Wenn die Ohnmächtigen ihre Macht erkennen
Publiziert in 18 / 2012 - Erschienen am 9. Mai 2012
Spondinig - Am Samstag, 5. Mai 2012, passend zum siebten Geburtstag der Vinschgerbahn, lud die Bezirksgruppe Vinschgau der „Initiative für mehr Demokratie“ in Zusammenarbeit mit der Umweltschutzgruppe Vinschgau zum „Tag der Demokratie“ am Bahnhof in Spondinig ein.
Bereits zum vierten Mal veranstaltete die Bürgerinitiative den „Tag der Demokratie“. Am Bahnhof in Spondinig blickte man auf das bisher Erreichtes zurück und schaute über den eigenen Tellerrand hinaus: Der Schweizer Gastreferent Remy Holenstein, ein langjähriges Vorstandsmitglied der Umweltschutzgruppe, berichtete über „konkrete Erfahrungen mit direkter Demokratie“. Für die musikalische Unterhaltung sorgte der Vinschger Liedermacher Dominik Plangger.
Die Geschichte der Vinschgerbahn ist seit jeher eng verbunden mit Bürgerinitiativen. Unvergessen ist der Slogan „Kein Zug – Keine Stimmen“. „Die Erfolgsgeschichte des Zugs ist zu einem Teil sicherlich auf den beharrlichen Einsatz der Bürger zurückzuführen“, erklärte Karl Zerzer von der „Initiative für mehr Demokratie“. Jahrelang habe man trotz des Widerstands von Landespolitikern, Bürgermeistern und Touristikern für die Wiedergeburt der Bahn gekämpft. „Heute profitieren alle von der Vinschgerbahn, insbesondere aber die Wirtschaft und der Tourismus, aus welchen Bereichen es anfangs große Skepsis gab“, zeigte sich Zerzer zufrieden.
Ohnmacht der Bürger
Heutzutage sei jedoch eine Ohnmacht der Bürger zu erkennen. „Gegen die fehlende Demokratiebeteiligung aus der Bevölkerung wollen wir etwas unternehmen“, sagte Zerzer. „Die Initiative für mehr Demokratie“ wolle auf verschiedene Bürgerinitiativen und auf Referendumsanträge aufmerksam machen. „Mit einer kleinen Unterschrift kann man viel erreichen“, so Zerzer.
Josef Gruber, Aktivist der „Initiative für mehr Demokratie“, fügte hinzu: „Mich stören die Leute, die zwar immer jammern, aber selbst nichts machen“.
„Können jederzeit etwas verändern“
Remy Holenstein berichtete von seinen Erfahrungen in der Schweiz, wo die direkte Demokratie intensiver gelebt werde als in Südtirol. „Die Bürger in der Schweiz haben weitaus weniger Ohnmachtsgefühle als in Südtirol. Die Leute wissen, wir können jederzeit etwas verändern“, sagte der Schweizer und beendete seinen Vortrag mit dem Zitat: „Wenn die Ohnmächtigen sich bewusst werden wie mächtig sie sind, dann würden die Mächtigen sehr schnell ohnmächtig“.
Auf Dominik Plangger war die Initiative aufgrund seiner sinnvollen und aktuellen Texte aufmerksam geworden.
Michael Andres