„Fußball muss man im Blut haben“
Publiziert in 23 / 2008 - Erschienen am 18. Juni 2008
Andreas Kofler ist ein fußballbesessener Mensch, mit welchem man zu jeder Zeit über die schönste Nebensache der Welt reden bzw. diskutieren kann. Der mittlerweile 37-jährige Familienvater aus Rabland beendete in dieser Saison nach 23 Jahren seine aktive Fußballkarriere.
Mit ungefähr sechs Jahren fing Andi mit den Nachbarkindern aus seinem Heimatdorf Naturns erstmals an, sich mit dem runden Leder zu beschäftigen. Damals musste er sich bei seinen Freunden noch ein Paar Fußballschuhe ausleihen, ihn störte dabei nicht, dass diese drei Nummern zu groß waren, Hauptsache es wurde Fußball gespielt. Bereits nach kurzer Zeit bemerkte man, dass Andreas und sein bester Kumpel Christoph Tappeiner (Bifi) geschickt mit dem Ball umgehen konnten. Mit neun Jahren wurden die jungen Burschen dann schließlich in die E-Jugend aufgenommen, von wo sich dann eine gewisse Eigendynamik in Hinblick auf die darauffolgenden Jahre entwickeln sollte. In der Jugend wuchsen Andi & Co. dann zu einer homogenen Gruppe zusammen, die in der B-Jugend und bei diversen VSS-Turnieren auf Landesebene viele Erfolge einheimsen konnten und zahlreiche Meisterschaften für sich entschieden. Mit sage und schreibe 14 Jahren kam der gebürtige Naturnser zu seinem Debüt in der 1. Mannschaft. Von diesem Moment an spielte er lange und erfolgreiche 15 Jahre lang konstant in der Kampfmannschaft der Untervinschger. Der gelernte Mittelfeldakteur hatte mit Wolfi Blaas oder Gustav Grünfelder jahrelange Weggefährten, die ihn bereits seit seiner Jugend begleiteten. Vor allem Marco Visentin, damaliger Trainer des SSV Naturns, zeigte dem jetzigen Fußballoldie den richtigen Weg. Nach fünf Jahren in der 2. Amateurliga, erfolgte Anfang der Neunzigerjahre der Aufstieg in die 1. Liga. Nach dem viel umjubelten Aufstieg der Naturnser in die Oberliga, spielte Andi drei Jahre lang in der höchsten regionalen Spielklasse, eher er nach 15 Jahren bei Naturns im Jahre 2000 nach Partschins wechselte und dort bis zur heurigen Meisterschaft aktiv war.
Der „Vinschger“ führte aus diesem aktuellen Anlass mit Andi Kofler ein Interview über seine lange und erfolgreiche Karriere.
„Der Vinschger“: Wie viel Wehmut steckt in deiner Entscheidung nach 23 Jahren Amateurfußball die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen?
Andreas Kofler: Wehmut weniger, aber vor allem Dankbarkeit. Mir hat der Fußball wirklich viel gegeben. Die Kollegialität in einer Fußballmannschaft wird mir in den nächsten Jahren vielleicht sogar am meisten fehlen. Irgendwann ist die Zeit aber gekommen, in der man vom Kopf her nicht mehr bereit ist, alles zu investieren. Es gibt für mich nun Wichtigeres, ich habe mittlerweile eine Familie und ich bin auch nicht mehr bereit in meinem Alter noch schwere Verletzungen in Kauf zu nehmen und wenn man nicht mehr 100% geben kann, dann soll man aufhören. An dieser Stelle möchte ich mich bei meiner Freundin Sabine bedanken, dass sie mich in dieser langen Zeit immer unterstützt hat, obwohl sie auch auf viel verzichten musste.
Was waren rückblickend deine Karrierehöhepunkte und was gehörte zu deinen bitteren Momente als Fußballer?
Andreas Kofler: In meiner Jugendzeit war mein Gastspiel bei Atalanta sicherlich ein Höhepunkt. Nach einem fünftägigen Probetraining holte mich der für den Nachwuchs bekannte italienische Proficlub nach Bergamo, wo ich eineinhalb Monate konstant bei diversen Turnieren gegen Jugendmannschaften wie Real Madrid oder Inter Mailand spielte und ich das erste Mal einen Hauch vom Profigeschäft mitbekam. Ich wäre auf jeden Fall bereit gewesen, diesen Weg zu gehen, doch leider wurde ich schlussendlich aus verschiedensten Gründen nicht in den Stammkader aufgenommen und musste enttäuscht die Heimreise antreten. Dieses Erlebnis war sicherlich einer meiner Höhepunkte aber klarerweise auch gleichzeitig ein Tiefpunkt. Mein größtes Erlebnis mit der Naturnser Kampfmannschaft war zum einen der Aufstieg in die 1. Amateurliga und dann vor allem der Aufstieg unter dem damaligen Trainer Mizzi Willi in die Oberliga. Wir befanden uns nach absolvierter Hinrunde noch auf einem Abstiegsplatz, spielten danach aber eine unglaubliche Rückrunde und schafften im letzten Spiel gegen Nals durch zwei Tore von Wolfi Blass noch den Aufstieg. Dieses damalige Glücksgefühl war einfach unbeschreiblich, für solche Momente trainiert man! Logischerweise gehörten die Abstiege zu meinen Tiefpunkten, aber so etwas gehört im Fußball einfach mit dazu.
Wie lautet deine Devise nach 23 Jahren Amateurfußball?
Andreas Kofler: Fußball muss man ganz einfach im Blut haben! Was gibt es denn besseres, als das Glück zu haben gesund zu sein und in einer tollen Fußballmannschaft zu spielen und mit seinem Team etwas erreichen zu wollen. Zum Fußballspielen braucht es einfach Freude und Leidenschaft. Ich habe es in meiner Jugend und teilweise auch in der 1. Mannschaft beispielsweise nie erwarten können, bis eine Partie endlich angepfiffen wurde. Als Kind bin ich im Winter bei minus 10 Grad mit dem Fahrrad zum Sportplatz gefahren, um zu trainieren. Was ich in Naturns erreicht habe, sportlicher und kameradschaftlicher Natur, kann dir kein Geld auf der Welt geben. Solche Momente erlebt man meiner Meinung nach nur im eigenen Heimatdorf. In dieser fußballverrückten Gemeinde, wie es Naturns ist, mit meinen damaligen Mannschaftskollegen doch einiges erreicht zu haben, macht mich rückblickend natürlich sehr stolz. Ein großes Lob möchte ich Mizzi Willi aussprechen, der mich als Trainer von der C-Jugend bis in die Oberliga begleitet hat. Genau solche Leute bringen einem Spieler extrem viel, sie sind Vorbilder, die sich mit Leib und Seele dem Fußball verschrieben haben.
Wirst du dem Fußballsport in irgendeiner Weise erhalten bleiben?
Andreas Kofler: Ich hoffe als Fußballtrainer. Ab kommender Saison steige ich bei Naturns in der Jugendarbeit ein und werde dort zusammen mit Christoph Gruber die B-Jugend trainieren und hoffe von diesem erfahrenen Trainer einiges lernen zu können. Ich möchte von der Picke auf alles lernen und sehen, ob das mein Weg ist, den ich auch in Zukunft einschlagen möchte. Wenn ich sehe, dass ich in diesem Bereich etwas bewegen kann, dann möchte ich in ein paar Jahren vielleicht auch eine Kampfmannschaft übernehmen.
Rudi Mazagg

Rudi Mazagg