Das Bedürfnis nach Neuorientierung
Rund 300 Interessierte nahmen an der Synode in Schlanders teil.

Das Ohr an der Basis

Publiziert in 4 / 2014 - Erschienen am 5. Februar 2014
Intensive Diskussionen, angeregter Austausch und neue Ideen: bereits über 2000 Personen haben sich an den ersten acht offenen Veranstaltungen der Diözesansynode beteiligt. Schlanders/Vinschgau - Der bisherige Erfolg bestärkt das Organisationsteam der Synode, den gewählten Weg der Partizipation und des offenen Dialogs weiterzugehen. Die Idee der Diözesan­synode ist es, das „Ohr an der Basis“ zu haben, und vom Glauben her Impulse für das Leben heute zu gewinnen und die Kirche danach zu gestalten. Über 300 interessierte Teilnehmer In Schlanders haben sich ungefähr 300 Erwachsene und Jugendliche aus allen Schichten und Organisationen eingefunden, um sich gemeinsam über die Zukunft der Kirche Gedanken zu machen und zu überlegen, welche Entwicklungen gut und notwendig sind. Ein Blick auf die Fragen, die von den Teilnehmern diskutiert wurden, zeigte deutlich, dass die Bandbreite der Themen noch längst nicht erschöpft ist. Das von den Teilnehmern selbst definierte Programm reichte von der Jugend in der Kirche, von der Qualität der Priesterausbildung und der Toleranz gegenüber anderen Religionen über den Schutz des Lebens und die Katechese für junge Eltern bis hin zu Wortgottesdiensten, der Abschaffung des Zölibats und dem Verhältnis Kirche und Wirtschaft. Zur Diskussion gestellt wurde auch die Themen Priester: Seelsorger oder Manager?, Frohbotschaft statt Drohbotschaft, die Zukunft der Seelsorgeeinheiten, die Rolle der Frau in der Kirche, die Verwaltung der Pfarrgemeinden, die Qualität des Religionsunterrichts an den Schulen, das Zusammenleben gleichgeschlechtlicher Paare, die Verweigerung der Kommunion für Geschiedene und Wiederverheiratete und die persönliche Verantwortung für die „Caritas“. Besonders über die Forderung nach mutigen öffentlichen Stellungnahmen der Kirche zu gesellschaftlichen Themen wurde kräftig debattiert. In Kleingruppen diskutierten die Teilnehmer über die selbstgewählten Themen. Sie erarbeiteten Themenprotokolle, die in einem nächsten Schritt digitalisiert und statistisch aufbereitet werden (www.bz-bx.net/synode). Die Ergebnisse der Gesprächsgruppen sollen den 259 Synodalen für ihre weitere Arbeit als Ausgangspunkt dienen. Die Vielfalt der zum Teil auch kritischen Themen im „Open ­Space“, dieser offenen Veranstaltung beeindruckte die beiden Moderatoren Maria Sparber und Eugen Runggaldier. „Das Ringen um die Zukunft von Kirche und Glauben ist den Anwesenden ganz wichtig“, sagte Eugen Runggaldier. Auch die Teilnehmer selbst zeigten sich begeistert von der Veranstaltung. „Sogar aus der Meraner Gegend waren Leute hier“, sagte eine Teilnehmerin. „Ich empfand die Stimmung als durchaus positiv, und die Veranstaltung sehr gut organisiert.“ „Die tollen Themen unterschiedlichster Art, über die offen geredet wurde, haben mich überrascht“, so ein anderer Teilnehmer. Bedürfnis nach Neuorientierung besteht Tatsächlich hat sich in unserer Geschichte noch nie die Gelegenheit geboten, einen derart differenzierten und tiefen Einblick in die Freuden und Hoffnungen sowie in die Ängste und Sorgen der Menschen zu gewinnen. Die Synode machte eine gewisse Verunsicherung spürbar, die auf die sozialen und weltanschau­lichen Umwälzungen der letzten Jahrzehnte zurückzuführen ist. Entsprechend groß ist das Bedürfnis nach neuer Orientierung und Positionierung nicht nur in der Politik, sondern gerade auch in religiösen Fragen. Es wird die große Aufgabe der Zukunft sein, neu zu überlegen, wie die ­Frohe Botschaft verkündet werden kann, damit sie die Menschen erreicht. Das Lagebild, das sich in den offenen Veranstaltungen der Synode entwickelt, hat das Bedürfnis danach aufgezeigt; die Synode dürfte ein erster Schritt dazu gewesen sein. Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Vinschger Sonderausgabe

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