„Hl. Drei Brunnen“ in Bedrängnis
Bis Pfingsten soll aufgeräumt sein
Bis Pfingsten soll aufgeräumt sein
Gewaltige Mengen an Geschiebematerial haben sich im Umkreis des Wallfahrtskirchleins angesammelt.
Gewaltige Mengen an Geschiebematerial haben sich im Umkreis des Wallfahrtskirchleins angesammelt.
Gewaltige Mengen an Geschiebematerial haben sich im Umkreis des Wallfahrtskirchleins angesammelt.
Gewaltige Mengen an Geschiebematerial haben sich im Umkreis des Wallfahrtskirchleins angesammelt.
Gewaltige Mengen an Geschiebematerial haben sich im Umkreis des Wallfahrtskirchleins angesammelt.
Gewaltige Mengen an Geschiebematerial haben sich im Umkreis des Wallfahrtskirchleins angesammelt.
Bürgermeister Franz Heinisch am 26. April auf der zerstörten Brücke, über die man zum Wallfahrtkirchlein gelangt. Allein die Erneuerung der Brücke kostet ca. 100.000 Euro.
Die Zufahrtsstraße zu den „Heiligen Drei Brunnen“ muss mit ca. 1,5 Millionen Euro instandgesetzt werden. Im Bild der Abschnitt, wo die Straße zum Teil abgesackt ist.

„Es wird noch viel Material kommen“

Provisorische Maßnahmen im Wallfahrtsort werden durchgeführt. Traditionelle Prozession am Pfingstmontag findet statt.

Publiziert in 9 / 2024 - Erschienen am 7. Mai 2024

Trafoi - Schon mehrfach wurde der weitum beliebte Wallfahrtsort „Heilige Drei Brunnen“ in Trafoi in den vergangenen Jahren von Geschiebematerial und Muren in Mitleidenschaft gezogen, die vom Ortler aus zu Tal donnerten. Besonders groß waren die Schäden, als Ende August 2023 infolge anhaltenden Starkregens auch das Wallfahrtskirchlein zu den „Heiligen Drei Brunnen“ getroffen wurde. Es drangen Wasser und Material in das Kircheninnere ein. Die Sakristei mit den Messgewändern, Büchern und anderen Gegenständen wurde zerstört. Das Gnadenbild der Heiligen Maria Muttergottes, das traditionsgemäß immer bei der Prozession am Pfingstmontag von der Kirche in Trafoi bis zum Wallfahrtskirchlein getragen wird, wurde ebenfalls stark beschädigt.

Gnadenbild ist restauriert

Wie Sara Schwienbacher, die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates von Trafoi, dem der Vinschger bestätigte, wurde die Statue mittlerweile vom Restaurator Christoph Hofer aus Wiesen bei Sterzing restauriert. Mit der Restaurierung des Kleides und Umhanges sowie des Hauptes und der Haare wurde die Textilrestauratorin Irene Tomedi aus Bozen betraut. Fest steht laut Schwienbacher, dass die Prozession mit der Übertragung des Gnadenbildes am heurigen Pfingstmontag, 20. Mai, mit Beginn um 9 Uhr in Trafoi stattfindet. Die Prozessionsmärsche werden von den Musikkapellen Prad und Burgeis gespielt. Der Festgottesdienst, den Pfarrer Florian Öttl zelebriert, wird von verschiedenen Chören aus dem Ober- und Mittelvinschgau gemeinsam mit der Musikkapelle Prad mitgestaltet. Weitere Sanierungsarbeiten im Inneren und Äußern der Wallfahrtskirche sollen im Laufe des Sommers durchgeführt werden. Einen großen Dank spricht Schwienbacher allen Spenderinnen und Spendern aus, die sich an der im Herbst 2023 ins Leben gerufenen Spendenaktion zur Behebung der Schäden im Wallfahrtskirchlein beteiligt haben. Insgesamt sei eine Summe in Höhe von ca. 25.000 Euro zusammengekommen. Zusätzlich zu den Ausgaben für die Restaurierung des Gnadenbildes in Höhe von ca. 10.000 Euro dürften weitere rund 40.000 Euro für die noch anstehenden Sanierungsarbeiten anfallen. Auch dem Landesdenkmalamt mit der Landeskonservatorin Karin Dalla Torre an der Spitze spricht die Pfarrei Maria Heimsuchung ein Dankeschön für die Unterstützung und finanzielle Mithilfe aus. An die Adresse der Landes- und Gemeindepolitik sowie an alle weiteren involvierten Behörden und Organisationen richtet Sara Schwienbacher den Appell, die Zufahrtsstraße zu den „Heiligen Drei Brunnen“ und die Brücke möglichst rasch instand zu setzen sowie alle weiteren notwendigen Maßnahmen durchzuführen, damit das Kirchlein sowie der Wallfahrtsort insgesamt auch in Zukunft erhalten werden können. Das so genannte „Wasserhittl“ war bei den Starkregenfällen im August 2023 weitgehend verschont geblieben.

Unmengen an Material

„Das Material, das allein im Vorjahr hier im Bereich des Kirchleins angeschwemmt wurde, ist nur ein Bruchteil von dem, was in Zukunft noch kommen könnte,“ gab der Stilfser Bürgermeister Franz Heinisch bei einem Ortsaugenschein am 26. April zu bedenken. Nach den jüngsten Unwetterereignissen zu Ostern und dem teilweisen Abrutschen eines Teilstückes der Zufahrtsstraße zum Wallfahrtsort hatte er sich gezwungen gesehen, die Zufahrt zu sperren. Sehr zu schaffen mache der Gemeinde die Finanzierung der Arbeiten für die Instandsetzung der Zufahrt und die Erneuerung der Brücke, die vor dem Kirchlein über den Bach führt. Nur mit kleineren Arbeiten entlang der Straße sei es jetzt nicht mehr getan, „denn an der Stelle, wie die Zufahrt zum Teil absackte, sind größere Eingriffe notwendig.“ Es sei von Gesamtkosten in Höhe von 1,5 Mio. Euro auszugehen. Obwohl das Land bereit sei, einen beachtlichen Teil der Ausgaben zu übernehmen, „bleibt immer noch eine Restsumme übrig, die wir mit Eigenmitteln nur schwer stemmen können“, so Franz Heinisch. Dasselbe gelte für die Erneuerung der Brücke. Für die Sanierung derselben liegt ein Projekt mit geschätzten Kosten in Höhe von ca. 100.000 Euro vor. Manche Leute würden laut dem Bürgermeister zwar glauben, dass die Gemeinde dank der rund 20 Millionen Euro aus dem PNRR-Fonds nun Geld genug habe, aber dem sei leider nicht so: „Das Gegenteil ist der Fall, denn infolge der Preissteigerungen wird es notwendig werden, zusätzliche 2 Millionen aufzubringen, um die in Stilfs geplanten PNRR-Maßnahmen zur Gänze umsetzen zu können.“ Am liebsten wäre es der Gemeindeverwaltung, wenn die Zuständigkeit für die ordentliche und außerordentliche Instandhaltung der Zufahrt von Trafoi bis zum Wallfahrtsort zur Gänze vom Land übernommen werden könnte. „Wir möchten, dass aus der Gemeindestraße eine Landesstraße wird“, bringt der Bürgermeister das Problem auf den Punkt und verweist gleichzeitig darauf, dass der Wallfahrtsort „Heilige Drei Brunnen“ einer der landesweit schönsten Plätze überhaupt ist und von vielen Menschen aus ganz Südtirol und darüber hinaus aufgesucht wird. Zusätzlich zu den Wallfahrten und dem religiösen Aspekt wird die Örtlichkeit von vielen Einheimischen und Gästen aus nah und fern auch gerne für kleine Grillfeste in der freien Natur ausgewählt. Zu Schäden entlang der Zufahrt dürfte es auch deshalb gekommen sein, weil die Straße beim Materialabtransport unter der Last von LKWs und weiterer schwerer Maschinen gelitten habe. 

Provisorium für die Prozession

Um den Wallfahrtsort im Hinblick auf die Pfingstprozession am 20. Mai zumindest provisorisch zugänglich zu machen, werden im Bachbett vor dem Kirchlein zwei Rohre für den Durchfluss des Wassers verlegt und darüber ein provisorischer Weg errichtet. Dies wurde am 29. April im Zuge eines Ortsaugenscheines vereinbart, zu dem sich Vertreter der Gemeinde, der Forstbehörde, des Nationalparks Stilfser Joch, des Amtes für Wildbach- und Lawinenverbauung West sowie der Firma Mair Josef & Co KG getroffen haben. Wie Franz Heinisch bestätigte, wird im Zuge der provisorischen Maßnahmen, die insgesamt ca. 20.000 Euro kosten, außerdem dafür gesorgt, „dass die Zufahrt bis spätestens Pfingsten wieder befahrbar sein wird.“ Was den weiteren Abtransport des Geschiebematerials betrifft, die Sanierung der Brücke und weitere Maßnahmen, seien noch weitere Gespräche notwendig.

Material vor Ort deponieren?

Dass im Umkreis des Wallfahrtsortes auch in Zukunft immer wieder mit Murgängen zu rechnen sein wird, bestätigt auch Peter Egger, der Direktor des Landesamtes für Wildbach- und Lawinenverbauung West. Die Hauptursache dafür sei das Auftauen der Permafrostböden im Hochgebirge, das infolge der Erderwärmung weiter zunehmen werde. Das bisher abgegangene Geschiebematerial sei nur ein kleiner Teil von den gewaltigen Mengen, die derzeit noch oben sind. Und auch den Kostenfaktor lässt Peter Egger nicht unerwähnt. Er erinnert daran, dass allein im Vorjahr im Anschluss an die Starkregenereignisse Ende August 400.000 Euro bereitgestellt wurden, um im Zuge einer Sofortmaßnahme Sicherungsarbeiten am Suldenbach und dessen Seitenbächen durchzuführen sowie den Abtransport von ca. 80.000 Kubikmetern Material aus dem Eiswandfernerbach in der Örtlichkeit „Heilige Drei Brunnen“ in die Wege zu leiten. Begonnen wurde mit dem Abtransport im Oktober 2023. Als die Zufahrt nach den Ereignissen zu Ostern gesperrt wurde, musste er eingestellt werden. Um das Material in Zukunft nicht mehr wie bisher zur Verarbeitung und weiteren Verwendung bis nach Prad zu karren, steht auf Anregung des Landesamtes für Wildbach- und Lawinenverbauung eine zweite Option im Raum. Laut dem Bürgermeister wird daran gedacht, das Material in einiger Entfernung zum Kirchlein im Bereich des sogenannten „Pleiser Grabens“ direkt vor Ort zu deponieren. Hierfür braucht es allerdings ein positives Gutachten seitens des Nationalparks. Mit der Erstellung dieses Gutachtens will das Landesamt für den Nationalpark angeblich höhere Nationalpark-Gremien befassen.

Warten auf Kompatscher, Brunner und Co.

Die geschilderte zweite Option in Bezug auf den Materialabtransport sowie weitere brennende Fragen im Zusammenhang mit den Murgängen im Bereich des Wallfahrtsortes, dem Erhalt des Kirchleins und der Instandhaltung der Zufahrt sollen im Zuge eines Ortsaugenscheins erörtert werden, auf den nicht nur Franz Heinisch, sondern auch Peter Egger hinarbeitet. Erwartet werden vor allem Landeshauptmann Arno Kompatscher, auch in seiner Funktion als Zivilschutzlandesrat, der für den Nationalpark zuständige Landesrat Peter Brunner sowie die Landeskonservatorin Karin Dalla Torre. Was sich wohl niemand wünscht, ist eine Auflassung des Kirchleins bzw. ein Neubau an einer anderen Stelle. Mit dem Wallfahrtsort „Heilige Drei Brunnen“ sind viele Menschen und Wallfahrer aus dem Vinschgau und ganz Südtirol religiös und emotional stark verbunden, man denke nur an die zahlreichen Hochzeiten oder Taufen, die im Kirchlein stattgefunden haben. Die endgültige „Entscheidung“ wird am Ende wohl die Natur fällen.

Josef Laner
Josef Laner

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