Für die Wissenschaft und für sich selbst
Publiziert in 27 / 2011 - Erschienen am 13. Juli 2011
Schlanders – In Kürze werden alle volljährigen Schlander-
serinnen und Schlanderser eine persönliche Einladung zur Teilnahme an der Gesundheitsstudie CHRIS erhalten. Was es mit dieser Gesundheitsstudie auf sich hat, die in Schlanders beginnt und später auf den ganzen Vinschgau sowie das gesamte Land ausgedehnt wird, und welch wertvollen Beitrag die Teilnehmer/innen für die Wissenschaft und sich selbst leisten können, wurde kürzlich bei einer Informationsversammlung in Schlanders erklärt.
Die Abkürzung CHRIS steht für „Cooperative Health research in South Tyrol“. Das klingt zwar recht wissenschaftlich, doch das, was dahinter steckt, ist relativ einfach und lässt sich vereinfacht so zusammen fassen: alle, die sich an der Studie beteiligen, leisten einerseits einen Beitrag für die Wissenschaft, die immer stärker international vernetzt ist, und tun andererseits auch etwas Gutes für die eigene Gesundheit. Das Ziel, das die Forscher und Ärzte des neuen Zentrums für Biomedizin an der EURAC in Bozen in Zusammenarbeit mit dem Sanitätsbetrieb, den Hausärzten und dem Krankenhaus Schlanders verfolgen, ist es, weit verbreiteten Volkskrankheiten auf die Spur zu kommen: Wie stark sind Herzkreislauf-Erkrankungen und neurologischen Erkrankungen wie Parkinson in der Bevölkerung vertreten? Inwieweit hängen die Erkrankungen von der Genetik ab, welche Rolle spielt der Lebensstil, die Umwelt, die Ernährung? Primar Hermann Zingerle (Innere Medizin im KH Schanders),
der die Info-Versammlung moderierte, informierte einleitend über die Ausstattung eigener Räume im neuen Trakt des Schlanderser Krankenhaus, wo die Teilnehmer untersucht werden. Dass die Studie, deren Durchführung in Schlanders rund 2 Jahre dauern wird, im Vinschgau beginnt, kommt laut Zingerle nicht von ungefähr, zumal im Vinschgau bereits das Forschungsprojekt GenNova mit großem Erfolg in Langtaufers, Stilfs und Martell durchgeführt worden ist. „Auch bei dieser neuen Studie geht es einerseits um Forschung, zusätzlich dazu aber bringt diese Studie den Teilnehmern auch konkrete Vorteile, speziell im Sinne der Gesundheitsvorbeugung,“ sagte Peter Pramstaller, der wissenschaftliche Leiter des Zentrums für Biomedizin und Leiter der Studie.
Auf den genauen Ablauf der Studie und die konkreten Vorteile für die Teilnehmer gingen mehrere EURAC-Mitarbeiter ein. Die Teilnahme ist freiwillig. Jeder kann jederzeit sagen, welchen Untersuchungen er sich unterziehen möchte. Weiters können die Teilnehmer jederzeit aussteigen. Zum Auftakt werden die Teilnehmer im Zuge eines Gesprächs ausführlich informiert. Die Untersuchungen selbst (Blut- und Urinprobe, Blutdruck, Schmerzmessung, EKG usw.) dauern insgesamt ca. 3,5 Stunden. Alle Befunde und Ergebnisse werden den Teilnehmern ausgehändigt. Sollte sich herausstellen, dass kritische Werte vorliegen oder zum Beispiel „versteckte“ Diabetes-Erkrankungen oder Herzrhythmusstörungen festgestellt werden, werden die Betroffenen informiert. „Dies kann im Sinne der Prävention sehr hilfrich sein“, sagte Helmuth Weiss, Internist am Krankenhaus in Schlanders und klinischer Koordinator der Studie.
Ein Teil des biologischen Materials, das die Teilnehmer zur Verfügung stellen, kommt für wissenschaftliche Auswertungen und Vergleiche mit Forschungsergebnissen aus aller Welt an die EURAC nach Bozen, „wobei die Anonymität sowie der Schutz und die Sicherheit der Daten und Laborwerte gewahrt und garantiert werden“, wie Maurizio Facheris, der wissenschaftliche Verantwortliche der CHRIS-Studie, und weitere EURAC-Mitarbeiter bestätigten.
Begrüßt hat die Durchführung der langfristig ausgelegten Gesundheitsstudie und speziell den Auftakt in der Gemeinde Schlanders Bürgermeister Dieter Pinggera: „Wichtig ist, dass diese Studie über rein klinische Test hinausgeht und auch den Lebensstil unter die Lupe nimmt.“ Laut Andreas Fabi, dem Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes, gehört auch die Forschung zu den Schwerpunkten der klinischen Reform. Von den Ergebnissen der Studie dürfe man sich wertvolle Indikatoren zur Vorbeugung und auch Behandlung chronischer Krankheiten erwarten.
„Im Krankenhaus sind alle rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen für die Durchführung der Studie getroffen,“ bestätigte Gottfried Federspiel, der Verwaltungsleiter des Gesundheitsbezirks Meran. Worauf Peter Pramstaller, der „Motor“ und Leiter der CHRIS-Studie, und alle Beteiligten hoffen, ist eine rege Teilnahme der Schlanderser/innen. Hansjörg Gluderer gab sich im Namen der Hausärzte optimistisch: „Die Vinschger haben sich schon beim GenNova-Projekt zahlreich beteiligt und werden sicher auch dieses Mal bereit sein, einen kleinen Beitrag für die Wissenschaft und ihre eigene Gesundheit zu leisten.“ Die Bedeutung der Grundlagenforschung, die mit der CHRIS-Studie betrieben wird, sei nicht hoch genug einzustufen. „Wir als Hausärzte sind jedenfalls alle begeistert und werden unser Bestes tun, um die Leute zu informieren und zum Mitmachen zu motivieren“, so Gluderer.
Josef Laner