Vinschger, die auszogen: Die Königin der Koi
Publiziert in 5 / 2012 - Erschienen am 8. Februar 2012
„Lerne mit einem Tier so zu kommunizieren, wie du es mit deinem Bruder tust. Beobachte es, sieh zu wie es lebt, versuche, hinter seine Träume zu kommen. Stimme dich ruhigen Geistes auf das Tier ein und achte auf all seine Emotionen. Dann wird seine Seele sanft auf dich zu gleiten. Es wird dir seine Liebe, aber auch seine Kraft schenken“, so beschreibt Tamara Frank ihre berufliche Grundhaltung. Es begann am Tartscher Bühel im Jahre 1975. Dort ist nämlich Tamara Frank aufgewachsen. Da sie immer schon ein besonderes Interesse für Tiere hatte, begab sie sich zum Studium nach Wien, um Tierärztin zu werden. Wie sie aber dann zur Spezialärztin für Koi wurde, hat sie uns kürzlich in Mals erzählt.
„Der Vinschger“: Frau Frank, was sind Koi?
Tamara Frank: Koi ist der japanische Namen für Karpfen. Genau genommen heißt diese besondere Zuchtform des Karpfen „Nishikigoi“, zu Deutsch Brokat-(Nishiki) Karpfen (Goi). Brokat ist ein edler, mit Gold- und/oder Silberfäden durchstickter Seidenstoff und spiegelt die Kostbarkeit dieser farbenprächtigen Fische wider.
Wie sind Sie zur Tierärztin für Koi geworden?
Ich habe nach dem Abschluss des neusprachlichen Lyzeums in Schlanders in Wien Veterinärmedizin studiert, wobei die Randgruppen der Tiermedizin wie Vögel, Fische immer schon eine große Faszination auf mich ausübten. Nach dem Studium folgten das Doktorat und mein Arbeitsbeginn am Schlachthof in Salzburg. 2006 folgte ich dann einem Aufruf im österreichischen Tierärztemagazin, in dem Tierärzte gesucht wurden, die sich auf Fische spezialisieren wollen (ich hatte zu jenem Zeitpunkt auch selbst Nutzfische). Noch im selben Jahr startete ich mit der dreijährigen Spezialausbildung zur Fachtierärztin für Fische und, kaum damit begonnen, nahm ich in der Nähe von Bochum einen Job für Koi-Behandlungen an. Die Wege trennten sich aber nach drei Jahren wieder. 2010 meldete ich dann in Nordrhein-Westfalen, genauer in Witten bei Dortmund, meine eigene Fischpraxis an. Nach wie vor fliege ich in den Monaten von März bis November zwischen Salzburg und Düsseldorf hin und her, um tageweise jeweils meine Teichvisiten in Deutschland und Österreich durchzuführen. Immer öfter führt mich mein Weg aber auch in meine Heimat Südtirol, wo die Zahl der Koibesitzer zunimmt.
Kann man von dieser Tätigkeit leben?
Die Fischhalter hängen sehr an ihren Tieren, die sie mit der Hand füttern und streicheln können. Sie geben ihnen sogar Namen wie z.B. Lidschattenkarl oder Miss Piggy. Jeder der Fische ist ein Familienmitglied und die Besitzer somit bereit dafür Geld auszugeben.
Welche Krankheiten können diese Fische bekommen?
Überwiegend treten parasitäre und bakterielle Probleme auf, aber auch virale Erkrankungen. Immer häufiger werden Tumore diagnostiziert, genauso wie Sonnenbrände.
Werden Fische auch operiert?
Ja, Fische werden auch operiert z.B. Entfernung von Tumoren, Flossenchirurgie, Maulkorrektur,…und um den Fisch hierfür in Narkose zu halten werden seine Kiemen mit Wasser umspült welches mit Narkosemittel angereichert ist.
Macht diese Tätigkeit auch Freude?
Mein beruflicher Werdegang war nicht so geplant, sondern die Dinge sind mir zugefallen. Aber ich möchte nie mehr tauschen. Es gibt für mich nichts Schöneres als im Sommer bei strahlendem Sonnenschein am Teich zu stehen, diese wunderschönen Juwelen schwimmen zu sehen und ihnen helfen zu können. Ich habe meine berufliche Erfüllung gefunden und kann nur jedem das gleiche wünschen.
Interview: Friedrich Haring
Friedrich Haring