„Cacciatore alla Paul Christanell“
Wie ein Naturnser auch mit fast 80 Jahren noch Innovatives schafft.
Naturns - „Es ist eine Bestätigung, dass man auch im hohen Alter noch einiges schaffen kann“, unterstreicht Paul Christanell. Der Naturnser Fleischexperte, der im April dieses Jahres seinen 80. Geburtstag feiert, hat sich daran gemacht, eine neue Art von „Cacciatore“ zu entwerfen. „Nun in der Pension habe ich Zeit. In der Metzgerei in Naturns habe ich noch die Möglichkeit meine Ideen zu verwirklichen. Die Cacciatore ist meine Lieblingswurst. Ich wollte eine neue Art dieser Wurst produzieren“, so der gelernte Metzgermeister, der in Naturns unter anderem die Speckbetriebe „Christanell“ und „Merano“ mitaufgebaut hatte, lange als Berufsschullehrer arbeitete, als „Meister der Arbeit“ (M.d.L.) geehrt wurde und international als angesehener Wurstexperte gilt. „Ich habe die Welt bereist und konnte viele Erfahrungen sammeln. Damit möchte ich noch etwas anfangen“, erklärt er im Gespräch mit dem der Vinschger. Erlebt und gesehen hat der Naturnser freilich so einiges: Unter anderem hat er im Auftrag der EU in asiatischen Großmetzgereien für Verbesserungen in der Produktion von verschiedenen Wurstarten gearbeitet und Kenntnisse in Theorie und Praxis vermittelt. Seit jeher war sein Rat weit über die Grenzen hinaus gefragt. Dies verband er auch mit verschiedenen Hilfsprojekten. So brachte er als Mitarbeiter von SES („Senior Expert Service“) im vietnamesischen Hai Duong sein Fachwissen den Menschen bei. Bei SES handelt es sich um eine deutsche Organisation mit rund 13.000 eingeschriebenen Rentnerinnen und Rentnern, allesamt Fachleute in ihrem Gebiet, die ehrenamtlich ihr Wissen und ihre Fachkompetenz an Menschen in ärmeren Ländern weitergeben.
Verkostungen am Naturnser Forschungszentrum
Nun entschied sich Christanell aufgrund seiner langjährigen Erfahrung in der Wurstherstellung eine „neue, etwas andere Cacciatore“ herzustellen. Viele seien an ihn herangetreten und bemängelten an der herkömmlichen „Cacciatore“, dass diese zu fett und zu salzig sei. „Sie fragten mich, ob es nicht möglich sei, eine Wurst herzustellen, die einfach bekömmlicher ist“, so der Naturnser. Er wisse, dass oft zu viel Nitrit und Nitrat sowie chemische Zusatzstoffe generell verwendet werden. „Ich dachte mir, ich versuche es einfach mal“. Gesagt, getan. Nach einigen Versuchen ist es ihm gelungen, eine „Bio-Cacciatore“, ganz ohne chemische Zusatzstoffe, herzustellen. Diese unterscheide sich von der industriell produzierten Wurst deutlich in Beschaffenheit, Mürbheit und Salzgehalt. „Verwendet werden dazu fast ausschließlich biologisch einwandfreie Ausgangsmaterialien ohne den Einsatz chemischer Zusätze“, unterstreicht der Metzgermeister. Die Wurst kam sehr gut an und konnte am Haflingerhof, bei Kurt Raffls Forschungszentrum für landwirtschaftliche Wetterschutzsysteme, von internationalen Gästen verkostet werden. „Insbesondere die Italiener staunten, wie so eine Wurst ohne Zusatzstoffe hergestellt werden kann“, so Christanell. Er habe viele Komplimente erhalten. Unter den Gratulanten befand sich auch Farmer John Langdon aus den USA, der als Berater von „Solar Saves Farms“ weitum aktiv ist. Er äußerte sich wie viele andere Verkoster äußerst positiv über diese neue „Cacciatore alla Paul Christanell“, die laut Aussage einzigartig ist, und im US-amerikanischen Bundesstaat Oregon bereits bekannt sei.
„Ein Herzensprojekt“
Im Verkauf ist die „Cacciatore alla Paul Christanell” nicht erhältlich, es handelt sich um eine Sonderanfertigung für Freunde und Bekannte, „um ein Herzensprojekt“, so Paul Christanell. Er mache seine Würste zudem „für die wissenschaftlichen internationalen Gäste des landwirtschaftlichen Forschungszentrums, um damit eine Diskussion über nachhaltiges Tierwohl und Konsumverhalten zu erreichen“. Zudem wolle er seine langjährige Erfahrung in der handwerklichen Wurstproduktion nicht in Vergessenheit geraten lassen. Ein Buch darüber soll im Laufe dieses Jahres folgen. Es wäre sein bereits zweites Buch, bereits 2023 verfasste er in Eigenproduktion eines über sein Leben.