Das Erlernen neuer Techniken und  die Schulung handwerklicher Fähigkeiten gehören zum Modellbahnbau dazu

Modellbahnler in vierter Generation

Publiziert in 39 / 2008 - Erschienen am 5. November 2008
Schlanders – Wenn der 24-jährige Simon Fuchs am ­Wochenende zuhause in den Hobbykeller abtaucht, vergisst er Zeit und Raum. Er ist ein begeisterter Modelleisenbahnbauer, und dies in vierter Generation! Bereits sein Urgroßvater und sein Großvater liebten die dampfenden ­Eisenbahnen, die keuchend und spuckend ihre Runden drehten, doch sie hatten keine Zeit für dieses Hobby. Vater Helmut und nun auch Simon nehmen sich die Zeit, denn sie finden im Modelleisenbahnbau den Ausgleich zum Unternehmerberuf. „Beim Basteln können wir abschalten“, erzählte Simon Fuchs kürzlich dem „Vinschger“. „Der Vinschger“: Wie wird man Modelleisenbahnbauer? Simon Fuchs: Mir wurde diese Leidenschaft schon in die Wiege gelegt. Bereits mit einem Jahr habe ich die erste Modelleisenbahn bekommen. Ich habe immer gemeinsam mit meinem Vater gebastelt und so wurde schon früh die Begeisterung dafür in mir geweckt. Mit sechs Jahren war ich bereits Mitglied im Modelleisenbahnclub Schlanders und konnte es kaum erwarten, die Modelleisenbahnzeitschriften endlich auch lesen zu können. Mit zehn baute ich mit Hilfe meines Vaters die erste Anlage, als Zwölfjähriger besaß ich bereits die erste völlig selbständig gebaute Anlage. Hatten Sie bereits persönliche Erfolge? Simon Fuchs: Bei der Jubiläumsausstellung im Jahre 1996 habe ich in der Kategorie „Jugend“ den ersten Platz belegt. Ich habe mit meinen Anlagen an zahlreichen Modelleisenbahnmessen in der Schweiz, in Verona, auf der Freizeitmesse in Bozen teilgenommen. Wird Ihr Hobby nicht vielfach als „kindisches Zugelefahren“ angesehen? Simon Fuchs: Es gibt Leute, die stellen sich darunter das Legozugspielen auf dem Wohnzimmerteppich vor, aber damit hat der Modelleisenbahnbau überhaupt nichts zu tun. Wir versuchen, die Realität so perfekt wie möglich im Kleinen darzustellen; darin liegt der große Unterschied zwischen einer Spielzeugeisenbahn und einer Modelleisenbahn. Wie viele Mitglieder hat der Modelleisenbahnclub Schlanders? Teilen Sie Ihre Leidenschaft auch mit Gleichaltrigen? Simon Fuchs: Gegründet wurde der Club im Jahre 1986 von drei Mitgliedern, im Jahre 2007 waren es 84, davon 36 Jugend­liche. Die Zahl der Jugendlichen hat sich in den letzten Jahren verdreifacht, wozu besonders die Jugendkurse beigetragen haben. Diese Einführungskurse sind gratis; gemeinsam mit dem Jugend­betreuer bauen die Jugendlichen eine eigene Anlage. Dabei sind sie ganz fasziniert. Worin liegt denn die besondere Faszination? Simon Fuchs: Es gibt zwei Schwerpunkte: zum einen die Technik, zum anderen die Kunst. Der Modelleisenbahnbau verlangt Planung, Zeichnen, Holzverarbeitung, Metallverarbeitung, Elektronik, Feinmechanik, Fotografie. Weiters das künstlerische Gestalten eines Geländes, einer Landschaft, die Farbgebung und Verwitterung. Modell­eisenbahnbau ist kreatives Gestalten und die originalgetreue Umsetzung der eigenen Traumwelt im Kleinen. Die diesjährige Modelleisenbahnausstellung am 8. und 9. November im Kulturhaus von Schlanders ist den Schmalspurbahnen aus aller Welt gewidmet. Was ist daran besonders? Simon Fuchs: Jede Ausstellung hat ein anderes Thema. Dieses Jahr haben wir die Schmalspurbahnen gewählt. Durch die geringe Spurweite der Schmalspurbahnen können engere Kurvenradien realisiert werden, was in Gebirgsgegenden und bei Werksbahnen häufig erforderlich ist. Die Rittnerbahn, die Dolomitenbahn, die Grödnerbahn, die Rhätische Bahn und die Laaser Marmorbahn sind einige der typischen Schmalspurbahnen, die bei uns bekannt sind. Dazu kommen noch zahlreiche Modelle aus dem Ausland. Woher kommen die Aussteller? Erwarten Sie viel Fach­publikum? Simon Fuchs: Unsere Ausstellung, die alle drei Jahre stattfindet, ist international ausgerichtet. Wir haben Teilnehmer aus dem italienischen Raum, aus Südtirol und dem benachbarten Ausland. Die Modelleisenbahnausstellung in Schlanders hat einen Riesenstellenwert in der Szene. Es kommen sicher wieder viele Besucher aus ganz Europa. Fahren Sie gerne Zug? Simon Fuchs: Eigentlich sehr gern. Aber seit ich ein eigenes Auto habe, viel weniger. Interview: Ingeborg Rechenmacher

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