Referent Alois Wieser
Überaus zahlreiche Interessierte waren ins CulturForum gekommen.

Die Jugend und die Sucht 

Was Eltern tun können – und was nicht. 

Publiziert in 2 / 2025 - Erschienen am 28. Januar 2025

Latsch - „Ich habe keine Formel, denn es gibt keine Formel“, betonte Alois Wieser auf die Frage, wie man Jugendliche von Drogen fernhalten könne. Und dennoch: Eltern können – und müssen – einiges tun, wie beim Vortrag „Drogenkonsum im Jugendalter“, zu dem die KFS-Zweigstelle Latsch ins CulturForum geladen hatte, klar wurde. Alois Wieser ist Psychologe und Psychotherapeut vom Verein „La Strada – der Weg“ und gründete den Beratungsdienst „Exit“, der sich an junge Menschen, die Suchtmittel konsumieren, richtet bzw. Jugendliche, deren Angehörige und Mitarbeitende verschiedener sozialer Institutionen berät. Wieser klärte über die verschiedenen Formen der Abhängigkeiten auf. Mit anschaulichen Fallbeispielen und das Publikum miteinbindend informierte er über die Arten von Sucht und was sich dabei im menschlichen Gehirn eigentlich abspielt. Sucht sei immer etwas, was sich entwickle. „Verschiedene Faktoren spielen dabei eine Rolle. Eine Sucht entsteht nicht von heute auf morgen“, so Wieser. Suchtmittel gebe es viele, von „leichten“ Drogen wie Cannabis und Co. bis hin zu härteren wie Kokain, Heroin etc. Oder eben auch gesellschaftsfähige wie der Alkohol, der eines der schlimmsten und brutalsten Suchtmittel darstelle. Nicht zuletzt können auch der Smartphone- bzw. Internetkonsum sowie Videospiele und Co. problematisch sein. Für Substanzen, die abhängig machen, interessieren sich Jugendliche aus den verschiedensten Gründen: Neugierde, Bekämpfung der Langeweile, um die Stimmung zu heben, als Suche nach Entspannung oder Entladung, um Glücksgefühle zu empfinden, um ein Gefühl der Zugehörigkeit zu schaffen, um zu experimentieren, um Grenzen zu überschreiten, zur Linderung von Problemen und Bedürfnissen, oder aufgrund eines geringen Selbstwertgefühls, zählte Wieser einige auf. Risikofaktoren seien das Jugendalter generell, mangelndes Selbstbewusstsein, negative Bindungserfahrungen in der frühen Kindheit, eine geringe Medienkompetenz etc. Sozial ängstliche und depressive Jugendliche und solche mit geringen sozioemotionalen Kompetenzen seien besonders gefährdet. 

Wie kritischen Konsum erkennen? 

Wieser erklärte auch, woran ein kritischer Konsum von Drogen oder anderen Suchtmitteln ersichtlich werde; so bestehe bei Betroffenen ein bestimmter Wunsch bzw. Zwang, gewisse Substanzen einzunehmen, die Kontrolle werde verloren und ein Rückzug aus dem Sozialleben finde statt. Interessen und Aktivitäten werden vernachlässigt, der Lebensmittelpunkt verschiebe sich vom realen Leben hin zur Einnahme der Substanzen bzw. bei der Internet- und Videospielsucht zum Leben in der Onlinewelt. Trotz der vielen negativen Auswirkungen auf alle Lebensbereiche – ob im Privatleben, in der Ausbildung oder im Beruf sowie in der Freizeit – halte das Verhalten an und könne aufgrund der Sucht nicht so schnell verändert werden. Kinder schützen heiße sie zu begrenzen, zu begleiten und später wenn es Richtung Volljährigkeit geht auch loszulassen, aber stets im Gespräch zu bleiben. Ein wesentlicher Aspekt sei die elterliche Vorbildfunktion, Eltern sollten das eigene Handeln reflektieren.  Vor allem in sogenannten kritischen Lebensereignissen bzw. -phasen, wie es die Pubertät ist, seien Suchtmittel verführerisch. Meist gehe es dabei aber einfach nur ums Ausprobieren und das Testen von Grenzen. „Im Gehirn von jungen Menschen gibt es oft nur das Gaspedal, die Bremse fehlt“, unterstrich Wieser. Hier liege die Verantwortung bei den Eltern, was freilich nicht immer einfach sei. Einerseits müsse man den Dingen seinen Lauf lassen, andererseits aber auch den jungen Menschen helfen, die Bremse zu finden und Grenzen setzen. Sprich: „Helikoptereltern“ seien nicht gefragt, aber man dürfe die Kinder auch nicht allein lassen. Generell seien Neugierde und das ehrliche Interesse an den Aktivitäten und den Problemen der Heranwachsenden das Um und Auf. „Das Begleiten der Kinder ist etwas vom Wichtigsten. Es muss mich interessieren was mein Kind tut“, appellierte der Vortragende.

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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