In der bis auf den letzten Platz besetzten Pfarrkirche wurde das Gnadenbild zum Auftakt des Festgottesdienstes vom Hochaltar herabgelassen und auf dem Tragebaldachin aufgesetzt.
Beim Kameradschaftsabend in Göflan.
Stefan Bubeck (links), der Bürgermeistervon Mengen, und sein Schlanderser Amtskollege Dieter Pinggera.
Einige Eindrücke der heurigen Maria-Namen-Prozession, bei der auch die Bürgerwache Mengen, die Stadtkapelle Mengen und der Spielmannszug mitmarschierten.

(Fast) verweht

„Stürmische“ Maria-Namen-Prozession. Über 100 Gäste aus Mengen.

Publiziert in 17 / 2024 - Erschienen am 24. September 2024

Schlanders - An das Mittragen größerer Fahnen war erst gar nicht zu denken. „Wir müssen schon froh sein, wenn wir das Gnadenbild, den ‚Himmel’ und die Figuren unbeschadet durch das Dorf bringen“, hieß es am 15. September unmittelbar vor dem Beginn der traditionellen Maria-Namen-Prozession in Schlanders. Es war ein außergewöhnlich starker Wind, der den ganzen Tag über wehte. Nichts zu spüren war davon beim Festgottesdienst in der voll besetzten Pfarrkirche, der um 8 Uhr mit dem Herablassen des Gnadenbildes „Unsere Liebe Frau am Rain“ vom Hochaltar begann. Den Gottesdienst zelebrierte Dekan P. Mathew Kozhuppakalam zusammen mit dem ehemaligen Dekan von Mengen, Heinz Leuze, mit Michael Horrer, dem Privatsekretär des Bischofs Ivo Muser, sowie mit dem Kooperator Sebastian Egger und dem neuen Priester P. Gijo John, der in Zukunft in Schlanders die italienischsprachigen Gläubigen pastoral betreuen wird. Einleitend erinnerte der Dekan daran, dass das Maria-Namen-Fest heuer zum 225. Mal gefeiert wird. Das Maria-Namen-Fest und die traditionelle Prozession gehen auf ein Gelöbnis der Schützenkompanien von Kortsch und Schlanders im Jahr 1799 zurück. Damals wurde befürchtet, dass die Franzosen auch Schlanders überfallen könnten. Angesichts dieser Kriegsnot wurde gelobt, die Marienstatue „Unsere Liebe Frau am Rain“ jährlich im Rahmen einer Festprozession durch das Dorf zu tragen. Ende März 1799 zogen sich die Franzosen überraschend zurück.

„Bei Maria finden wir Ruhe“

In seinem „Maria Namen Rundbrief“ hatte der Dekan die Gläubigen der Pfarrgemeinden von Schlanders und Kortsch schon vorab darauf hingewiesen, „dass Maria nach Christus die zentrale Figur ist, die wir in der katholischen Kirche verehren.“ Noch heute wenden sich Menschen in allen Lebenslagen an Maria, „denn Maria versteht die Menschen und diese erkennen, wie nahe sie ihnen in schwierigen Zeiten sein kann.“ In allem sei Maria selbst ganz Mensch. Mit einführenden Worten zu Maria wartete beim Festgottesdienst auch der Wortgottesdienstleiter Herbert Habicher auf: „In Maria finden wir Ruhe und können uns auf das Wesentliche konzentrieren. Sie zeigt uns, sich bewusst mit dem eigenen Glauben auseinanderzusetzen.“ Feierlich mitgestaltet haben den Festgottesdienst der Chor der Pfarrkirche Schlanders sowie Solistinnen und Solisten. Dargeboten wurden die Maria-Namen-Lieder I und II, die „Missa brevis in F“ von J. Haydn und Werke von J. Mayer und W.A. Mozart.

Drei Stationen

Im Anschluss an den Gottesdienst fand die Prozession durch das Dorf statt. Das Gnadenbild wurde traditionsgemäß von 4 Bauern aus Kortsch getragen. Der Legende nach hat einst ein Kortscher Bauer das Marienbild beim Bewässern seiner Wiese in einem Feldrain entdeckt. Dem kalten Wind getrotzt haben bei der Prozession neben den Geistlichen und Gläubigen aus der Gemeinde Schlanders und darüber hinaus die Bürgerkapelle Schlanders, die Musikkapelle Kortsch, die Ministrantinnen und Ministranten, viele Mitglieder der Schützenkompanien Schlanders, Kortsch und Göflan, die Erstkommunionkinder sowie Abordnungen von Vereinen und Verbänden. Der „Himmel“ sowie verschiedene Figuren wurden zwar mitgetragen, die großen Fahnen aber nicht. An 3 Stationen wurde Halt gemacht, und zwar beim Musikpavillon im Plawennpark, beim Bürgerheim sowie auf dem Stainerparkplatz. An den Stationen wurde aus den Evangelien vorgelesen und gepredigt. Zusätzlich zu Ehrensalven der Schützen waren auch laute Böllerschüsse (*) zu hören. Zum Abschluss der Prozession wurde das Gnadenbild wieder am Hochaltar hinaufgelassen, wo es bis zu Maria Namen 2025 bleiben wird. Relativ gut besucht war trotz des starken Windes auch das Gartenfest in der „Matscher Au“, zu dem die Bürgerkapelle Schlanders im Anschluss an die Prozession und den festlichen Einzug eingeladen hatte.

50 Jahre Freundschaft mit Bürgerwache Mengen

Eine besondere Note verliehen dem heurigen Maria-Namen-Fest über 100 Gäste aus der Stadt Mengen im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg. Dass nicht nur die Bürgerwache Mengen angereist war, sondern auch die Stadtkapelle Mengen sowie der Spielmannszug, hatte einen guten Grund, denn es wurde die seit 50 Jahren bestehende Freundschaft zwischen der Bürgerwache Mengen und den Schützenkompanien von Schlanders, Göflan und Kortsch gefeiert. Bei einem gemeinsamen Kameradschaftsabend, der am Abend vor Maria Namen in der Turnhalle der Grundschule „P. Marian Tumler“ in Göflan stattgefunden hatte, blickten Joachim Frank, der Hauptmann der Schützenkompanie „Priester Josef Daney“ Schlanders, und Georg Bacher, Major und Kommandant der Bürgerwache Mengen, auf die Entstehung der freundschaftlichen Beziehungen zurück. Sie dankten den Personen der ersten Stunde und freuten sich, dass die Freundschaft bis heute anhält und gepflegt wird. Ähnlich äußerten sich auch der Schlanderser Bürgermeister Dieter Pinggera und Stefan Bubeck, sein Amtskollege aus Mengen. In Mengen war die langjährige Freundschaft im Beisein einer stattlichen Delegation aus der Gemeinde Schlanders bereits Anfang 7. Juli gefeiert worden (siehe der Vinschger Nr. 13/2024). Beim Abend in Göflan freute sich Joachim Frank, „dass wir es geschafft haben, das aufrecht zu erhalten, was vor einem halben Jahrhundert entstanden ist. Wir sprechen nicht nur von Tradition, wir leben sie.“ * Das Böllern zu Maria Namen in Schlanders, das nach einem genau festgelegten Schießplan erfolgt und fast den ganzen Tag über andauert, stößt immer wieder auf Kritik. Bestandet wird vielfach, dass von aller Herrgottsfrüh bis Mittag fast nahtlos durchgeböllert wird. Auch am frühen Abend wird noch „geschossen“. Besonders groß sind der Ärger und Unmut bei Personen, die kleine Kinder zu Hause haben oder auch Hunde, die zum Teil große Angst bekommen. Was sich Urlaubsgäste denken, die von vorneherein nicht wissen, was in Schlanders zu Maria Namen los ist, kann man sich ausmalen. Vielleicht wäre es an der Zeit, das Böllern zumindest zeitlich etwas einzuschränken. Das käme nicht einem vollständigen Bruch mit der Tradition gleich, sondern wäre ein Mittelweg, mit dem sich sicher nicht wenige Leute anfreunden könnten.

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Josef Laner
Josef Laner

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