Schein-Heilige
Vor über einer Woche wurde ein ausführlicher Bericht über Missbrauchsfälle in Südtirols Kirche vorgestellt. Eine unabhängige Münchner Anwaltskanzlei arbeitete im Auftrag der Diözese Bozen-Brixen rund ein Jahr lang daran. Der Untersuchungsbericht „Sexueller Missbrauch Minderjähriger und erwachsener Schutzbefohlener durch Kleriker im Bereich der Diözese Bozen-Brixen von 1964 bis 2023“ sorgte und sorgt für einen Aufschrei. Medial, aber auch in der Kirche. Und das ist gut so. 67 Vorfälle und 59 minderjährige Opfer sind dokumentiert, 41 Priester beschuldigt – dies ist freilich nur die offizielle Spitze des Eisbergs, eine sehr hohe Dunkelziffer gilt als garantiert. Was die Täter gemeinsam haben: Es sind katholische Männer. Vielleicht sollte sich die Kirche auch deshalb endlich von ihren veralteten Strukturen verabschieden und Ja zum Frauenpriestertum sagen. Auch ein Umdenken in der Kirche was den Umgang mit Missbrauchsfällen betrifft, erfolgte erst spät: laut Missbrauchs-Bericht ab 2010 mit Bischof Karl Golser und seinem Nachfolger Ivo Muser. Jahrelang wurde früher über Taten hinweggesehen. Das ist beschämend. Noch immer soll es einige Uneinsichtige und Täter geben, die sogar noch als Seelsorger arbeiten. Das darf nicht sein. Die Schein-Heiligen müssen allesamt zur Rechenschaft gezogen werden, nicht nur in der Kirche oder in „Verantwortung vor Gott“, sondern real und mit aller Härte – durch weltliche Gerichte. redaktion@dervinschger.it