- Eine gelungene Uraufführung zum Gedenkjahr – mutig und voller aussagekräftiger Bilder
Die MeranerFestSpiele zeigen auch heuer wieder eine äußerst sehenswerte Uraufführung. Die ausverkaufte Premiere, zu der zahlreiche Prominente aus Politik, Kultur und Wirtschaft gekommen waren, wurde begeistert gefeiert. Das packende Schauspiel „Die Präsidenten“ von Luis Zagler in der Regie von Oliver Karbus ist nicht nur ein origineller und mutiger Beitrag zum Gedenkjahr „100 Jahre Südtirol“, sondern auch höchst sehenswert. Das Publikum zeig
- Am 1. Juli 2019 wurde die Premiere der Uraufführung des Schauspiels „Die Präsidenten“ von Luis Zagler im Rahmen der MeranerFestSpiele auf dem neuen Festspielareal oberhalb der Gärten von Schloss Trauttmansdorff gezeigt. Nach den Erfolgen der Stücke „Die Verfolgten“ 2017 und „Die Erbinnen“ 2018 des Autors waren alle gespannt, was der Dramatiker im Gedenkjahr „100 Jahre Südtirol“, „100 Jahre Teilung Tirols“ zeigen wird. Und wieder wurde auch diesmal keiner enttäuscht. Der bekannte Bühnenautor überraschte mit einem spannenden Schauspiel zum Gedenkjahr voller tiefsinniger Bilder und literarisch hochwertigen Dialogen. Die überaus brisante Thematik wird im Stück in viele aussagestarke Bilder auflöst und über das Leben einer markanten Politikerpersönlichkeit erzählt. Auf eine geradezu geniale Art und Weise schweißt der Dramatiker 100 Jahre unseres Landes so zu einem großen Ganzen zusammen, indem er dem Theater gibt, was dem Theater gehört, und dem Zuschauer, was er erwartet. Das Publikum freut sich und lacht, wenn so schwierige Themen wie Toponomastik oder die Teilung Tirols im Jahre 1919 plötzlich auf eine so tiefsinnige Art und Weise auf der Bühne zu sehen sind und entweder zum Schmunzeln oder zum Weiterdenken anregen.
Viele haben sich vor der Aufführung gefragt, wie ein solches Gedenkjahr in seiner ganzen Komplexität überhaupt auf die Bühne gestellt werden kann. Doch dieser Dramatiker schafft es nicht nur die Geschichte des Landes zu einem spannenden Bühnenerlebnis dramaturgisch aufzubereiten, sondern damit auch noch zu unterhalten und gleichzeitig Tiefsinniges zu vermitteln. Köstlich die Szenen, in denen die einzelnen brisanten Themen gezeigt werden, wie z. B. die Frage der Toponomastik, die im Jahr 1919 noch als Diskussion unter dem Staatsvolk selbst ausgetragen wurde und nicht zwischen Minderheit und Mehrheit. Gleiches gilt für die „Rufer“, die von der hohen Warte der Weinberge oberhalb der Kirche von St. Valentin aus das Volk warnen. Tiefsinnig und voller Hintergedanken auch die Kartenspieler auf den Dächern, die um die Seele des Landes, weil es immer um die Seele geht, wo gespielt wird. Alles das sind Bilder, die sich tief in das Gedächtnis des Besuchers einprägen und zu vielen Diskussionen im Publikum führen. Diskussionen allerdings, die so friedvoll und kultiviert ablaufen, wie es sich bei solch politisch brisanten Themen nur schwer vorstellbar ist.
Waren bereits die beiden vorausgegangenen Uraufführungen dieses Dramatikers schon eine Klasse für sich, so geht er im Schauspiel „Die Präsidenten“ noch einen Schritt weiter. Die Meraner Festspiele können sich glücklich schätzen, einen solchen Theaterautor in ihren Reihen zu haben. Er liefert ihnen nicht nur Stücke, die in die Region passen, sondern die auch noch unterhalten und über literarisch hochwertige Dialoge, tiefsinnige Analysen zu komplexen Thematiken auf den Punkt bringen und in sinnlich wahrnehmbaren Bildern vermitteln.
Die überaus sehenswerten Aufführungen werden noch bis zum 18. Juli gezeigt. Das sollte sich niemand entgehen lassen. In den Hauptrollen des packenden Schauspiels zu sehen sind hochkarätige Darsteller wie Willi Lenik (Karl-Heinz Kohl) oder die wunderbare Deborah Müller (Eva-Marie) in der Rolle der Tochter des Präsidenten, der aus der Aufführung vom vergangenen Jahr noch bestens bekannte und von vielen Theaterkennern geschätzte Erich Furrer (heuer in der Rolle des Inders Vishal) oder Wolfgang Hundegger in der Rolle des weisen Monsignore. Großartig auch das gesamte Ensemble mit mehr als 40 Volksschauspielern aus dem Bezirk Burggrafenamt und dem Passeier. Bezaubernd die vielen Kinder, die bettelnd als Gruppe direkt aus der Zeit der 20er Jahre zu kommen scheinen. In den Kostümen von Rita Kröss und Hilde Gamper eine wahre Augenweide. In Bestform, Publikumsliebling Hans Marini als Bürger, der gezwungen ist, sich seine Meinung zu bilden und dabei fast verzweifelt, oder Günther Steier als der zwiespältige Liebhaber an der Seite von Deborah Müller, Robert Bernardi als Generalstabschef Arz von Straußenburg, Bärbl Unterweger als überzeugende Präsidentengattin Mrs. White Wilson, Harald Erlacher als Wodrow Wilson, Adolf Zöschg als Georges Clemenseau und Adolf Pirpamer als Premierminister David Lloyd George mit Barbara Markt als Miss Stephenson, seiner Geliebten.
Die MeranerFestSpiele können in diesem Jahr aber auch auf eine ganze Reihe junger Entdeckungen von Schauspieltalenten verweisen. Wie z. B. die bezaubernde Sophie Huber in der Rolle der Anne-Sophie, die sich zum Vorsatz gemacht hat, das Politikerleben des Protagonisten wissenschaftlich aufzuarbeiten, oder der großartig aufspielende Max Tschager, der gleich mehrere Rollen bravourös meistert. Als wahres Theatertalent zeigt sich auch Renè Dalla Costa. Er brilliert nicht nur in den Rollen des Kriegsversehrten und in der Rolle eines Italieners, sondern auch als Regieassistent. Mit viel Einfühlungsvermögen spielt auch die junge Schauspielschülerin Julia Augscheller aus dem Passeiertal. Mit ihrer schauspielerischen Kraft verkörpert sie die beiden völlig verschiedenen Rollen von Geliebten sehr überzeugend. An diesen Beispielen wird deutlich, dass die MeranerFestSpiele nicht nur außergewöhnliches Theater auf die Bühne bringen, sondern auch großartige Aufbauarbeit leisten und schauspielerische Talente entdecken und fördern.
Der 2018 gegründete Verein Meraner Festspiele ist es wert, gefördert zu werden. Das war auch die einhellige Meinung der Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Hoffen wir, dass es nach diesem Erfolg nicht nur bei Lippenbekenntnissen bleibt und dass diese Initiative für Ur- und Erstaufführungen von der Stadt Meran und dem Kulturamt des Landes in Zukunft tatsächlich entsprechend gefördert wird. Zu hoffen bleibt auch, dass sowohl die Stadtgemeinde Meran unter Bürgermeister Paul Rösch, als auch die Kulturabteilung des Landes nach diesen drei Jahren erkennen, welch eine Talenteschmiede hier entstanden ist. Spätestens nach dieser großartigen Uraufführung zum Gedenkjahr „100 Jahre Südtirol“ sollte sich die Kulturabteilung des Landes auch hinter dieser Initiative stellen und erkennen, dass hier Kultur geschaffen wird, die wertvoll ist für unser Land. Mit seinem Team hat der junge Vereinspräsident der Meraner Festspiele Philipp Genetti Mut bewiesen und zusammen mit 100 Mitwirkenden eine höchst sehenswerte Produktion zum Gedenkjahr auf die Bühne gestellt.
Karten für die Aufführungen am 6., 8., 9., 11., 13. Und 18. Juli können entweder online über www.meranerfestspiele.comoder telefonisch unter 0473 428388 oder 0473 428389 reserviert werden. Die Aufführungen finden oberhalb der Gärten von Schloss Trauttmansdorff statt. Dieses Theatererlebnis sollte man sich nicht entgehen lassen.
meranerfestspiele