Links Projektleiter Tino Zanetti aus Poschiavo, rechts Regionalpräsident Georg Fallet aus Müstair; Foto MAD

Nein zur Fusion der Gemeinden des Val Müstair

Publiziert in 15 / 2008 - Erschienen am 23. April 2008
Alle sechs Gemeinden des Val Müstair haben am Freitag in getrennten Versammlungen über eine Fusion der Gemeinden zur Gemeinde Val Müstair abgestimmt. 527 Stimmberechtigte sprachen sich für die Fusion aus, 105 dagegen. Trotz dieser sehr klaren Zustimmung gilt aber das Projekt als gescheitert, da sich die Gemeinde Lü mit 18 zu 17 Stimmen bei einer Enthaltung gegen die Fusion aussprach. Für ein Ja braucht es aber im Prinzip die Zustimmung aller Gemeinden. Im Val Müstair herrschte am Freitagabend Aufbruchstimmung, als die zustimmenden Resultate von Müstair, Sta. Maria, Valchava, Fuldera und Tschierv bekannt wurden. Der Ja-Stimmen-Anteil lag insgesamt bei 83 Prozent. Die höchste Zustimmung erfuhr die Fusion in Tschierv mit 96 Prozent, gefolgt von Müstair mit 94 Prozent und Sta. Maria mit 86 Prozent. Auch in Valchava und in Fuldera gab es sehr deutliche zustimmende Resultate. Die positive Stimmung verwandelte sich schlagartig in Konsternation, ja sogar in Wut, als nach langem Warten das negative Ergebnis von Lü bekannt wurde. Man wusste, dass es in Lü knapp werden könnte, hoffte aber bis zuletzt auf ein Ja. Die verantwortlichen Politiker, allen voran der Präsident des Regionalverbandes Val Müstair, Georg Fallet, und der Gemeindepräsident von Tschierv, Mario Gross, verurteilten mit klaren Worten das Vorgehen der Stimmbürger und Stimmbürgerinnen von Lü, die sich nur allzu oft quer zu den anderen Gemeinden stellten. In Lü anderseits befürchtet man nach einer Fusion der Gemeinden zu kurz zu kommen. Wiedererwägung? Das Abstimmungsergebnis ist wohl eines der schlechtesten, dass es geben konnte, sowohl für die Verlierer, aber auch für die Gewinner der Abstimmung. Diese stehen nun unter einem riesigen Druck der zustimmenden Gemeinden und der Bevölkerung des Val Müstair im Allgemeinen, die sich von einer Gemeindefusion sehr viel erwarten. Darum wurde auch bereits bekannt, dass die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Lü nächsten Donnerstag zu einer zweiten Gemeindeversammlung einberufen werden, an der über eine Wiedererwägung des getroffenen Entscheids beraten wird. Dafür braucht es eine Zweidrittelmehrheit. Sollte Lü nicht auf seinen Entscheid zurückkommen, muss die Gemeinde damit rechnen, dass die anderen Gemeinden gleich fusionieren und Lü allein gelassen wird. Die Aussichten für einen Alleingang sind aber denkbar schlecht, da der Kanton den kleinen Gemeinden immer mehr den Geldhahn zudreht. Der Gemeindepräsident von Lü, Severin Luzzi, jedenfalls sieht darin keine Perspektiven. Nach dem negativen Entscheid seiner Mitbürger zur Fusion hat er darum am vergangenen Freitag seine sofortige Demission eingereicht. Jon Manatschal
Jon Manatschal

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