall. Wieder begehrten die Schludernser auf. Vertritt doch die Anwaltssozietät von SVP-Parlamentarier Karl Zeller (unten) die Interessen des Immobilienmaklers. [F] Ausgelaufen. [/F] Dass es in Prad eine ganz besondere Politikerkaste gibt, ist im Vinschgau hinlänglich bekannt. Auch heuer machten zwei Auslaufmodelle von sich reden, das eine im Dorf, das andere im Land. Beide dasselbe Ziel vor Augen: den Posten erst abgeben, wenn es wirklich nicht mehr geht. Trotz attestierter Unvereinbarkeit zwischen dem Amt eines Raikaobmannes und eines Präsidenten einer Seperatverwaltung, die den Schatzamtsdienst über die „eigene“ Bank abwickelt, setzte Franz Zoderer (oben) seine Wiederwahl als Chef der Prader Fraktionsverwaltung durch. Weniger glimpflich kam Mila-Obmann Lothar Burger (unten) in Bozen davon. Im Gastrofresh-Skandal stark mit dem bösen Buben Huber verbandelt, wurde der Prader Bauer über ein Misstrauensvotum von seinem eigenen Vorstand in die Wüste - oder besser gesagt - wieder nach Prad geschickt. [F] Ausgebremst. [/F] Eine unerwartete Abstimmungsniederlage im Gemeinderat musste der Partschinser BM Robert Tappeiner (rechts) im Frühsommer einstecken und zähneknirschend hinnehmen. Der Durchführungsplan für die „Zone Pfarrwiese“ wurde nicht genehmigt. Tappeiner wurde ausgebremst und zu Nachverhandlungen verdonnert. Und in Teilen der Bevölkerung erhitzten sich anderweitig die Gemüter: zu viel und zu laut sei der Verkehr im beschaulichen Dorf. Und das trotz des Verkehrskonzeptes mit Einbahnregelungen und trotz flüssigeren Verkehr im Dorf. Im Sommer und bei vollen Tourismusbetten nachts die Mopeds und am Tage die LKW. Die Mopeds blieben mit abnehmender Temperatur und zunehmender Polizeipräsenz großteils aus. Der Schwerverkehr durch enge Gassen blieb. BM Tappeiner und Verkehrsassessor Luis Fischer (links), selbst Transportunternehmer und LKW-Flottenkapitän, gerieten in die Schusslinie. Mehrere Straßenblockaden zu Füßen des gerade aufstrebenden Peter Mitterhofer Museums ließen Partschins in den Medien in keinem guten Licht erscheinen. [F] Ausgeschieden. [/F] Den markantesten Spruch lieferte Silvia Renhart: „Ein Museum ist kein Gasthaus“. Sie spielte dabei auf die Situation im Archeoparc in Schnals an. Renhart, die wissenschaftliche Mutter des Projektes, gab ihre Stelle ab, weil es unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten mit dem Vorstand der Betreibergesellschaft gab. Der Verwaltungsrat mit dem Südtiroler Bazillus infiziert - wird zu einem Großteil von der Gemeinde und zu einem kleineren Teil vom Kulturverein, dem Ideator des Museums, vorwiegend Tourismusmenschen, besetzt. Für die Geschäftsführung war Karl Laterner vom Kulturverein zuständig. Außerdem bot der Verwaltungsrat des Museums auch Spielraum für gemeindepolitische Zänkerei. Die schließlich dazu führten, dass infolge einer solchen Streiterei der damalige Verwaltungsratschef und Vizebürgermeister Richard Spechtenhauser nach oftmaligen Ankündigungen Politik und Ämter abgab. [F] Ausgezeichnet. [/F] Artig und stolz, wie zwei „Schulbuben“, präsentierten sich die Urgesteine der Vinschger „Bildungsindustrie“ dem Fotografen vor der Hofburg in Innsbruck. Max Bliem, Altdirektor der Handelsober- und Sportschule in Mals, und Peppi Feichtinger, Theatermensch und Deutschlehrer am Lyzeum in Schlanders, erhielten heuer das Verdienstkreuz des Landes Tirols. Beide Schulmänner haben auf ihre ganz spezielle Art und Weise über Jahre hindurch das Vinschger Schulwesen an vorderster Front geprägt. Bliem steht als Synonym für das Malser Oberschulzentrum und mit dem Schlanderser Realgymnasium verbindet man unweigerlich den Namen Feichtinger. [F] Ausgestanden. [/F] Aus den unterschiedlichsten Gründen sind Christian Werth (oben) und Kuno Kaserer (unten) in die Mühlen der Justiz geraten. Werth, der ehemalige Direktor des Realgymnasiums Schlanders, wurde angezeigt private Mails mit dem Schulcomputer verschickt zu haben. Am Ende konnte er lachen. Laut Schlanderser Richterspruch stellt diese Tat kein Vergehen dar. Werth im Anschluss an das Urteil: „All jene werden zum Handkuss kommen, die mir das angetan haben.“ Eine unglaubliche Wende hat der Prozess in zweiter Instanz gegen Kaserer genommen. Der Partschinser Bergführer war vom Landesgericht vom Vorwurf eine Lawine ausgelöst zu haben, freigesprochen worden. Das Oberlandesgericht revidierte das Urteil.
Vinschger Sonderausgabe

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