Vinschger und Burggräfler, habt Geduld und freut euch!
Latsch - Der Elektrifizierung des Vinschgerzugs, des „Lieblingsöffi“ der westlichen Südtiroler, werden lange Perioden der Entbehrung vorausgehen. Das war Tenor und Ankündigung in einer gut besuchten Informationsversammlung im CulturForum von Latsch, dem Kulturhaus an der Vinschger Bahnlinie. Zum Treffen mit der Spitze der „Südtiroler Transportstrukturen STA“ geladen hatten die Vorsitzenden der beiden Bezirksgemeinschaften Vinschgau und Burggrafenamt. Für die STA waren Generaldirektor Joachim Dejaco, Projektverantwortlicher Michael Prader und Projektleiter Sergio Marchiori nach Latsch gekommen. Richard Theiner, Landesrat außer Dienst, übernahm die Moderation. Bezirkspräsidentin Roselinde Gunsch, Vinschgau, und Reinhard Bauer für das Burggrafenamt begrüßten die starke Gruppe der Interessierten, darunter die Bürgermeister von Partschins, Kastelbell-Tschars, Latsch, Laas, Glurns, Taufers und Schluderns und die Alt-Mandatare Robert Kaserer, Franz Bauer, Albrecht Plangger und Walter Weis, Vorsitzender der Eisenbahnfreunde. Über das Bahnprojekt für ganz Südtirol und dessen Bedeutung für die westliche Landeshälfte referierte STA-Generaldirektor Dejaco. „Schauen wir uns das große Ganze an und seien wir uns im Klaren, nicht Geschwindigkeit ist eine Säule des erfolgreichen, öffentlichen Nahverkehrs, sondern die Verlässlichkeit“. Zum Großen und Ganzen gehörte auch die Vorstellung der neuen Niederflur-Elektrotriebzüge des Typs „Coradia Stream“, ein Produkt der Französischen Eisenbahnherstellers Alstom, das im Piemont hergestellt wird.
Neue Züge – neues Reisen
Was seine Körperschaft seit 2016 geleistet hat, zeigte der Projektverantwortliche Michael Prader auf. 2025 enthalte alle Arbeiten, die sich mit dem europäischen Zugleitsystem „ETCS – European Train Control“ befassen. Es werde auch die Notwendigkeit auftreten, die Strecke Meran-Mals teilweise und später vollständig zu sperren. Die Referenten bemühten sich um eine positive Einstellung auf zukünftige Probleme und versuchten über die Hinweise auf Baumaßnahmen, auf Höchstgeschwindigkeit im Halbstundentakt, über den Einsatz von Niederflurzügen mit doppelter Kapazität und mit Hinweisen auf die Erreichbarkeit von Innichen oder Innsbruck im Halbstundentakt die anstehenden Schwierigkeiten auszugleichen. An die Entbehrungen vor allem für Pendler und Schüler erinnerte Projektleiter Sergio Marchiori. Es werde zwischen Sonntag, 16. Februar und Samstag, 25. Oktober 2025 eine Sperrung der Teilstrecke Laas-Mals geben. Die 2. Sperre beginne voraussichtlich am Sonntag, 26. Oktober und betreffe dann bis Ende März 2026 die gesamte Linie Mals – Meran. Für die gesamte Sperrzeit werde ein Ersatzverkehr mit Bussen zur Verfügung gestellt.
„Nix gratis für Touristen“
Damit waren die „großen Brocken“ angekündigt und die Zeiträume der Entbehrungen festgelegt. Moderator Richard Theiner ermunterte das Publikum, Fragen zu stellen und Anregungen vorzubringen. Ein ehemaliger Busfahrer brach das Eis und wollte wissen, wie man den gewaltigen Ersatzdienst durch Busse organisieren will. Dann kam Bewegung in den Saal. Fast alle „WortmelderInnen“ dankten für die gelungene Präsentation und die Fülle der Informationen, bevor sie ihre persönlichen Erfahrungen wiedergaben oder Sorgen und Missstände aufgriffen. Im weiträumigen Burggrafenamt sorgten sich Gemeinden ohne Bahnhof, wie sie Zubringerdienste organisieren sollen. Vielen war nicht klar, wie der Schülertransport zu Stoßzeiten abgewickelt werde. Man wollte erfahren, wie und wo man zuverlässige Informationen abrufen könne. Es ging um Parkplätze an den Schlüsselbahnhöfen, um den Radtransport, um die kurze Wartespanne der Zugverbindung nach Bozen am Bahnhof von Meran und – als intensiv störend empfunden – die Wartezeiten an einem Bahnübergang in Latsch. Ebenso störend empfanden Anrainer in Latsch das „Klingeln“ beim Schließen der Bahnschranken, das sich mit dem Halbstundentakt noch erweitere. Aus den Reihen der Touristiker kam das Anliegen, endlich das „Märchen“ vom Gratis-Fahren der Touristen zu entkräften und klarzustellen, dass mit dem Verkauf von Gästekarten bis zu 20 Millionen Euro in die Landeskassen fließen.