„Wenn ich die Möglichkeit bekomme weiterzumachen, will ich in die erweiterte Weltspitze vordringen!“
Publiziert in 6 / 2007 - Erschienen am 21. Februar 2007
Seit 15 Jahren ist Klaus Hellrigl auf den Langlaufloipen dieser Welt in Aktion. Sein Opa brachte ihn damals zum Langlauf, ehe er sich dann unter dem SV Latsch mit 16 Jahren entschied, Biathlet zu werden. Er absolvierte die Sportoberschule in Mals und konnte sage und schreibe zehn Mal die Jugend-Italienmeisterschaften zu seinen Gunsten entscheiden. Der Goldrainer ist seit mittlerweile zehn Jahren in der Sportgruppe mit dabei und seit neun Jahren in der Nationalmannschaft vertreten. Der Vinschger Biathlet konnte im März 2004 sogar den Erfolg bei den Senioren-Italienmeisterschaften für sich verbuchen.
Bereits mit 22 und 23 Jahren bestritt er seine ersten Weltmeisterschaften im Biathlon-Mekka Oberhof (Deutschland) und im russischen Khanty Mansinsk. Klaus Hellrigl ist der derzeit einzige Vinschger Biathlet, der das Potential hat, in die Weltspitze zu gelangen. Allerdings benötigt der 27-jährige Goldrainer, der einst als einer der größten italienischen Nachwuchshoffnungen galt, endlich das Glück des Tüchtigen. Der seit Jahren von gesundheitlichen Rückschlägen geplagte Biathlet, hat sein großes sportliches Ziel sich im Biathlon Weltcup zu etablieren, aber trotzdem nie aus den Augen verloren.
„Der Vinschger“: Wie bist du mit der heurigen Saison zufrieden?
Klaus Hellrigl: Mit dieser Saison bin ich überhaupt nicht zufrieden! Seit Weihnachten ging es mit mir stetig bergab. Die ersten Europacuprennen in diesem Biathlonwinter verliefen gut, ich durfte sogar ein Mal im Weltcup in Hochfilzen (Österreich) an den Start gehen. Dort bot ich leider eine schlechte Schießleistung, konnte aber auf meiner guten Laufleistung aufbauen. Danach wurde ich leider durch einen Pilz im Magen außer Gefecht gesetzt und konnte nunmehr seit einem Monat keine Rennen mehr bestreiten.
„Der Vinschger“: Das war aber nicht dein einziger Rückschlag in deiner Karriere, den du hinnehmen musstest oder?
Klaus Hellrigl: Nein! Als ich bereits mit 22 und 23 Jahren an den Biathlon-Weltmeisterschaften teilnehmen durfte, wurde ich als großes Talent gehandelt. Ich gewann im darauf folgenden Winter internationale Ausscheidungsrennen und konnte mich so für neun Weltcuprennen qualifizieren. Dies hätte mein Durchbruch sein können, aber leider Gottes bekam ich das „pfeifersche Drüsenfieber“ und musste acht Monate (!) lang im Bett bleiben. Erst im September zu Beginn des nächsten Winters fing ich wieder an zu trainieren. Ich befand mich aber natürlich in einem miserablen körperlichen Zustand und lief die nächsten Rennen auf einem dementsprechend schwachen Niveau. Mein Ziel war es aber stets, mich wieder zurückzukämpfen! Bedanken muss ich mich an dieser Stelle bei meinen beiden Sponsoren Josef Malloth und der Firma Pedross, die mich auch in schlechteren Zeiten immer tatkräftig unterstützt haben.
„Der Vinschger“: Besteht immer noch die Möglichkeit, dich in den A-Kader zu kämpfen?
Klaus Hellrigl: Ich hoffe, dass ich in dieser Saison überhaupt noch Rennen bestreiten kann. Die wichtigsten Wettkämpfe sind aber bereits vorbei. Logischerweise werde ich alles dafür tun, dass ich wieder in Form komme, nur wird sich das bis zum Ende der Saison zeitlich nur noch schwer ausgehen.
Überdies bleibt abzuwarten, ob mein Arbeitgeber mich im nächsten Winter überhaupt noch starten lässt!! Es wird von mir klarerweise Leistung und Resultate erwartet, das ist aber auch mein eigener Anspruch, jedoch waren aufgrund meiner Krankengeschichten zu viele Rückschläge mit dabei, um bereits in der Vergangenheit gute Weltcupleistungen erbracht zu haben.
„Der Vinschger“: Was fehlt dir im Moment noch zur Weltspitze?
Klaus Hellrigl: Befinde ich mich wieder in jenem körperlichen Zustand, wie vor meinem letzten gesundheitlichen Rückschlag, dann kann ich vom läuferischen her sicherlich mit der erweiterten Weltspitze mithalten. Was noch fehlt, ist die Konstanz beim Schießen.
„Der Vinschger“: Wie groß ist denn eigentlich der Unterschied vom Europacup zum Weltcup?
Klaus Hellrigl: Extrem hoch! Das Niveau der letzten Jahre hat sich im Europacup dennoch stark entwickelt. Im Weltcup dagegen ist die Leistungsdichte unwahrscheinlich groß. Man muss schnell laufen und gute Schießleistungen absolvieren, um überhaupt eine Chance zu haben Weltcuppunkte zu sammeln. Im Europacup fällt man bei einer Strafrunde ungerechnet 10 Plätze nach hinten, während man im Weltcup circa 25 Plätze verlieren würde. In der höchsten Biathlonklasse sind die ersten 60 Weltcupstarter allesamt so nahe beisammen, dass ein Platz unter den Top 20 ebenso möglich ist, wie ein Platz um Rang 60. Wenn ich mir diverse Resultate vor einigen Jahren ansehe, dann habe ich zum Beispiel Shootingstars der heurigen Saison vor meinen Rückschlägen noch klar hinter mir gelassen. Während sich diese Athleten Jahr für Jahr verbessern konnten und sich nach Vorne arbeiteten, machte ich aus gesundheitlichen Gründen immer zwei Schritte zurück.
„Der Vinschger“: Was nimmst du dir nach diesen Rückschlägen für deine weitere Karriere noch vor?
Klaus Hellrigl: Wenn ich wie gesagt die Möglichkeit bekomme weiterzumachen, wäre es mein Ziel in die erweiterte Weltspitze vorzudringen. Ich möchte in den Weltcuprennen Plätze unter den Top 15 erzielen und ich werde wirklich alles daran setzen, weil ich weiß, was ich im Stande bin zu leisten.
„Der Vinschger“: Was sagst du zur heuer in Martell durchgeführten Biathlon-WM?
Klaus Hellrigl: Ich habe selbst bei zwei Juniorenweltmeisterschaften teilgenommen, die aber mit jener in Martell nicht zu vergleichen waren. Diese Junioren-WM war wirklich super organisiert. Für die Athleten war es sicher großartig an den einzelnen Wettbewerben teilzunehmen, denn für einen Sportler ist es sehr wichtig, wenn eine große Euphorie beim Veranstalter spürbar ist. Die Wochenenden über hätten sich die Marteller vielleicht mehr Zuschauer aus dem Vinschgau verdient gehabt, ansonsten kann man vor dem gesamten Organisationsteam den Hut ziehen.
Interview: Rudi Mazagg

Rudi Mazagg