Energieautarker Vinschgau
Publiziert in 35 / 2009 - Erschienen am 7. Oktober 2009
Prad – Eine möglichst eigenständige Energieversorgung auf allen Ebenen ist ein Traum, der im Vinschgau schon seit Jahren geträumt wird und der mittlerweile schon weit mehr ist als nur ein Traum. Neue Impulse und weitere Anregungen für eine möglichst selbstständige, soziale, ökologisch verträgliche und Wertschöpfung schaffende Energieversorgung darf man sich von der internationalen Tagung „Energieautarker Vinschgau – Vision oder Utopie“ erwarten, zu der die Umweltschutzgruppe Vinschgau in Zusammenarbeit mit dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz und mit Unterstützung mehrerer Organisationen am 24. Oktober 2009 von 9 bis 17 Uhr in das Nationalparkhaus Aquaprad nach Prad einlädt.
Dem Cheforganisator Rudi Maurer von der Umweltschutzgruppe, seinem Mitstreiter Peter Gasser sowie den weiteren Mitorganisatoren ist es gelungen, namhafte und zum Teil international bekannte Referenten, Experten und Diskussionsteilnehmer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und aus Südtirol nach Prad zu holen. Als bildhaftes Symbol für einen energieautarken Vinschgau haben die Organisatoren das Pferde-Denkmal vor dem Kraftwerk Glurns ausgewählt. „Im Mann in der Mitte sehen wir den Vinschger, der die Energieversorgung selbst in die Hände nimmt“, sagte Peter Gasser, der das Tagungsprogramm am 1. Oktober zusammen mit Rudi Maurer und einem Teil der Referenten in der Fernwärmezentrale in Prad den Medien vorstellte.
Die Riege der Referenten kann sich sehen lassen: Hermann Scheer (Mitglied des Deutschen Bundestages, Präsident Eurosolar, Alternativer Nobelpreisträger 1999) spricht über nachhaltige Energiepolitik im 21. Jahrhundert, Wolfram Sparber (Leiter Institut für erneuerbare Energie-Eurac Bozen) über Energieeffizienz und Energieeinsparungspotentiale als Grundlage für eine energieautarke Region, Rudi Rienzner (Geschäftsführer Raiffeisen Energieverband Südtirol) referiert zum Thema „Eine moderne Vision von Friedrich Wilhelm Raiffeisen: Energieversorgung lokal und nachhaltig“, Sepp Noggler (Präsident VEK) spricht über die eigenständige Energieversorgung im Vinschgau als politische Herausforderung, Hans Kronberger (Energieexperte, Vizepräsident Eurosolar International) referiert zum Thema „Die globale Energieversorgung in einer gefährlichen Krise, die Nutzung der Sonnenenergie als Ausweg“, Pascal Jenny (Direktor Arosa Tourismus, Klimaneutrale Tourismusgemeinde Arosa/CH) stellt die Gemeinde Arosa als Vorbild für eine energieautarke Tourismusregion vor, Iris Absenger (Geschäftsführerin Energieregion Weiz-Gleisdorf/A) spricht über Energie und Mensch im Fokus einer Energieregion und Georg Wunderer (Präsident Energie Werk Prad und Raiffeisen-Energieverband) stellt das Prader Energiemodell vor.
Zum Abschluss der Tagung, die übrigens ganztägig von Eberhard Daum moderiert wird, findet um 16 Uhr eine Diskussionsrunde mit den Referenten und weiteren Podiumsgästen statt. Erwartet werden der Energieexperte Wilfried Klaus, der Präsident des Biomasseverbandes Südtirol, Hanspeter Fuchs, der Landtagsabgeordnete Hans Heiss, der Grauner Bürgermeister Albrecht Plangger und Peter Gasser.
Zur Tagung sind alle interessierten Bürger/innen aus ganz Südtirol eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos (Mittagsbuffet inklusive). Anmeldungen sind allerdings aus organisatorischen Gründen bis 17. Oktober erforderlich (Tel. 0471 973700; Fax 0471 976755; E-Mail: umwelt.vinschgau@gmail.com).
Die Vision eines energieautarken Vinschgaus wird von vielen Seiten mitgetragen, und zwar von „Freund und Feind“, wie es Peter Gasser überspitzt formulierte. Mitunterstützt wird die Tagung nicht nur vom Vinschgauer Energiekonsortium VEK, dessen Philosophie sich laut Präsident Sepp Noggler mit der Vision eines energieautarken Vinschgaus zu 100 Prozent deckt, sondern auch vom Energie Werk Prad, dem Südtiroler Biomasseverband, der Landesabteilung Natur und Landschaft sowie der Südtiroler Raiffeisenorganisation.
Der Energiefachmann Georg Wunderer aus Prad sagte, dass die Energie für die Menschen da sein muss und nicht für Spekulationen seitens privater Unternehmer, seitens von Gemeinden oder des Landes. Er erhoffe sich von der Tagung neue Impulse für den weiteren Weg hin zu einer dezentralen, eigenständigen und vor allem auch sozialverträglichen Energieversorgung im Vinschgau.

Josef Laner