Bezirksgemeinschaft­ wird 50
Die Einladungskarte zur Feier „50 Jahre Bezirksgemeinschaft Vinschgau“

Die einstige Talgemeinschaft reichte bis zur Töll

Publiziert in 1 / 2013 - Erschienen am 16. Januar 2013
Am 19. Jänner 1963 wurde die Konsortialversammlung der Talgemeinschaft Vinschgau - mittlerweile Bezirksgemeinschaft - eingesetzt. Auf den Tag genau 50 Jahre danach wird gefeiert und geehrt. Schlanders - Der offizielle Festakt findet am 19. Jänner 2013 um 14 Uhr im Haus der Bezirksgemeinschaft in Schlanders statt. Für 13.30 Uhr ist eine außerordentliche Bezirksratssitzung angesagt, bei der beschlossen wird, das Haus der Bezirksgemeinschaft nach dem ehemaligen Schlanderser Bürgermeister sowie Landes- und Regionalpolitiker Erich Müller zu benennen. Müller gilt als der Vordenker und Gründervater der Talgemeinschaft. Er rief diese 1962 ins Leben, 1963 wurde die Konsortialversammlung eingesetzt. Die Idee von Müller, sich gemeindeübergreifend zu organisieren, sollte landesweit Schule machen. Eng verknüpft mit der Talgemeinschaft waren - vor allem in der Anfangszeit - die Geschicke des Krankenhauses Schlanders. Im Oktober 1964 wurde unter Müller, dem Gründungspräsidenten der Talgemeinschaft, das Krankenhaus als Sonderbetrieb der Talgemeinschaft mit einem eigenen Verwaltungsrat eingesetzt. Müller, gestorben 2003, war bis 1978 Talschaftspräsident. Auf ihn folgten Kristian Klotz aus Schluderns (1978 bis 2000), Sepp Noggler (2000 bis 2008) und Johann Wallnöfer (2008 bis 2010). Seit dem Herbst 2010 ist der Laaser Bürgermeister ­Andreas Tappeiner Bezirkspräsident. Bei der Einsetzung 1963 war auch Naturns mit dabei. 1965 kamen Plaus und Partschins dazu. Diese zwei Gemeinden sowie auch Naturns wurden später Mitgliedsgemeinden der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt. 100 Lire pro Einwohner Finanziert hat sich die Talgemeinschaft zu Beginn mit Beiträgen der Mitgliedsgemeinden: 100 Lire pro Einwohner. 1965 scheinen Einnahmen von 3.509.500 Lire auf (35.095 Einwohner von Reschen bis zur Töll). Wer in den alten Beschlüssen stöbert, kommt auch zum Schmunzeln, etwa beim Beschluss zur Akteinbeteiligung am Projekt Stilfserjoch-Durchstich. Weit zurück (1964) liegt auch die Einsetzung einer „Studienkommission zwecks Förderung des Fremdenverkehrs.“ Dieses Anliegen ist immer noch aktuell. Ein wesentlicher Schritt wurde mit der Neuausrichtung im Tourismus getan: Vinschgau Marketing. Die Bezirksgemeinschaft hat diesen „Vinschger Weg“ maßgeblich begleitet. Ehre für Benedikter und Saurer Im Eingangsbereich des von ­Architekt Walter Dietl entworfenen Hauses der Bezirksgemeinschaft werden am 19. Jänner zwei Marmorbüsten enthüllt. Eine als Posthum-Ehrung für den in Göflan bzw. Schlanders aufgewachsenen Politiker Alfons Benedikter (geboren 1918, gestorben 2010), und eine für den ehemaligen Landesrat und Vize-Landeshauptmann Otto Saurer aus Prad. Benedikter war zur Gründungszeit der Talgemeinschaft Mitglied der Südtiroler Landesregierung (Assessor). Saurer hat u.a. den Aufbau der Sozial- und Gesundheitssprengel vorangetrieben. Der frühere Soziallandesrat Saurer hat übrigens am vergangenen Freitag ein Sozialmanifest für ein sozial gerechteres Südtirol der Zukunft vorgestellt. „Benedikter und Saurer sind zwei Persönlichkeiten, die sich in besonderem Maß um das Wohl unseres Tals und auch landesweit Verdienste erworben haben,“ so Bezirkspräsident Andreas Tappeiner. „Notwendiger denn je“ Die Bezirksgemeinschaft, die vor allem in den Bereichen Soziales, Abfallwirtschaft, Umwelt, Rad­wegenetz und Abwasserentsorgung zu einem großen „Dienstleister“ im Tal geworden ist, beschäftigt derzeit 128 Mitarbeiter. 65 davon arbeiten in Teilzeit. der Vinschger: Ist die Daseinsberechtigung der Bezirksgemeinschaft noch immer gegeben? Bezirkspräsident Andreas Tappeiner: Mehr denn je, denn die Konzepte und Projekte, die gemeindeübergreifend umgesetzt werden können und bei denen nicht zuletzt auch gespart werden kann, mehren sich. Zum Beispiel? Zum Beispiel bei der Zusammenarbeit der Polizeidienste bei Großveranstaltungen und zu anderen Anlässen. Als nächsten Schritt streben wir eine zentrale Verwaltung der Strafmandate an. Ein weiteres Beispiel ist die Überprüfung von Gemeindeprojekten über die Technikerstelle der Bezirksgemeinschaft. Wo wird sonst noch auf Zusammenarbeit gesetzt? Die Vinschger Bürgermeister treffen sich fast zweimonatlich zu Aussprachen, wobei möglichst einheitliche Vorgehensweisen erörtert werden. Das war etwa beim Thema IMU der Fall oder aktuell bei der Frage der Spielautomaten. Wir stehen grundsätzlich dafür ein, möglichst einheitlich vorzugehen. Der Abwassertarif etwa wird ab 2014 vereinheitlicht. Wir sind auch überzeugt, dass die Bezirksgemeinschaft über die Gemeinden näher am Bürger ist als zentrale Stellen in Bozen oder gar Rom, ich nenne als nur ein Beispiel die Sozialdienste in der Peripherie. Was bereitet Ihnen derzeit Sorgen? Als peripheres Gebiet im ländlichen Raum brauchen wir vor allem qualifizierte Arbeitsplätze, um der Abwanderungstendenz rechtzeitig entgegenzuwirken. Auch in diesem Sinn ist das Krankenhaus mit seinen Arbeitsplätzen nicht wegzudenken. Ungut ist, wenn den öffentlichen Verwaltungen vorgeschrieben wird, bei der Beschaffung von Gütern für Schulen, Kindergärten usw. nur auf das Preisangebot zu achten. Das ist genau das Gegenteil von dem, was wir unter Nahversorgung verstehen. Es steckt keine Logik dahinter, wenn man gezwungen ist, ein um 5 Prozent billigeres Lebensmittel von irgendwoher zu transportieren, anstatt es im Dorfladen zu kaufen. Früher reichte der Bezirk bis zur Töll. Kristian Klotz hatte mir vor meinem Amtsantritt ans Herz gelegt, die Vision des geografischen Bezirks, der bis zur Töll reicht, nicht aus den Augen zu verlieren. Der Vinschgau wäre sicher bereit, die Tür für Naturns, Plaus und Partschins zu öffnen. Sepp Laner
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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