Transplantation und Arbeit: Es gibt noch viel zu tun
Menschen, die eine Organtransplantation noch vor oder bereits hinter sich haben, stehen oft vor erheblichen Herausforderungen in ihrem Berufsleben. Welche Hürden sie bewältigen müssen und welche Chancen sich ihnen bieten könnten, waren heute die zentralen Fragen der Tagung „Transplantation und Arbeitswelt: Geht noch mehr?“, die vom AFI | Arbeitsförderungsinstitut in Zusammenarbeit mit dem Verein Transplantation ist Leben organisiert worden ist. „Es geht
- Das AFI | Arbeitsförderungsinstitut hat gemeinsam mit der ehrenamtlichen Organisation Transplantation ist Leben heute (07.03.2025) die Tagung „Transplantation und Arbeitswelt: Geht noch mehr?“ organisiert. Die Tagung hatte persönliche Erfahrungsberichte, hochkarätige Referent:innen und eine konstruktive Diskussion am runden Tisch auf dem Programm.
Organtransplantation: fehlendes Bewusstsein und Empathie
Zu Beginn der Tagung kamen zwei Personen zu Wort, die selbst eine Organtransplantation durchlebt haben. In ihren Ausführungen schilderten sie die Schwierigkeiten des Alltags (insbesondere in der Covid-Zeit) und die Angst vor dem Sterben, sprachen aber auch über Hoffnung und dem Gefühl von Wiedergeburt nach der Transplantation. Außerdem wurde angesprochen, dass viele Arbeitgeber keine Vorstellung von dem hätten, was Betroffene bereits mit ihrer Gesundheit und ihrem Privatleben durchmachen müssten. Wenn dann auch noch auf der Arbeit Schwierigkeiten dazukämen und es an Verständnis vonseiten der Vorgesetzten fehle, könne das eine extreme psychische und auch finanzielle Belastung darstellen. Viele Arbeitgeber würden die Betroffenen nur als Kostenfaktor für das Unternehmen und als ständig krankgeschriebene Arbeitskräfte sehen. Dabei würden sie allerdings das menschliche Schicksal und die Behandlungen dahinter schlichtweg ignorieren. Dies gilt jedoch nicht für alle: Es gibt auch vorbildliche Unternehmen, die es Personen nach einer Transplantation nicht nur ermöglichen, wieder in die Arbeitswelt einzusteigen, sondern auch ihre Karriere voranzutreiben.
Zwischen Tabu und dem Schutz der Rechte
Viele der Betroffenen leben außerdem nicht in den Südtiroler Städten, sondern oft in den Dörfern und Tälern, wo die Akzeptanz für Transplantationen bereits gering ist, und arbeiten in der Regel in kleinen und mittleren Betrieben, in denen die geltenden Rechte für Transplantierte nicht immer bekannt sind. Manchmal sind es sogar die Arbeitnehmenden selbst, die ihre Rechte nicht kennen. Dies könne, in Verbindung mit einer gewissen Scham und der Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, dazu führen, dass sie sich nicht gegen eine ungerechte Behandlung wehren. Die Mitglieder von Transplantation ist Leben wissen beispielsweise von Fällen, bei denen jeder Arztbesuch vom Urlaub abgezogen worden ist, und dass Betroffene ihre Arbeitsstelle wechseln mussten, um die so dringend benötigte Flexibilität wenigstens etwas zu gewährleisten.
Gemeinsam Perspektiven entwickeln
Im direkten Austausch zwischen den drei Betroffenen und Vertreterinnen der Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsstellen sowie Expertinnen der Rechte von Arbeitnehmenden kam auch besonders die fehlende Information über die eigenen Rechte zur Sprache. Außerdem müsse an der Aufklärung von Vorgesetzten und Arbeitgeber:innen gearbeitet werden, da diese schließlich auch bestimmte Pflichten ihren Mitarbeitenden gegenüber hätten. „Ein stärkeres Bewusstsein sowie eine engere Zusammenarbeit von Sozialpartnern, Politik und Gesundheitswesen sind entscheidend, um nachhaltige Lösungen für eine gerechtere und inklusivere Arbeitswelt zu schaffen“, betonte AFI-Präsident Andreas Dorigoni.
Die zuständigen Stellen bei den Gewerkschaften, dem Land und der Gleichstellungsrätin würden den Betroffenen weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen, um sie bestmöglich bei ihrem schwierigen Weg zu unterstützen und ihnen die Last der Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz zu nehmen.
afi ipl