Der Kulturverein änderte die Perspektive und näherte sich dem Untergang der Karthause über die Freiwillige Feuerwehr Karthaus. Im Bild mit nachgebauter Holzpumpe vor dem ehemaligen Prior-Gebäude.
Der Großbrand, dargestellt von Alessandro Gatto. Fast unbeschädigt blieb die Gesindekirche zur Hl. Anna.
Der Künstler Manfred Alois Mayr war zuständig für die neue Mystik im Kreuzgang.
Michael Rainer ist der Redakteur der Schrift „Brandneu“ über Niedergang und Aufbau von Karthaus.
Georg Kaser (links) und Kulturvereinspräsident Benjamin Santer.

700 Jahre Karthause Allerengelberg

Am 21. November 1924 ging Südtirols einzige Karthause in Flammen auf.

Publiziert in 22 / 2024 - Erschienen am 3. Dezember 2024

Karthaus - „Geschätzte Schnalser Mitbürger, liebe Kleasterer“: Mit diesen Worten begrüßte Benjamin Santer, der Präsident des Kulturvereins Schnals, die Fotografin Daniela Prugger und den Klimaforscher Georg Kaser als seine linke und rechte Hand, den Autor der neuesten Dokumentation zur Karthause Allerengelberg, Michael Rainer, die Bauforscher Walter Hauser, Martin Mittermair und Martin Laimer, Bürgermeister Karl Josef Rainer, den Hobby-Historiker Siegfried Gurschler, die Künstler Manfred Aloys Mair und Eduard Demetz, die freiwilligen Helfer der Gemeinde und des archeoParcs und schließlich die eindrucksvolle Besucherschar mit Kulturträgern, Medienvertretern und Interessierten aus ganz Südtirol. Präsident Santer dankte der Freiwilligen Feuerwehr von Karthaus unter Kommandant Alexander Oberhofer, dass man trockenen Fußes zum Versammlungssaal der Feuerwehr und ohne triefende Nasen das Jubiläumsjahr „Karthaus 700 grundstein/feuer/feier“ eröffnen könne. Nach dem Präsidenten dankte der Bürgermeister allen, die diese Veranstaltung erst ermöglicht haben. „Wir Schnalser sind durch die Karthause etwas Besonderes, was uns stolz macht.“

Baukultur mit Bestand

Das Buch „Brandneu“ handelt vom folgenreichen Brand des „Klosterdorfes“ und wurde von Autor Michael Rainer vorgestellt. Ein „geschichtliches Monumentalgefühl“ habe der Anblick des Dorfes bei Hofnamenforscher Richard Staffler noch nach dem Brand 1924 hervorgerufen. Dagegen setzte er die nüchterne Schilderung im Schulaufsatz eines Kindes. Quellenarbeit betrieben habe auch der Schnalser Architekt Siegfried Guschler, der einen Schatz an Unterlagen gesammelt habe. Die Gruppe der Bauforscher hatte versucht, unter der Leitung von Walter Hauser alle Häuser vom Keller bis zum Dachboden zu begehen. Daraus entstand ein Lageplan, ein perfekter Überblick über den Baubestand des Karthäuserklosters. Dabei stellte man fest, dass alle Häuser auf den Fundamenten des 14. Jahrhundert beruhen, sozusagen auf dem Geist jener Zeit, in der es auch eine Baukultur gegeben habe, die Bestand hatte. „Damals wurde man als Bauherr nicht derart abgelenkt wie heute“, ergänzte der ehemalige Landeskonservator für Tirol Walter Hauser. Detailwissen zur Brandkatastrophe steuerte der Kommandant der FF Karthaus Alexander Oberhofer bei. Man wisse heute, dass kurz vor dem Brand eine Feuerwehrübung stattgefunden habe. Die Holzpumpe und die verwendeten Schläuche seien danach zum Trocknen bereitgestellt worden und fielen restlos den Flammen zum Opfer. „Wir wissen nicht, ob es in Karthaus eine organisierte Feuerwehr gegeben hat. Man kann sich denken, dass es sehr lange gedauert haben muss, bis die Nachbardörfer den Brand bemerkt haben“, meinte Kommandant Oberhofer. Als Wasserentnahmestelle werden wohl die Quellen am tiefsten Punkt des Dorfes gedient haben; heute befinde sich dort ein Parkplatz. Oberhofer führte in die Geschichte und die Geschicke der Südtiroler Feuerwehren unter den Faschisten ein.

Mit Farbe und Klang ins Jubiläumsjahr

Die angekündigte Klang- und Lichtinstallation wurde von den jeweiligen Künstlern vorgestellt. Manfred A. Mayr erzählte vom Entstehen einer „additiven Farbmischung“ im mystischen Kreuzgang durch das Anbringen verschiedenfarbiger Transparentfolien an den 15 Fenster- und zwei Türöffnungen. Eduard Demetz sei zu seiner Klanginstallation über 3 Sänger gekommen, die unter Anleitung von Dietmar Rainer einen Choral aus der Kathause Allerengelberg eingesungen hätten. „Was die Natur vermag, habe ich versucht, auf das Akustische herabzubrechen“, so Demetz. Georg Kaser, Ideengeber des Kulturvereins, erinnerte an die Graphiken von Alessandro Gatto, einem Künstler aus dem Veneto, der im Rahmen des „Projekts Stille“ Graphiken für den Kulturverein geschaffen hat. Es sei den Besuchern überlassen, bis zum Ende der Veranstaltung die Darstellungen im ganzen Dorf zu suchen und zu finden, sobald man die Klang- und Lichtinstallationen und die Suppe auf dem Dorfplatz genossen habe.

Günther Schöpf
Günther Schöpf

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