Eine preisgekrönte Verbindung: Postbus (Linie Zernez-Mals) und Vinschgerbahn

Preis für Postautolinie Zernez-Mals mit Anbindung an die Vinschgerbahn

Publiziert in 23 / 2005 - Erschienen am 30. November 2005
Landquart/Vinschgau - Der Gewinner des diesjährigen Innovationspreises ÖV (Öffentlicher Verkehr) in der Schweiz ist die Fachstelle öffentlicher Verkehr des Kantons Graubünden. Sie konnte mit ihrem Projekt „Öffentlicher Verkehr im Rhätischen Dreieck“ (Postautolinie Zernez-Mals mit Anbindung an die Vinschgerbahn) die Jury überzeugen. Der Preis war vom Verkehrs-Club der Schweiz und dem Schweizerischen Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verband mit Unterstützung des Verbandes öffentlicher Verkehr ausgeschrieben worden. Zwölf Projekte waren eingereicht worden. Die Preisverleihung erfolgte am 16. November in Landquart in Graubünden. Ausgezeichnet wurde nicht ein neues, innovatives Produkt, sondern das Zusammenspiel über die Landesgrenze hinweg. Als die Vinschgerbahn neu eröffnet wurde, führten die Verantwortlichen die Postautolinie von Zernez nach Müstair über die Landesgrenze nach Mals weiter. In seiner Laudatio nannte Jury-Mitglied Kurt Metz die Ergebnisse dieses neuen Systems schlicht „berauschend“ und wusste zudem: „PostAuto Graubünden führt ab 20. Mai 2006 im Anschluss an den Halt des Engadin Stars aus Landquart ab Zernez einen Schnellbus nach Mals, der die Reisezeit Zürich–Meran auf 4,5 Stunden reduziert.“ Der zuständige Regierungsrat des Kantons Graubünden Stefan Engler gab seiner Freude über den Innovationspreis Ausdruck. Auch der Ressortverantwortliche des Landes Südtirol Gianfranco Jellici freute sich über die Lorbeeren aus der Schweiz und lobte die gute grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Nationalrat Andrea Hämmerle würdigte – als dessen Präsident – insbesondere die positiven Auswirkungen der verlängerten Postautolinie für den Nationalpark. Das neue Angebot besteht in einem stündlichen Postautokurs ab Zernez durch den Schweizer Nationalpark, über den Ofenpass und durchs Val Müstair an die Grenze zu Südtirol. Jede zweite Stunde fährt das Schweizer Postauto weiter durch das mittelalterliche Städtchen Glurns nach Mals. Hier besteht Anschluss an die wieder auferstandene Vinschgerbahn. Bei Projekteingabe war ein stündlicher Taktfahrplan vorgesehen - mittlerweile verkehrt an Werktagen zusätzlich alle zwei Stunden ein RegioExpress. Einen wesentlichen Beitrag zum betrieblichen Konzept der Vinschgerbahn leisteten auch Schweizer Unternehmen. Acht Gelenktriebwagen für 108 Reisende und 15 Fahrräder stammen aus dem Hause Stadler. General- und Halbtaxabonnemente gelten bis Mals. Tageskarten für die Bahn und Event Cards - Zug + Mietvelo für einen Tag - sind sowohl an den Bahnschaltern der Rhätischen Bahn in Zernez und Scuol-Tarasp wie auch beim Postautochauffeur erhältlich. Der Start der neuen Epoche des öffentlichen Verkehrs zwischen Zernez und Meran brach am 5. Mai 2005 an. Die bereits am Tag der Jury-Sitzung am 30. August 2005 vorliegenden Resultate des grenzüberschreitenden Systems überzeugten. Mittlerweile sind sie „berauschend“: Die Postautokurse müssen bis zu dreifach geführt werden; im Rekordmonat Oktober benützen im Tagesdurchschnitt 250 Reisende die neue Postautostrecke zwischen Müstair, Glurns und Mals; allein im September und Oktober fuhren jeweils über 130.000 Passagiere pro Monat mit der Vinschgerbahn, das ergibt eine durchschnittliche Sitzplatzauslastung von über 80 Prozent, die Früh- und Spätzüge eingerechnet. „Das öffentliche Verkehrsangebot im Unterengadin, durch das Val Müstair und im Vinschgau weist eine Dichte und Qualität auf, wie wir sie sonst nur im Schweizer Mittelland kennen“, sagte Kurt Metz. Die geplanten Fahrplanverbesserungen im „Rhätischen Dreieck" von Mals über den Reschenpass nach Nauders – Martina – Scuol an die Rhätische Bahn sowie nach Landeck an der Strecke Buchs SG – Innsbruck seien weitere, realistische Perspektiven. Im Fahrplanheft Italien der SBB (Schweizerische Bundesbahnen), gültig ab 11. Dezember 2006, gibt es ein neues Fahrplanfeld Zürich – Meran. „Das ÖV-Angebot im Rhätischen Dreieck weist Vorbildcharakter auf, der Gewinn des Innovationspreises Öffentlicher Verkehr 2005 ist verdient“, schloss Metz. In der Publikumsumfrage hatte das Projekt „Bahn und Bus aus einem Guss“ des Amtes für öffentlichen Verkehr des Kantons Zug am meisten Stimmen bekommen. Jury-Anerkennungen erhielten ausserdem die S-Bahn Bern für ihren Kinderhütedienst „Chinderbahnhof“ und die Kommission Noctambus aus Genf für ihr gleichnamiges Gewaltverhinderungsprojekt. Die Nachtbusse NOCTAMBUS bringen seit nunmehr 10 Jahren am Wochenende zwischen Mitternacht und fünf Uhr Morgens die Nachtschwärmer im Kanton Genf, sowie in zwei französischen und 13 waadtländischen Gemeinden heimwärts. Ein Team von Moderatoren begleitet die Busse und gibt Auskunft über Tarife, Fahrpläne und das Liniennetz. Thomas Widmann freut sich Auch Mobilitätslandesrat Thomas Widmann freut sich darüber, dass die Vinschgerbahn als Teil des Projekts „Öffentlicher Verkehr im Rhätischen Dreieck“ ausgezeichnet wurde. „Da wir die Qualitätsansprüche und Fachkompetenz der Schweiz besonders im Verkehrsbereich kennen und schätzen, sind wir über die Auszeichnung besonders stolz“, sagt Widmann. Entgegengenommen hat den Preis Widmanns Ressordirektor Gianfranco Jellici. Neben Jellici waren auch Bahndirektor Ewald Fischnaller, SAD-Generaldirektor Piero Maccioi, der Leader-Gesamtkoordinator Helmuth Pinggera und Carmen Müller („Vinschger Bahnjournal“) zur Preisverleihung nach Landquart gereist.

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