"Theiner Josef  vom Lechtlhof mit den Enkelkindern Daniel und Alexander"

"Miar well´n ban Tata bleibm!"

Publiziert in 12 / 2004 - Erschienen am 20. Juni 2004
Den Lechtlhof erreicht man über die Matscherstraße. Kurz vor Matsch biegt man links ab, nach den Höfen von Muntetschinig kommt man zum Hof, der bestens vom Hund "Lion" und einem zornigen weißen "Gigger" bewacht wird. Hier wohnt der 80-jährige Josef Theiner (Lechtl Sepp), mit seinem Sohn Georg und seiner Schwester Emma. Geboren wurde er 1924 auf "Gemossen", 1926 wurden die Höfe ausgetauscht und der näher bei Mals gelegene Lechtlhof von der Familie Theiner übernommen. 60.000 Lire, was zu dieser Zeit viel Geld bedeutete, mussten drauf bezahlt werden. Durch die Inflation in den 30er Jahren, als der Verkauf von Kühen oder Fleisch nichts mehr einbrachte, wuchs der Schuldenberg immens an. Für die 15-köpfige Familie war dies eine harte Zeit. Durch den Bau eines Tunnels oberhalb des Hofes, zur Wasserbeförderung vom Reschenstausee zum E-Werk nach Schluderns durch die Montecatini, konnten die Männer arbeiten und damit die Schulden bei der Bank langsam abbezahlt werden. Die Frauen am Hof bedienten die italienischen Arbeiter und Soldaten. "In 2. September 1944 honn i gmiaßt inruck´n, in d´Walsch oi, in die Valsugana. Boll hot´s koasn, der Kriag isch aus, iats miaßt´s hoamrennen susch houl´n enk di Ami!" Mit 38 Jahren hat Sepp den Hof von seinem Vater übernommen und mit 42 Jahren, bei einer Doppelhochzeit die aus Laatsch stammende Amalia Steck geheiratet. "Kennenglearnt hobmer in´s ba der Fohrschual, miar sein beide gflouch´n und hob´m ins innanond verliabt!" Mali schenkte vier Kindern das Leben. Das Familienglück währte aber nicht lange, 1975 starb sie an Herzkrupp. Am Begräbnistag wurde der jüngste Sohn gerade zwei. Die Kinder Paul, Annelies, Rosmarie und Georg wollten beim Vater bleiben, als ihm seine Schwestern anboten, sie zu sich zu nehmen. "Der Tata braucht ins, und miar brauchen ihm!" Die Kinder wurden recht schnell selbstständig, die viele Arbeit in Haus, Hof, Stall und Feld blieb bei Sepp hängen. Er wurde aber durch Familienhelferinnen und Bruder Wastl unterstützt, und auch die Kinder lernten früh mit anzupacken. "Miar hob´m viel Glick und an Hauf´n Schutzengel kopp, in dein steilen Gelände sein schun a poor Traktour oigflouchn, a poor mol bin i schun drunter glegn!" Bis vor Jahren hat Sepp die Felder im Frühjahr mit dem Ross bestellt. Der rüstige 80-jährige, der eine Hüftoperation hinter sich hat und seit einiger Zeit jeden 2. Tag zur Nierenwäsche nach Schlanders muss, hat noch im letzten Sommer mit dem Traktor das Heu eingefahren. Seit ein paar Jahren leitet Georg die Geschicke am Hof, baut ihn derzeit um und die Tante Emma führt mit Freude den Haushalt. Bei der täglichen Stallarbeit hilft Sepp, der mittlerweile 6-facher "Neina" ist, immer noch mit.
Brigitte Thoma
Vinschger Sonderausgabe

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